Als Flo erwacht, liegt David neben ihm. Er ist wach, sein Blick ist auf die Balken des Zimmers gerichtet. Flo wartet eine Weile und beobachtet, wie sich sein Brustkorb langsam hebt und senkt."Hast du nicht geschlafen?", fragt er nach einer Weile.
Überrascht dreht sich David zu ihm um. Er lächelt. "Nein."
"Warum nicht?"
"Ich habe nachgedacht." Mehr sagt er nicht, also fragt Flo nicht weiter nach. Sie schweigen, aber es ist kein betretenes Schweigen. Eher ein gemeinsamer Moment der Ruhe.
Flo schaut aus dem kleinen Fenster, das auf die Straße hinausgeht. Es ist noch dunkel.
"Hast du schon viel von der Welt gesehen?", fragt er nach einer Weile.
David schweigt einen Moment, als würde er nachdenken, dann antwortet er: "Ich wünschte. Sicher nicht viel mehr als du. Aber ich würde gerne - eines Tages. Nach dem Krieg.
"Ich dachte, es gäbe keinen Krieg."
"Du weißt, was ich meine."
David hat sich inzwischen die Hose angezogen, Hemd und Maltel liegen achtlos neben dem Bett. Wahrscheinlich ist die Kleidung allein mehr wert als die gesamte Einrichtung des Zimmers. Er liegt neben Flo auf dem Bett und trinkt ein Glas Wein, das er sich ins Zimmer hat bringen lassen. Eigentlich bietet das Haus diesen Service nicht an, aber für ihn gelten offensichtlich andere Regeln.
Flo, die nichts als ihre goldene Halskette trägt, liegt in seinen Armen und fährt mit einem Finger vorsichtig die harten Konturen ihres Körpers nach. David scheint es zu gefallen, wie sein entspannter Atem verrät.
Wäre David ein normaler Kunde, würde Flo jetzt panisch in seinem kleinen Zimmer sitzen und angstvoll an die Decke starren. Er hatte es nicht nur nicht geschafft, ihn zum Kommen zu bringen, er hatte es nicht einmal wirklich versucht. Stattdessen hatte er sich verwöhnen lassen. Außerdem hatte er die Wünsche des Kunden abgelehnt, war beleidigend geworden und hatte aufdringliche persönliche Fragen gestellt. Er mag sich gar nicht vorstellen, was passieren würde, wenn Mutter Elaine von seinem Verhalten erführe.
Unwillkürlich blickt er auf die Holzwände des Zimmers. Ob sie hinter diesen Wänden lauerte und jedes Wort mit anhörte? Flo weiß, dass man zumindest in einigen Zimmern durch kleine Löcher in der Wand sehen konnte, was im Raum vor sich ging.
"Ist alles in Ordnung? Du starrst die Wand an, als könnte sie dich umbringen."
"Alles in Ordnung", antwortete Flo, ohne aufzublicken.
"Du sollst nicht lügen. Hast du das schon vergessen? Wovor hast du Angst?"
Flo lacht nur. "Warum bist du so?"
"Wie ich bin?"
"Nicht wie ein Kunde. Ich verstehe immer noch nicht, was du hier suchst."
"Ich habe gefunden, was ich gesucht habe."
Flo löst sich aus der Umarmung und setzt sich auf die Bettkante. "Das hättest du überall finden können. Für dich ist es doch kein Problem, jemanden zum Vögeln zu finden. Ich bin sicher, du brauchst nur fünf Minuten in einer Bar zu sitzen, und schon hast du einen ganzen Haufen hübscher Mädchen, die dich um jeden Preis wollen."
"Ich darf keine Mädchen, erinnerst du dich?"
"Dann eben Jungs." Flo steht auf und sucht auf dem Boden nach seinem Hemd. "Ich bin sicher, du hättest genug gefunden."
"Vielleicht. Aber ich suche nicht einfach jemanden zum Ficken, Flo." Auch David richtet sich im Bett auf. Auf dem Bett sitzend ist er genauso groß wie Flo, der steht und sich das Hemd über die Schultern zieht. Eine angemessene Statur für einen Mann, der gewissermaßen im Alleingang einen Krieg entscheiden soll. Wie Krieger und König in einem.
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Der EINE (bxb)
FantasyEine erotische Fantasy-Geschichte über den Liebhaber des auserwählten Retters. Seit er denken kann, lebt Flo in der lebendigen Stadt Wandershaven unter Verbrechern und Huren. Sein Heim ist ein Freudenhaus, in dem er an den Höchstbietenden verkauft...