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Hailey

Mir rauchte der Schädel. Ich wusste nicht mehr was ich denken sollte.
Ich hatte Smilla erst nicht geglaubt. Ich ging davon aus, dass sie sich über mich lustig machen wollte. Doch sie erinnerte mich daran, dass ich versprochen hatte nicht vorschnell zu urteilen, also bemühte ich mich darum mich an mein Versprechen zu halten.
Sie erzählte mir von Rudeln, Alphas, Lunas, Betas und Gammas. Außerdem erzählte sie mir von Gefährten. Seelengefährten die von der Mondgöttin für einen jeden Wolf bestimmt wurde.
Sie sagte mir, dass ich die Gefährtin von Agnar sei. Das Kribbeln, die starken Gefühle nach so kurzer Zeit, die Anziehungskraft. All das sind wohl ein Resultat aus dem Gefährtenband das mich mit Agnar verbindet. Da Agnar ein Wolf war und noch dazu ein besonders starker, würde er dieses Band wohl um ein vielfaches mehr spüren als ich.
Natürlich hatte ich ihr erst nicht glauben wollen, dass Werwölfe existieren. Aber Smilla bestand darauf mir das Gegenteil zu beweisen. Sie verwandelte sich vor meinen Augen in einen dunkelbraunen Wolf mit einem weißen Ohr. Meine erste Reaktion war Angst, meine zweite Reaktion war Erstaunen. Meine letzte und aktuelle Reaktion ist Trauer.

Smilla hat mich gebeten darüber nachzudenken ob ich mir ein Leben hier vorstellen könne. Sie sagte mir, dass ich mich bei ihr melden soll sobald ich mich entschieden habe.
Sie versprach mir, dass ihr Bruder sicherlich immer an meiner Seite sein würde, mich beschützen würde und mich lieben würde. Es hörte sich natürlich alles perfekt an. Aber sie vergaß einen wichtigen Aspekt vollkommen.

Er hatte mich verlassen. Er sagte, dass er das nicht tun könne. Er sagte es nach unserem Kuss! Er ist weg gelaufen!
Seit ich all die Geheimnisse der Werwölfe kenne und Smilla mich alleine gelassen hat bin ich verzweifelt und kann nicht aufhören zu weinen.
Ich werde keine Entscheidung treffen denn diese hat Agnar schon für mich getroffen.
Wenn er dieses Gefährtenband doch so viel stärker verspürt als ich, somit alle Empfindungen ebenfalls umso stärker spüren müsste, dann wäre er nicht weg gerannt. Dann wäre er hier, würde meine Hand halten und mich bitten zu bleiben. Er wäre hier!
Das er es nicht ist zeigt doch, dass ich wohl einfach nicht die Person bin mit der er dieses Band teilen will.

Mittelteile war die Nacht angebrochen. Ich beschloss in den Garten zu gehen um nach den Nordlichtern zu sehen. Ich hoffte, dass ich wenigstens das noch sehen würde, bevor ich Abreise. Agnar würde ich jedenfalls nicht mehr sehen. Dessen war ich mir bewusst.

Smilla war mittlerweile schon einige Stunden weg. Ich hatte wahnsinnige Kopfschmerzen. Die bekomme ich immer wenn ich weine.
Ich zog mich besonders dick an und ging hinaus in den Garten. Ich sah in den Himmel und hoffte, dass meine Hoffnungen erfüllt werden würden.
Ich stand hier bereits ca. eine Stunde und meine Füße begannen zu schmerzen. Die Kälte fühlte sich gut an. Es fühlte sich an, als würde sie mich ein wenig betäuben. Da sie mir nichts ausmachte setzte ich mich in den Schnee. Schlafen werde ich nicht können, also werde ich hier sitzen und warten.

Agnar

„Du hast was getan?! Dazu hattest du kein Recht! Wie konntest du dich über meinen Befehl hinwegsetzen?!"
Ich war außer mir vor Wut. Wie konnte sie einfach mit Hailey sprechen? Sie hatte einfach kein Recht dazu.
„Agnar! Du hast mir einen Alpha Befehl gegeben, dass ich aufhören sollte mit dir zu diskutieren, nicht aber mich nicht einzumischen! Wage es nicht mir zu sagen, dass ich kein Recht dazu habe! Ich habe JEDES Recht dieser Welt das Leben meines Bruders zu retten! Du hast selbst gesagt, dass du eine weitere Ablehnung nicht überleben wirst! Was glaubst du wird dein Rudel ohne dich tun? Was glaubst du werde ich ohne dich tun?"
Meine Wut versiegte. Es war nicht richtig von ihr. Aber ich konnte es gleichzeitig auch verstehen.
Ich lies ihr mir alle Details ihres Gespräches mit Hailey erzählen. Ich bestand darauf jedes einzelne Wort zu erfahren. Sie durfte weder Mimik noch Gestik auslassen.

All ihre Erzählungen schürten die Hoffnung in mir, bereiteten mir aber gleichzeitig auch Sorge. Sie zweifelte an meinen Gefühlen für sie und gleichzeitig scheint sie schlechte Erfahrungen mit Männern gemacht zu haben.
Beide dieser Aspekte machten sowohl mich, als auch Zane wütend. Zane war rasend vor Wut auf mich, weil ich nicht bei ihr bin um klarzustellen was wir empfinden. Ich war wütend auf jeden Mann dieser Welt der ihr weh getan hatte.

Ich war nervös und rannte immer wieder hin und her. Hailey sagte, sie würde sich bei Smilla melden falls sie eine Entscheidung getroffen hatte. Aber irgendwie spürte ich das etwas nicht stimmte.

Wir sollten los! Wir schauen nur nach dem Rechten! Vielleicht hat sie noch Fragen und vielleicht solltest du auch einfach nochmal persönlich klarstellen, was sie uns bedeutet!

Du hast Recht! Irgendwas scheint da nicht zu stimmen.

Schon kurz hinter unserem Dorf konnte ich ihren Duft vernehmen. Sie musste draußen unterwegs sein. Wäre sie im Haus würde ich sie hier noch nicht riechen können. Es ist fast Mitternacht. Warum war sie draußen unterwegs?
Ich rannte schneller, so schnell ich konnte. Ich hatte Angst, dass sie einem fremden Wolf oder einem schlechten Menschen begegnen könnte. Panik stieg in mir auf als ich am Haus ankam und sie nicht sehen konnte, obwohl ihr Duft so unglaublich stark war. Sie musste hier irgendwo sein!

Ich ging näher auf das Haus zu und plötzlich sah ich sie. Sie lag im Schnee mit dem Gesicht nach oben.
Ich stürmte zu ihr, immer noch in Wolfsgestalt und drehte fast durch.
Warum lag sie hier? Was ist bloß passiert??
Ich verwandelte mich zurück, zog sie in meine Arme und trug sie in meinen Armen ins Haus.
Ich nahm die Decken vom Sofa und legte sie vor den Kamin auf den Boden. Dann lief ich so schnell ich konnte ins Schlafzimmer und holte sowohl Kissen als auch Decken und eilte zurück ins Wohnzimmer.
Schnell warf ich Holz in den Kamin und zündete ihn an.
Ich wusste genau was nun zu tun war. Ich hoffte nur, dass sie mich nicht hassen würde dafür.

Ich zog ihr ihre Winterjacke aus, ihren Pullover, ihr Shirt und ihre Hose aus. Ich lies ihren BH und den Slip an. Ich legte mich mit ihr auf die Decken auf den Boden und zog sie so nah an mich wie ich konnte. Die Decken warf ich über uns. Ich wusste, dass Körper an Körper auch bei den Menschen die beste Möglichkeit war um Jemandes Körpertemperatur zu erhöhen, aber da ich ein Wolf bin sollte es noch besser funktionieren. Immerhin ist meine Körpertemperatur von Natur aus höher als die eines Menschen.
Hailey fühlte sich in meinen Armen an wie eingefroren was mich nervös machte. Dennoch sah ich, dass sie langsam wieder etwas mehr Farbe bekam und nur diese Tatsache sorgte für Hoffnung und einen Anflug von Ruhe in meinem Herzen. Es würde ihr nichts bringen wenn ich vollkommen aufgewühlt war.

Immer wieder flüsterte ich ihr ins Ohr, ob sie mich hören könne oder nicht. Ich sagte ihr, dass ich sie liebe und es ihr bald wieder gut gehen wird. Das ich sie nie wieder loslassen würde. Dass ich immer für sie da sein würde.

Ich hatte vollkommen die Zeit aus den Augen verloren und wusste nicht wie lange wir hier schon so lagen, als sie sich plötzlich regte.
Sie öffnete die Augen und sah mich an.

„Agnar... lauf nicht wieder weg... bitte lauf nicht weg."
Sie sprach ganz leise und dennoch verständlich.

Mir stiegen die Tränen in die Augen. Wie konnte ich nur so dumm sein? Warum hatte ich uns keine Chance geben wollen? Warum habe ich bloß so gehandelt.

„Ich gehe nirgendwo hin. Ich verspreche es dir Hailey! Ich bleibe für immer bei dir!"

Arm in Arm schliefen wir ein.

Frozen MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt