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Agnar

Ich wusch mir die Hände um das Blut dieses dreckigen Abtrünnigen von meinen Händen zu bekommen. Dieser Widerling war stärker als ich es für möglich halten konnte.
Ich hatte ihn verprügelt, immer und immer wieder. Doch er rückte nicht mit der Sprache raus. Er hatte nicht ein Wort gesagt, seitdem er im Kerker war. Nicht ein Wort! Ich wusste nicht mehr weiter und hatte meinen Gamma zu ihm geschickt. Er übernahm quasi die nächste Schicht.
Er musste doch irgendwann reden!

Ich setzte mich auf einen der Stühle im Gefängnistrakt, legte meinen Kopf in die Hände und stützte meine Ellbogen auf meine Knie. Ich brauchte eine Verschnaufpause. Ich wusste nicht mehr, was ich ihm noch alles androhen sollte, damit er redet.

„Was können wir für dich tun Agnar? Lass uns bitte helfen!"
Ich sah nach oben und sah meine Schwester und Bente vor mir stehen.
„Ich wüsste nicht wie. Er war meine einzige Chance. Mein einziger Hinweis wie ich meine Gefährtin zurück bekommen könnte, aber er redet einfach nicht."
„Ich gehe und hole uns allen einen Vodka. Ich glaube jeder von uns könnte das gerade gebrauchen."
Ich hob die Hand und hielt sie auf.
„Nein Smilla! Kein Alkohol. Ich muss bei klarem Verstand bleiben."
Sie seufzte „In Ordnung. Dann hole ich dir etwas kleines zu essen! Du musst bei Kräften bleiben Agnar."
Sie stand auf und ging zu den Treppen.

Bente legte ihre Hand auf meine und ich sah sie an. Komischerweise fühlte sich dieser Körperkontakt unangenehm an. Ich mag Bente. Keine Frage. Aber das fühlte sich gerade wirklich eigenartig an.
„Was hast du nun vor mit ihm? Wirst du ihn töten?"
„Nein niemals. Er wird gefoltert bis er anfängt zu reden. Er wird seine Pausen bekommen um zu heilen, damit es von vorne beginnen kann. Irgendwann wird er reden. Irgendwann redet jeder!"
Sie zögerte etwas.
„Ist das nicht etwas zu grausam Agnar? So bist du doch nicht! Er mag zwar nur ein Omega sein, aber er hat sicherlich dennoch Familie?"

Wie kann sie es wagen????
Zane war außer sich. Genauso wie ich.

„Er hat vielleicht eine Familie??? Bente! Er hat mir MEINE Familie genommen! Er hat mir mein Glück genommen!! Ist das etwa in Ordnung?? Das ist nicht grausam?? Es ist mir egal wie sehr er leidet, denn ich leide um ein vielfaches mehr. ES IST MIR EGAL!"

Ihre Augen waren vor Schreck geweitet und ihr traten Tränen ins Sichtfeld. Ich hatte sie verletzt, aber das hatte sie mich auch. Vor allen in den letzten Wochen kamen immer häufiger verletzende Kommentare. Sieht sie das denn nicht?

„Er hat dir deine Familie genommen? Wir sind doch aber da? Smilla und ich. Wir waren dein Leben lang bei dir. Wir waren immer an deiner Seite, egal was passierte. Hast du uns denn ganz vergessen? Wie lang kanntest du Hailey? Eine Woche vielleicht? Und schon vergisst du uns?!"

Ihre Augen veränderten sich für einen kurzen Moment in Tiefschwarz, bevor sie wieder ihre normale Augenfarbe annahmen.

Bevor ich etwas erwidern konnte, sprang sie auf und ging davon. Sie war eindeutig wütend. Das zeigte schon allein ihr Gang.

Kurze Zeit später stand ich erneut in einem Raum mit diesem Widerling. Ich lies all meinen Frust an ihm aus. Er lag blutverschmiert auf dem Boden, während ich ihn gedankenverloren im Auge behielt.
Ich dachte über das nach, was Bente mir gesagt hatte.
„Er mag nur ein Omega sein"? Das waren doch ihre Worte? Hatte sie das wirklich gesagt?
Woher wusste sie, dass er ein Omega ist? Die Tür zu diesem Raum war quasi eine Tresortür. Eigentlich ging es darum, dass niemand herauskommen kann, sei er noch so stark. Es hatte aber auch den Vorteil, dass er schalldicht war und Gerüche vollständig einschließt. Sie hat es also nicht wittern können. Woher wusste sie es?? In mir stieg eine böse Vorahnung.

Ich ging erneut auf den Abtrünnigen zu, hockte mich zu ihm hinunter und sah ihm in die Augen.
„Sag es mir. Warum habt ihr dieses Ablenkungsmanöver für Bente gemacht?"
Es geschah das, wovor ich Angst.
Er weitere seine Augen vor Verwunderung, als ich ihren Namen erwähnte.
Es war mir bereits Bestätigung genug, aber er begann endlich zu sprechen.
„Woher weißt du es? Warum bin ICH hier und nicht SIE wenn du es doch weißt?"
„Ich wusste es nicht. Aber du hast es mir soeben bestätigt. Also sprich nun. Warum habt ihr ihr geholfen??"
„Sie werden mich umbringen! Ich hatte nichts sagen dürfen.."
Ich unterbrach ihn und packte ihn am Hals und zog ihn hoch. Er stöhnte vor Schmerzen und begann zu röcheln.

Frozen MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt