Hailey
Ich lag auf dem Boden in der Ecke meiner Zelle und bewegte mich nicht. Immer wenn ich mich bewegte bemerkte mich einer der Wächter oder auch sie und ich schien sie daran zu erinnern, dass sie heute noch nicht grausam genug zu mir waren.
Meine Beine waren mit Fessel an der dreckigen gemauerten Wand befestigt. Ich hatte mich schon lange an den Schmerz des reibenden Metalls über meine Fesseln gewöhnt.
Woran ich mich nicht gewöhnen konnte, waren die Schläge und Tritte die ich täglich bekam.
Außerdem machte mir meine ständige Übelkeit noch mehr Probleme. Ich wusste genau was es bedeutete. Ich habe endlich meinen Traum einer Schwangerschaft erfüllt bekommen. Ich hätte so glücklich sein können. WIR hätten so glücklich sein können. Ich wusste genau, dass Agnar sich gefreut hätte. Allerdings hatte ich nie gedacht dabei in einem Kerker zu stecken und keinen Ausweg zu sehen. Wäre es nur im mich gegangen, hätte ich die Hoffnung schon lange aufgegeben. Nun aber war ich auch für das Lebewesen in mir verantwortlich. Ich darf auf keinen Fall die Hoffnung verlieren.
Ich wusste nicht genau wie lange ich hier unten schon eingesperrt war, aber es mussten mehrere Wochen sein. Vielleicht sogar Monate? Ich sorgte mich um Agnar. Er hatte schon durch seine letzte Gefährtin Schmerzen ertragen müssen und kam damit nur schwer klar. Ich hoffte nur es ginge im gut. Unserem Kind zuliebe hoffte ich, er würde uns finden.Jeder Tag lief gleich ab. Ich wachte auf, wartete einige Stunden, dann kam ein Wächter der mich verprügelte und auf mich spuckte und mir im Anschluss ein trockenes Stück Brot hinwarf. Aber sollte ich mal zu laut sein, weil ich weinte oder jammerte, dann wiederholten sie die Schläge gerne erneut.
Ich war bereits übersät mit blauen Flecken, einigen bereits älteren die bereits abheilten und andern, die tief lila auf meiner Haut prangten.
Ich war mir sicher, dass ich auch mindestens eine gebrochene Rippe hatte und ich hoffte sehr, dass sie meinem Kind nicht schaden könnte.Ich sagte mir immer wieder, dass sie mich nicht brechen dürfen. Ich versuchte in Gedanken bei Agnar und unserem Kind zu bleiben.
So dumm es klingt aber ich war dankbar, dass ich so fett bin. Ich versuchte immer mich einzurollen und so meinen Bauch vor Tritten der Wächter zu schützen aber ich konnte leider nicht alles von ihm abgehalten. So war ich froh, dass ich eine große Fettschicht hatte und hoffte, dass diese mein Baby wie in einen Stoßdämpfer hüllte.Meine Tracht Prügel hatte ich für heute bereits erhalten. Vor mir lag das trockene Brot und eine Flasche Wasser. Ich fragte mich, wie jeden Tag, warum sie mich am Leben erhielten. Warum ich hier war hatte ich aber mittlerweile verstanden.
Es war ganz offensichtlich, dass die Anführerin in dieser Geschichte bereits seit vielen Jahren hoffnungslos in Agnar verliebt war. Ich hatte einen Wächter gehört, der sie „Bente" nannte.
Sie wollte mich nur aus dem Weg schaffen, da war ich mir ganz sicher.
Alle paar Tage kam sie zu mir, kratzte mir den Arm auf und erzählte mir dabei wie ekelhaft ich bin. Sie versuchte mich mit ihren Worten zu verletzen. Wie wenig ich zu Agnar passen würde und wie sehr er doch gestraft sei mit mir als seiner Gefährtin. Sie sagte mir viele grausame Dinge, und fragte mich, ob ich mich nicht irgendwann umbringen wollen würde.
Mein Leben lang wurde ich beleidigt und gemobbt. Natürlich hatte sowas noch nie im Leben Jemand zu mir gesagt, aber erstaunlicherweise trafen mich ihre Worte überhaupt nicht. Sie war vollkommen verzweifelt und ganz offensichtlich psychotisch. Ich bin mir sicher, Agnar weiß nicht mal etwas von ihren Psychosen. Ich hoffte nur, sie würde ihm nichts tun, wenn sie dann vollkommen durchdrehen würde.Die Tür öffnete sich und sie trat ein. Es war also mal wieder soweit. Ich bereitete mich bereits auf die verbalen Grausamkeiten vor, als sie die Tür der Zelle aufriss und mit tiefschwarzen Augen auf mich niederstarrte.
„DU!!!! Du hättest niemals in sein Leben treten sollen! Ich hatte ihn fast soweit! Erst diese Schlampe Charlotte und nun du! Charlotte war zum Glück ein leichtes! Sie hatte sowieso viel zu viel Angst vor uns Wölfen. Da musste ich nur einmal meinen Onkel und seine Freunde bitten in die Nähe des Rudels zu kommen, damit direkt Alarmbereitschaft aufgrund der „ach sooo schlimmen Abtrünnigen" entstand. Das allein hatte schon gereicht ihre Abscheu und Angst so weit zu steigern, dass sie ihn freiwillig ablehnte und ging. Hat ja keiner ahnen können, dass Agnar so viele Jahre darunter leiden würde. Ich hatte ihn aber schon fast soweit! Sicherlich wäre es bald auf die Idee gekommen sich einfach eine Gefährtin zu wählen. Der logische Schluss wäre ich gewesen! Bis du kamst! Du hast alles zerstört!!! Er hat mich heute angeschrien! Das hat er noch nie getan! Das nur wegen dir! Du ekelhafter Fettkloß!!! Das ich mich überhaupt mit sowas wie dir messen muss!!!"
Sie ging auf und ab und schien zu grübeln, während mir ihre Worte einen weiteren Hoffnungsschimmer gaben. Agnar hatte mich nicht verlassen. Er hat mich nicht vergessen und er denkt immer noch an mich.
Gleichzeitig bekam ich unsagbare Angst aufgrund ihrer Erklärung zu Charlotte. Wäre Charlotte tatsächlich auch so gegangen ohne die Einmischung von Bente? Wird Agnar mich noch haben wollen wenn er das erfährt? Warum sollte er seine zweite Wahl nehmen, wenn es doch noch Hoffnung geben könnte die erste Wahl zu überzeugen? Sie würde sich sicher an all dieses Werwolfzeug gewöhnen genauso wie ich es tun wollte. Vielleicht wäre das der richtige Weg für ihn?
Leise liefen mir die Tränen herunter. Ich würde ihn verlieren. Entweder sterbe ich hier oder er würde mir vermutlich Charlotte vorziehen. Ich versuchte leise zu bleiben und mir blieb ein tiefer Schluchzer im Halse stecken.
Ich durfte nichts tun, um sie noch mehr zu reizen.
Doch natürlich merkte sie es. Sie fing an zu lachen wie eine Wahnsinnige und spottete über mich.
„Du schwacher ekliger Mensch! Weinst du etwa schon wieder?! Mach dir keine Gedanken! Du wirst nicht mehr lange einen Grund zur Trauer haben. Ich ertrage es sowieso nicht dich hier ewig zu behalten. Ich werde dafür sorgen, dass ihm ein Ultimatum gesetzt wird. Entweder er markiert eine Andere, oder er wird deinen Kopf auf dem Silbertablett serviert bekommen! Ich weiß genau, er würde niemals eine andere Frau in Betracht ziehen außer mir! Er steht keiner Frau näher als mir. Jedenfalls nicht wenn man Smilla außer Acht lässt."Sie kam auf mich zu, zog mich an beiden Handgelenken zu ihr hoch und spuckte mir ins Gesicht. Ich versuchte mich nicht zu regen und lies die Augen geschlossen.
„Sieh mich gefälligst an wenn ich mit dir rede!!!"
Sie drückte meine Hände so fest bis meine linke Hand mit einem lautstarken Knacken nachgab. Ich keuchte während sie erneut in ihr gruseliges Lachen verfiel.
„Du bist wie aus Pappe. Einfach vieeeel zu schwach und zerbrechlich! Vielleicht sollte ich ihm einen Anreiz schicken. Wie wäre es mit einem deiner dreckigen Fing..."
Die Tür stieß plötzlich auf und einer der Wächter stürmte in das Verließ.
„Bente!!! Sie haben Geir!!! Der Alpha hat ihn gefunden und mitgenommen!!!"Sie ließ mich fallen und fing an zu fluchen. Ich fiel zu Boden und stöhnte vor Schmerzen. Mir tat sowieso schon jeder Teil meines Körpers weh und nun auch noch meine Hand. Ich sah Umrisse ihrer Hand auf meiner und wusste genau ich würde weitere blaue Flecken davon erhalten.
Sie begannen sich auf Norwegisch zu unterhalten und ich verstand kein Wort. Ich hatte aber sowieso Schwierigkeiten mich auf etwas anderes zu konzentrieren als auf meine Schmerzen. Ich hörte aber, dass sie zwischenzeitlich immer mal wieder in die englische Sprache wechselten. Ich bekam nur Bruchstücke mit aber ich hörte etwas wie „... zu schwach..." und „... verraten...".
Sie schritt entschlossen wieder auf mich zu und trat mir mit voller Wucht ins Gesicht. Ich hörte ein erneutes Knacken und hatte Mühe mich zu konzentrieren. Mein Kopf pochte und plötzlich schien sich der Raum zu drehen. Mir wurde schlecht und ich erbrach mich auf den Boden.
Bevor ich den nächsten Atemzug nehmen konnte, spürte ich einen festen Schlag auf meinen Hinterkopf und es wurde alles schwarz.
DU LIEST GERADE
Frozen Mate
WerewolfHailey ist eine 30 jährige Frau, die die Hoffnung auf Liebe und eine eigene Familie bereits aufgegeben hat. Entschlossen ihren Traum von der Mutterschaft ohne Mann zu erfüllen bucht sie nicht nur einen Termin in einer Kinderwunschklinik für Singles...