"Lass uns erstmal hier raus.", Ben nahm mich sanft am Arm und führte mich auf schnellstem Wege aus dem Laden heraus. Er hetzte die Straße zu unserem Haus entlang ohne dabei den Griff von meinem Arm zu lösen. Die ganze Zeit drehte er sich hektisch um, um sicher zu gehen, dass uns niemand folgte.
Als ich den ersten Schock heruntergeschluckt hatte, kam die Wut.
"Jetzt bleib doch mal stehen!", fuhr ich ihn an und schüttelte seine Hand ab. "Kannst du mir mal erklären was das gerade war? Was wollte der Mann von mir?"
"Lass uns einfach weiter gehen. Ich erzähle es dir sofort, wenn wir Zuhause sind.", zischte er und wollte mich weiter ziehen, doch ich blieb wie ein bockiges Kind stehen. Dann wurde sein Blick etwas sanfter.
"Freya, bitte. Ich möchte es dir in Ruhe erzählen und nicht mitten auf der Straße. Lass uns nach Hause.", bat er mit leiser Stimme, sodass niemand auf uns aufmerksam wurde. Ich seufzte genervt und gab nach. Meine Beine fühlten sich noch schwach an von dem Schock und es fiel mir schwer mit seinem Tempo mitzuhalten.
Erst als wir im Flur unseres Hauses standen und Ben die Tür hinter uns schloss, schien er sich zu entspannen. Er legte seinen Hände auf meine Schultern, sodass ich mich ihm zugewandt war. Seine Augen bohrten sich in meine und er holte tief Luft. "Der Mann eben im Supermarkt ist... er ist unser Boss und dieses Haus gehört ihm. Wir alle können nur hier leben, wenn wir für ihn arbeiten."
"Das hier ist nicht euer Haus? Und was meinst du mit arbeiten?", fragte ich ungläubig, obwohl ich mir die Fragen selber beantworten konnte.
Ashton drückte mich auf die Treppe, damit ich mich hinsetzte.
"Wir alle verkaufen die ein oder andere illegale Substanz.", sagte Ben leise und wandte den Blick an. Ich sah wie er sich schämte.
"Oh Gott ich hatte Recht.", murmelte ich und fuhr mich unruhig durch die Haare als ich spürte wie eine Welle Emotionen anrollte.
"Und ich soll jetzt auch irgendwelchen Leuten irgendwelche Pillen und Pulver verkaufen, damit sie am Ende daran sterben oder was?", rief ich aufgebracht.
Ich war nicht mal wütend auf Ben oder sonst jemanden. Ich war wütend über diese Situation in die ich mich schon wieder gebracht hatte. Ich wollte mir ein ehrliches und sicheres Leben aufbauen und keine Drogen verkaufen. Ich brauchte frische Luft, sprang von der Treppe auf und wollte zur Tür gehen. Doch Ashton hielt mich auf. "Lass mich los verdammt.", zischte ich als sich seine Hand erneut um meinem Arm legte. Ich drehte mich um und funkelte ihn an. In seinen Augen konnte ich sehen, dass meine Worte und meine Stimme ihn getroffen hatte.
"Hör mich doch erstmal zu bevor du über das Alles urteilst.", wendete Ashton verzweifelt ein, aber meine Wut war zu übermächtig.
"Ihr habt es mir die ganze Zeit verheimlicht. Ich lebe in dem Haus eines Drogenbarons! Du weißt doch selber, dass ich gerade erst aus so einer beknackten Einrichtung für straffällige Teenager gekommen bin. Ich hatte euch vertraut. Ich hatte dir vertraut, verdammt.", rief ich. Tränen traten mir in die Augen und ich gab mir größte Mühe sie wegzublinzelnd.
"Sei doch mal froh, dass du ein Dach über dem Kopf hast. Du redest immer nur darüber wie schlimm deine Vergangenheit war, aber meine war genauso beschissen. Meine Mutter ist früh gestorben und mein Vater war ein Säufer. Ich wurde von einer Pflegefamilie in die nächste gegeben bis ich 16 war und abgehauen bin. Das Dealen war mein einziger Ausweg. Glaubst du ich mache das gerne? Ich würde auch lieber an einem College studieren und am Wochenende meine Eltern aufm Land besuchen".. Er sah mich inzwischen genauso wütend an wie ich ihm. Ich schluckte und meine Brust zog sich zusammen. Ich fühlte mich plötzlich sehr erschöpft.
"Ben....es tut mir leid. Ich bin einfach verzweifelt. Wo soll ich denn jetzt hin?", fragte ich ihn. Seine Züge wurden weicher.
"Keiner sagt, dass du gehen musst! Du kannst doch-" bevor er seinen Satz beenden konnte, schnitt ich ihm das Wort ab.
"In eueren Drogenhandel einsteigen? Nein! Ich habe mir geschworen nie wieder krumme Dinge zu machen."
"Es interessiert Dust einen Scheiß was du dir geschworen.", hörte ich Alex Stimme hinter mir. Ben und ich drehten uns wie auf Kommando um.
"Verdammt Alex, du hast mich erschreckt! Wie lange stehst du da schon so dämlich rum? Du musst in zwanzig Minuten beim Kunden sein." , fragte Ben Alex sichtlich angepisst.
"Ich bin so gut wie da.", antwortete Alex emotionslos und griff nach seinen schwarzen Vans. Erst jetzt bemerkte ich die kleine Brünette hinter Alex.
"Emma, warum hast du es mir nicht gesagt?", fragte ich sie verzweifelt.
"Es tut mir so leid. Ich wusste einfach nicht wie, aber wir finden zusammen eine Lösung. Aufjedenfall bleibst du erstmal hier. Wir schaffen das zusammen. Versprochen." Emma kam auf mich zu und nahm meine Hand und drückte sie leicht, während ich in ihre dunklen Augen schaute.
Wo sollte ich auch hin? Ich kannte hier niemanden und die Umgebung war mir immernoch fremd. Langsam schien sich meine Wut zulegen und ein furchtbares Gefühl machte sich in mir breit. Heimweh. Ich wollte zurück nach Richmond. Ich vermisste alle so furchtbar.
"Alles okay, Kleine? Du bist so blass auf einmal.", fragte Ben und strich mir sanft über den Rücken. Ich schluckte das bittere Gefühl runter und räusperte mich.
"Ich muss noch einkaufen gehen. Ich wurde ja vorhin unterbrochen.", murmelte ich abwesend. Ich musste hier raus, denn ich wollte nicht das die Anderen mich schon wieder weinen sehen.
"Bist du dir sicher? Möchtest du dich nicht ein bisschen hinlegen, dass war jetzt sicher alles ziemlich viel für dich.", meinte Emma besorgt.
Ich schüttelte nur den Kopf und griff nach meiner Tasche.
"Ich kann einkaufen gehen oder dich wenigstens begleiten?", bot sie mir, doch ich lehnte ab.
"Komm, ich kann dich wenigstens ein Stück mitnehmen.", sagte Alex, der bereits in der offenen Haustür stand.
Ich nickte nur, denn ich war immer noch darauf bedacht meine Tränen unter Kontrolle zu behalten. Ich machte mich mit Alex auf dem Weg zu dem abgerockten Toyota Minibus von Emma, was Alex mit einem "Meiner ist in der Werkstatt." kommentierte.
"Ist es okay, wenn wir noch ganz kurz bei einem Kunden anhalten? Geht auch schnell.", fragte mich Alex während wir unsere Straße verließen. Ich nickte nur. Es war mir gerade einfach egal und mir war nicht nach reden.
Das Zuknallen der Autotür riss mich aus den Gedanken. Wir waren inzwischen bei einem alten Fabrikgelände an Rande Washingtons angekommen und ich schaute in den Rückspiegel. Noch war Alex alleine und lehnte sich gegen eines der mächtigen alten Häuser der Fabrik. Dann fuhr ein kleiner schwarzer Kompaktwagen auf das Gelände. Ich zuckte zusammen als plötzlich das alte Handy in meiner Tasche ein kurzes Geräusch abgab.
Von: Emma
Hey :) kannst du bitte noch Nudeln mitbringen, dann kann ich heute noch Kochen. xx Emma
Vielleicht sollte ich ihr irgendwann mal sagen, dass sie es sich sparen kann ihren Namen unter Nachrichten zu schreiben, weil dieser eh schon im Absender steht. Ich steckte mein Handy wieder zurück in meine Tasche und wendete meinen Blick wieder dem Rückspiegel zu, Alex und seinen Kunden zu beobachten.
Doch was ich sah ließ mein Herz aussetzen. Mein Kopf war leer und als mein Herz wieder einsetzte hämmerte es so stark, dass ich dachte es würde mir jeden Moment aus der Brust springen.
Wie in Trance riss ich dich Autotür auf. Ich stieg aus dem Auto aus und es war ein Wunder das meine Beine mich trugen.
"Noah?", fragte ich mit zittriger Stimme.
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Where Did Jesus Go? | Noah Sebastian - Bad Omens
FanficNoah und Freya geraten in eine ausweglose Situation, als ihr verzweifelter Plan zur Sicherung ihrer Zukunft tragisch scheitert. Unfreiwillig getrennt, finden sie nach Jahren wieder zueinander. Doch die Vergangenheit holt sie ein, und sie müssen sich...