10. Kapitel

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Die kleine Nachtischlampe auf der Kommode an meinem Bett warf ein warmes Licht an die Decke meines Zimmers. Noah war nach dem Frühstück mehr oder weniger freiwillig verschwunden und seitdem hing ich meinen Gedanken nach. Ich wusste, dass zu Noah ziehen keine bessere Option ist als hier zu bleiben. Genauso war mir klar, dass ich nicht innerhalb der nächsten sieben Tage eine eigene Wohnung herzaubern konnte.

Ein zartes Klopfen an der Tür, riss mich aus meinen Gedanken. Ich richtet mich auf meinem Bett als Emmas rundes Gesicht im Türrahmen erschien.

"Können wir reinkommen?", fragte sie vorsichtig und im gleichen Moment sah ich auch Alex und Bens Gesichter im Türrahmen, die mich neugierig ansahen.

Ich antwortete mit einem Nicken. Emma kuschelte sich am neben mich in die dicke Daunendecke während sich die beiden jungen Männer vor dem Bett niederließen.

Einen Moment herrschte Stille bevor Emma das Wort ergriff.

"Wir haben nachgedacht und wir haben beschlossen, dass es besser ist, wenn du erstmal auf den Dachboden ziehst. Selbst wenn jemand unangekündigt das Haus betreten sollte. Außerdem kann man von der Straße nicht in die Fenster des Dachbodens gucken."

Ich runzelte die Stirn. Auf den Dachboden zu ziehen, erschien mir nicht wie die Lösung des Problems.

"Das ist die beste Sicherheitsmaßnahme, die wir im Moment treffen können.", fuhr Alex fort. "Wir werden alle unsere Kräfte bündeln, um so schnell wie möglich ein Zimmer für dich finden. Bis dahin ist es vielleicht besser, wenn du das Haus über die Hintertür betretest und verlässt."

Ich nickte langsam. "Okay, danke.", sagte ich verlegen und schaute auf meine gefalteten Hände, die auf der Decke lagen. Ich schätzte es sehr, dass die drei sich um mich sorgten und ihnen meine Sicherheit wichtig war.

"Wann steht mein Umzug eine Etage höher an?", fragte ich nach einem erneuten Moment des Schweigens und versuchte mich in einem Lächeln.

"Na, jetzt sofort!", rief Emma freudig und sprang auf. Sie hielt mir auffordernd die Hand hin und ich stand vom Bett auf. Alex und Ben erhoben sich ebenfalls und die nächsten Stunden verbrachten wir damit den gut isolierten Dachboden in einen gemütlichen Wohnraum zu verwandeln.

Ich ließ mich erschöpft auf den Boden meines neuen Zimmers fallen und guckte hoch zu Ben, der mit meiner Bettdecke und Kissen im Arm vor mir stand.

"Danke! Das ist mindestens genauso schön wie das andere Zimmer.", bedankte ich mich und bestaunte mein neues Zimmer auf Zeit. Es war zwar viel kleiner und verwinkelter, aber es war viel gemütlicher. Der Dachboden war nur über eine kleiner Leiter zu erreichen, die ich aber zu mir nach oben einklappen kann. Dann richte ich meinen Blick wieder auf Ben's Gesicht auf dem sich ein Grinsen gebildet hatte.

"Ich finds auch super. Bin fast ein bisschen neidisch.", sagte Alex, der sich an mir vorbeidrängte, um sich auf den Weg zur Leiter nach unten zu machen.

"Danke für alles.", bedankte ich mich erneut als Ben und ich alleine auf dem Dachboden waren. Er nickte und warf die Decke und Kissen auf das Bett unter der Dachschrägen.

"Du brauchst dich nicht zu bedanken, dafür sind Freunde da und Emma freut sich wenn sie dekorieren kann.", grinste er und setzte sich neben mich auf den Boden. Seine Knie berührten meine und ich ertappte mich dabei wie ich sein Profil studierte während wir schwiegen und einen Moment durchatmeten. Ich wendete den Blick schnell ab als er den Kopf drehte, um mich anzusehen. Ich spürte wie meine Wangen erröteten.

Ich schwöre, dass ich ein kleines Lachen vernahm. Dann griff er sanft nach meinem Kinn und drehte mein Gesicht  in seine Richtung. Ich erstarrte und war unfähig mich zu bewegen. Sein Gesicht näherte sich langsam meinem und mir wurde schlagartig klar, was er vorhatte. Er wollte das beenden, was wir Nachts auf der Veranda angefangen haben. Unbehagen machte sich in meiner Magengegend breit.

"Ben, beweg deinen Arsch her oder soll ich den Sessel alleine hochtragen?", brüllte Alex durch das gesamte Haus. Ich löste mich aus meiner Starre und schreckte zurück.

Ben stöhnte genervt auf, sprang auf und würdigte mich keines weiteren Blickes als er die Leiter herunterstieg. Ich stieß  seufzend die Luft aus, die ich angehalten hatte und ließ mich nach hinten auf meine Ellenbogen fallen. Ich musste dringend mit ihm reden.

Die darauffolgenden zwei Tage verbrachte ich damit, dass Internet und die Zeitungen WG-Zimmern und Wohnungen am anderen Ende von Washington zu finden und um zeitnahe Besichtigungstermine zu bitten.

Ich wollte gerade den Laptop runterfahren und etwas zum Abendbrot kochen als mich ein heftiges Klopfen am Küchenfenster vom Bildschirm hochschrecken ließ. Ich lies den Blick vom einen zum anderen Küchenfenster schießen, aber es war niemand zu sehen. Mein Puls raste als ich langsam aufstand und einen Schritt näher ans Fenster ging, um besser nach draußen sehen zu können. Mit der linken Hand griff ich nach einem Messer, dass noch vom Frühstück auf der Küchentheke lag. Es war zwar nur ein Brotmesser an dem noch Schokocreme klebte, aber besser als nichts. Falls in diesem Moment dieser Drogenbaron, dem das Haus gehörte, vor der Tür stand, wollte ich ihm nicht unbewaffnet entgegentreten.

Dann klopfte es plötzlich dreimal heftig an der Tür. Mein Herz setzte einen Moment aus und ich drehte mich ruckartig in Richtung des Flurs. Warum musste genau jetzt niemand zuhause sein? Mein Griff ums Brotmesser wurde fester als ich durch den Flur zur Haustür laufe. Ich stellte mich auf Zehenspitzen und versuchte durch den Spion etwas zu erkennen. Meine Beine und Hände zitterten als ich eine große Gestalt in schwarz vor der Tür erkenne. Eine Kapuze verdeckte das Gesicht der Person und sie stand von der Tür abgewandt.

Ich versuchte mich in einem tiefen Atemzug, doch die Luft bleibt in meiner Brust stecken. Ich musste mich beruhigen. Wer auch immer vor der Tür stand, hatte bereits gesehen, dass ich zuhause bin und es war noch helllichter Tag. Niemand würde mich hier und jetzt abstechen und falls - ich habe ein Messer.

Ich legte meine zitternde rechte Hand an die Türklinke während ich das Messer mit der linken Hand festumklammert nach vorne gerichtet halte. Die Tür quietscht als ich langsam sie langsam einen Spalt aufschob.

Im nächsten Moment schnellte eine Hand vor, packte meinen linken Arm, drehte ihn ruckartig zur Seite, sodass das Messer mit einem Klirren auf die Türschwelle fiel. Gleichzeitig zog mich der Arm meines Angreifers ruckartig zu sich heran, drehte mich gekonnt und ich wurde an eine breite harte Brust gedrückt. Ein muskulöser Arm schlang sich um meine Mitte.

"Wolltest du mich gerade mit einem Brotmesser bedrohen?", flüsterte jemand in mein Ohr. Eine Gänsehaut kroch meinen Rücken hinunter. Ich kannte diese Stimme. Noah.

Ich hielt die Luft an während die Hand von meinem Bauch weiter runter wanderte und über die Innenseite meines Oberschenkels strich.

Where Did Jesus Go? | Noah Sebastian - Bad OmensWhere stories live. Discover now