𝐄𝐏𝐈𝐋𝐎𝐆

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𝓼𝓸𝓷 𝓭𝓮𝔂𝓲𝓼

»Ich finde das nicht so gut. Bist du dir sicher?«, wollte ich wissen, als ich Estrella ansah.

»Ja, Mama! Wieso darf ich das denn nicht?«, jammerte sie herum. Sie fing augenblicklich an zu weinen.

In diesem Moment kam dann auch Kenan hereinspaziert, zu dem Estrella weinend rannte. Sie zog an seiner Hose und vergrub ihr Gesicht darin, da nicht nur ihre Augen, sondern auch ihre Nase lief.

»Was ist denn los, mein Stern?«, fragte er, als er sie hochhob und ihre Tränen wegwischte.

»Mama will mir nicht erlauben Fußball zu spielen. Erlaubst du es mir?«, als sie das aussprach, sah ich nur wie Kenan mich böse anfunkelte und danach stolz zu seiner kleinen Hexe wieder schaute.

»Willst du in Papas Fußstapfen treten?«, fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen. Gott, dieser Mann war Mitte Dreißig und zog es immer noch knallhart mit diesem Augenbrauencut durch.

»Ja, Papa, ich werde genauso berühmt wie du! Du hast so lange aber nicht mehr gespielt.«, meinte sie mit so einer kindlichen Stimme. Estrella war so ein dickköpfiges Mädchen, aber als Erstgeborene war sie natürlich auch ein Papakind.

»Das liegt daran, dass Papa jetzt nicht mehr so gut Fußball spielen kann wie früher. Aber ich glaube es wird super, wenn wir dich bald anmelden gehen.«, meinte er lachend, während ich nach Luft japste.

»Kenan!«, mahnte ich, danach ließ er Estrella seufzend runter und flüsterte ihr irgendwas ins Ohr, sodass sie ins Kinderzimmer rannte.

»Ich wollte, dass sie ein Instrument lernt und sich nicht jedes Mal die Kniescheibe aufreißt.«, sagte ich ruhig, als ich ein Katalog mit männlicher Babykleidung durchging.

»Nein, sie hat Interesse an Fußball und nicht an ein ödes Instrument. Außerdem wird dieser kleine hier, ebenfalls ein großer Fußballer. Ich spüre das.«, als er das sagte, setzte er sich neben mich und fasste an mein Bauch.

»Ich hoffe, dass dieser kleine Mann hier wenigstens ein Mamakind wird. In einem halben Jahr ist er dann auch schon da. Allmählich nervt es mich, dass du immer die Kleine auf deiner Seite hast.«, meinte ich spaßig, als er lachend mir ein Kuss auf die Stirn gab.

»Natürlich wird er das, aber er wird trotzdem von mir gecoacht. Immerhin ist das ein kleiner Kenan, den du in dir trägst.«, meinte er grinsend.

»Ach, reicht dir nicht schon dein eigener kleiner Kenan? Jetzt willst du auch meinen kleinen Kenan?«, murmelte ich zickig, als ich sein Outfit begutachtete.

»Nö, tatsächlich nicht.«, antwortete er frech und küsste mich.

»Hallo, ich möchte nicht, dass Estrella uns so sieht.«, flüsterte ich schockiert, als wir uns lösten.

»Sie ist gerade mal acht Jahre alt, denkst du sie checkt irgendwas?«, fragte er und ich zuckte mit meinen Achseln.

»Vorsicht ist besser als Nachsicht.«, betonte ich, als ich ihm nur einen kurzen Kuss gab.

»Gut, dass ich noch nie vorsichtig war, was vor allem dieses Thema angeht.«, bemerkte er, gleich danach sah ich wie er mich über seine Schultern warf und Richtung Badezimmer ging. Estrella stand fragend an ihrem Türrahmen schaute zu, wie er mich immerzu weitertrug ins Bad.

»Mama, wieso trägt Papa dich? Kannst du nicht laufen?«, schrie sie hysterisch als ich herumzappelte.

»Mama kann laufen, aber sie muss jetzt erstmal ein Bad nehmen, denn sie riecht echt ekelhaft.«, antwortete Kenan ihr, als er die Tür hinter sich schloss und mich herunterließ.

»Was wird sie denn jetzt bitte denken? Dass ich mich nicht selbst waschen kann?«, klagte ich herum und sah, wie er sein Hemd aufknüpfte.

»Ich habe dir einen Gefallen getan. Jetzt denkt sie nur, dass du unfähig seist zu duschen, anstelle ihr ein Kindheitstrauma zu verpassen. Vorsicht ist besser als Nachsicht.«, verteidigte er sich lachend.

»Na gut, ein weiteres Kind können wir ja gerade sowieso nicht zeugen.«, sagte ich, als ich seine Hände wegschlug, um selbst sein Hemd weiter aufzuknöpfen.

»Denk aber nicht, dass ich nicht meine eigene Fußballmannschaft mit dir gründen werde.«, flüsterte er und lehnte sich an die Tür, als ich ihm das Hemd dann komplett von seinem Oberkörper riss.

»In Ordnung, aber jetzt hör auf so viel zu reden.«,  sagte ich und signalisierte ihm damit, dass jetzt nicht die richtige Zeit war, um über die weitere Familienplanung nachzudenken.

Familienplanung klang immer noch so seltsam in meinem Kopf, denn ich stand nun mitten im Leben und war endlich seit Jahren auch angekommen. Ich war zufrieden, dass ich die Frau des Hauses war und meinen Kinder meine ganze Zeit widmete, einen engagierten Mann an meiner Seite hatte, der zugleich meine erste und letzte Liebe somit war.

Daran machte ich fest, dass Gott mich unfassbar liebte, um mir das Leben zu schenken, nachdem ich mich so lange gesehnt hatte.

Vor allem dachte ich immer, dass mit der Heirat das Leben endete, da man nun andere Verpflichtungen hatte und man gezwungen war, einen selbstlosen Charakter zu entwickeln.

Ich hatte mich getäuscht, denn mein Leben hatte sich noch nie so echt angefühlt wie jetzt und das verdankte ich dem Mann, der tollpatschig, aber vorsichtig versuchte mich gerade aus meinem Kleid zu bekommen.

zehn || 𝐤𝐞𝐧𝐚𝐧𝐲𝐢𝐥𝐝𝐢𝐳Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt