𝐍𝐄𝐔𝐍

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𝓭𝓸𝓴𝓾𝔃

»Er ist wie ausgewechselt, und das kotzt mich langsam an. Er verhält sich einfach so anders.«, meinte ich, während ich mit Pelin in einem Café saß.

»Ich sage dir, wie es ist: Das wird doch eh nicht halten. Die werden sich in spätestens einem Jahr wieder getrennt haben. Das macht keine normale Frau mit.«, sagte sie und trank ihren Kaffee.

»Das ist es ja, sie ist nicht wirklich normal.«, antwortete ich frustriert.

»Ganz ehrlich, würdest du es denn ein weiteres Mal mit ihm versuchen, wenn ihr beide zu haben wärt? Rein hypothetisch.«, wollte sie wissen. Dabei musste ich tief nach Luft schnappen.

Überrumpelt sah ich sie an, da ich nie wirklich darüber nachgedacht hatte. »Darüber habe ich nie nachgedacht.«, stotterte ich und schaute sie verwirrt an.

Tatsächlich hatte ich nie darüber nachgedacht, es eines Tages wieder mit Kenan zu versuchen, aber das war momentan sowieso ausgeschlossen.

»Aber rein hypothetisch?«, wiederholte sie.

»Das kann ich nicht wirklich sagen, aber nein, ich würde es niemals mehr mit ihm versuchen.«, sagte ich und räusperte mich.

»Bist du dir sicher?«, meinte sie, während ich jetzt meine Augenbraue hochzog.

»Ich bin mir ziemlich sicher, aber anscheinend reicht dir das nicht.«, merkte ich an. Sie jedoch hob ihre Arme unschuldig.

»Vergiss nicht, dass nicht nur du die Liebe seines Lebens bist, sondern er auch die deine.«, erinnerte sie mich lachend.

»Aber ich versuche nicht, an der Vergangenheit festzuhalten. Das zwischen ihm und mir ist vorbei. Wir haben vor Jahren kein Komma, sondern einen Punkt gesetzt.«, stellte ich fest, während sie nur den Kopf schüttelte.

»Amara, nein. Wieso redest du immer im Plural? Du hast vielleicht einen Punkt gesetzt, aber er noch lange nicht.«, korrigierte sie mich.

»Was soll das denn bedeuten? Denkst du, dass er wie ein Tier aufspringen würde, wenn ich ihm die Möglichkeit dazu geben würde?«, wollte ich sarkastisch wissen.

»Nein, dazu ist sein Stolz viel zu groß. Theoretisch kannst du ja mal seine Loyalität zu Talia testen, wenn er in so hohen Tönen über sie spricht.«, meinte sie witzig. Ihre Mimik wurde jedoch schnell ernst.

»Nein, Pelin. Das ist ein ganz dummer Gedanke. Ich möchte das gar nicht herausfinden.«, sagte ich fest überzeugt.

»Ach, komm schon! Sie verdient doch sowieso einen besseren Mann. Jede Frau verdient es, geliebt zu werden. Und es wäre interessant herauszufinden, ob er noch etwas für dich übrig hat und du für ihn.«, sagte sie und klatschte in die Hände.

»Pelin, spinnst du gerade komplett? Ich mische mich nicht in deren Beziehung ein. Und es wäre kaum interessant zu wissen, ob da noch etwas wäre. Außerdem mag ich Talia sehr.«, erklärte ich ihr, und sie nickte.

»Okay, das war ein dummer Scherz. Vergiss das.«, meinte sie knapp. Danach tranken wir unseren Kaffee aus und spazierten ein bisschen bei dem schönen Wetter.

»Ich habe ehrlich gesagt gar keine Lust, in ein paar Tagen wieder nach Deutschland zu fliegen. Es ist einfach viel zu schön hier.«, sagte Pelin, während sie sich im Kreis drehte und ihre Sonnenbrille hochzog.

»Es ist wirklich schön hier.«, murmelte ich, als ich bemerkte, wie eine Frau, die schon im Café saß, uns hier ebenso komisch anstarrte.

Im Café dachte ich, dass ich mir das einbilden würde, aber anscheinend war es Wirklichkeit.

»Vielleicht sollten wir aber langsam nach Hause gehen.«, ich Pelin zu und lief mit ihr langsam Richtung meines Zuhauses.

»Wollen wir die Tage vielleicht wieder in diesen Club?«, fragte sie, während sie unschuldig an ihrem Roséwein nippte.

»Du kommst heute ziemlich auf dumme Gedanken.«, sagte ich lachend.

Gleich darauf klingelte es zweimal an meiner Tür.

»Wer kann das denn sein?«, wollte Pelin verwirrt wissen, und ich zuckte ebenso irritiert mit den Schultern.

»Ich habe keinen blassen Schimmer.«, meinte ich, als ich etwas langsam zur Tür lief.

Als ich die Tür öffnete, sah ich die Frau vom heutigen Tag dort stehen. »Hallo, Amara.«, sagte sie, während sie ihre Sonnenbrille abnahm.

Das war doch gerade ein schlechter Scherz.

zehn || 𝐤𝐞𝐧𝐚𝐧𝐲𝐢𝐥𝐝𝐢𝐳Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt