𝐙𝐖𝐎̈𝐋𝐅

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𝓸𝓷 𝓲𝓴𝓲

Als wir vor diesem Club wieder standen, schluckte ich heftig, denn ich wusste nicht, ob meine Hände schwitzten, weil mein Outfit noch kürzer als letztes Mal war oder weil ich heute ein Gespräch führen würde, vor dem ich mich fürchtete.

»Du suchst Alejandro, und ich suche mir einen Leckerbissen.«, sagte Pelin, als sie gerade loslaufen wollte, aber ich hielt sie fest.

»Pelin, keinen einzigen Schluck Alkohol.«, presste ich warnend hervor. Sie hob unschuldig ihre Hände und versicherte mir, dass sie heute nur Cola oder Sprite trinken würde. Das war wohl die Qual der Wahl.

Seufzend ging ich hinein und setzte mich, wie vor ein paar Tagen, vor Alejandro, der mich anlächelte, als er mich sah.

»Amara, niemals hätte ich erwartet, dich ein weiteres Mal hier anzutreffen.«, meinte er lachend.

»Glaub mir, Alejandro, ich hätte es selbst nie erwartet, aber du musst mir einen Gefallen tun.«, sagte ich und schaute ihn fordernd an.

»Wie könnte ich dir denn einen Gefallen tun?«, fragte er komplett verwirrt und hörte auf, das Glas in seiner Hand zu säubern.

»Ist Kenan heute Nacht hier?«, fragte ich kurz und knapp und sah, wie sich seine Miene veränderte. Ich wusste nicht, ob er die Frage nicht erwartete oder sie einfach nur sehr seltsam fand.

»Ich denke nicht. Warum fragst du?«, antwortete er mir sehr langsam. »Dann ruf ihn an und sag ihm, dass es einen Notfall gibt und er dringend kommen muss, aber ohne Talia.«, meinte ich, während er die Arme verschränkte.

»Was hast du vor?«, wollte er skeptisch wissen.

»Ich möchte nur mal mit ihm reden, aber alleine. Deshalb kann ich schwer bei ihm zu Hause auftauchen.«, murmelte ich und seufzte.

»In Ordnung, ich rufe ihn an. Aber möchtest du vielleicht jetzt etwas Alkohol?«, sagte er, und ich biss mir nervös auf die Lippen.

»Ein Shot kann ja nicht schaden.«, meinte ich. Damals hatte ich in meinem Freundeskreis oft mitbekommen, dass sie einen Shot nahmen, wenn sie vor ihrem ersten Date oder Ähnlichem nervös waren. Ich denke, jetzt war ich an der Reihe.

Als ich dann diesen ekelerregenden Shot trank, hustete ich heftig. »Oh Gott, wie können Menschen das trinken? Das ist das Schlimmste, was ich je probiert habe.«, sagte ich angewidert, als mein Hals immer wärmer wurde.

»Sie trinken es ja nicht, weil es schmeckt, sondern weil es wirken soll. Wenn du Alkohol aus Genuss trinken möchtest, dann solltest du zu Wein greifen und nicht zu Shots.«, erklärte er lachend und griff zum Telefon.

»Ja, dann bis gleich.«, sprach Alejandro in den Hörer, bevor er auflegte. Mein Herz pochte plötzlich unfassbar schnell.

Ich hatte nicht einmal darüber nachgedacht, was ich ihm sagen würde, und gerade jetzt vergaß ich, warum ich überhaupt hier war.

»Er ist in zehn Minuten hier, aber er ist etwas irritiert darüber, dass ich sagte, dass nach ihm gefragt wurde und es ein Notfall sei.«, sagte er und schob mir einen weiteren Shot rüber.

»Wenn du den trinkst, wird er dich entspannen. Zwei Shots für eine Frau, die nie Alkohol konsumiert hat, sollten reichen, um dich ein bisschen aufzulockern und nicht so hysterisch wirken zu lassen.«, meinte er. Ohne zu überlegen griff ich zu diesem kleinen, lächerlichen Becher und schüttete das Zeug runter. Diesmal war es deutlich stärker und brannte viel mehr im Hals.

»Das erste und letzte Mal, dass ich so etwas mache.«, flüsterte ich und legte meinen Kopf jammernd auf die Theke.

Nach einer Weile hörte ich Schritte hinter mir und hob meinen Kopf wieder hoch. Kenan stand dort in einem Jogginganzug, gar nicht darauf aus, einen Abend im Club zu verbringen.

»Kenan,«, sagte ich direkt und stand auf.

»Du fragst nach mir?«, wollte er etwas schockiert wissen, während ich nur nickte.

»Gehen wir an einen Ort, wo es leiser ist?«, fragte ich und ging schon mal vor, er aber blieb wie angewurzelt stehen.

»Kenan?«, wiederholte ich seinen Namen und sah, wie er mir schließlich zunickte. Dann lief er vor, sodass ich ihm folgen konnte.

zehn || 𝐤𝐞𝐧𝐚𝐧𝐲𝐢𝐥𝐝𝐢𝐳Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt