𝓸𝓷 𝓫𝓲𝓻
»Verlass sofort meine Wohnung.«, sagte ich angespannt, als ich das hörte.
Nazli stand auf und blickte mich belustigt an. »Lass mich dir noch ein letztes Wort mitgeben, bevor ich deine grausame Wohnung verlasse: Du hast einen Mann gehen lassen, der die ganze Welt auf den Kopf gestellt hätte, um mit dir alt werden zu dürfen. Ich bin kein Fan von dir, Amara, aber mir liegt dieser Mann sehr am Herzen, falls du es immer noch nicht verstanden hast. Er verdient es, glücklich zu sein, und du hast ihn auf eine Weise kaputt gemacht, die er nicht verdient hat. Du warst undankbar vor fünf Jahren, und das wird dich immer wieder einholen, denn du hattest in diesen zwei Jahren der Trennung den größten Groll auf ihn, weil er dich verlassen hat, um etwas aufzubauen. Du hast ihn aber nicht vor fünf Jahren verlassen, sondern aus irgendeinem lächerlichen Grund stehen gelassen. Das ist der Unterschied zwischen euch beiden. Er wollte etwas aufbauen, damit ihr eine gemeinsame Zukunft habt, und du wolltest ihn nur stehen lassen und alleine etwas aufbauen.«,sagte sie aufgewühlt.
»Wenn ich mich hier umschaue, weiß ich, dass du gescheitert bist. Du bist eine einsame Frau, die sich immer fragen wird, was wäre, wenn ich ihn nicht abgelehnt hätte.«, meinte sie, als sie ein letztes Mal durch meine Wohnung schaute und sie schließlich verließ, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Ich brach direkt in Tränen aus, nicht weil sie in irgendeiner Weise Recht hatte, sondern weil ich tatsächlich eine einsame Frau in einer fremden Stadt war, an die ich mich nie gewöhnen würde. Egal wohin ich auch schaute, alles wies mich auf meinen Fehler hin, den ich vor Jahren begangen hatte. Anfangs dachte ich, es sei normal, dass mich diese Stadt immer an ihn erinnern würde, aber mittlerweile reichte das nicht aus, denn jetzt erinnerte sie mich nicht mehr nur an ihn, sondern auch daran, dass er tatsächlich hier lebte.
»Amara, hör nicht auf sie. Sie ist verrückt.«, meinte Pelin erschüttert, als sie mich ruckartig in die Arme nahm.
»Sie hat aber Recht, denn ich bin eine einsame Frau. Ich war so dankbar, dass wenigstens du für die paar Tage hier bist, aber diese Wohnung ist leer, wenn kein Besuch da ist. Ich habe weder Freunde noch Familie hier. Mittlerweile bin ich 25 Jahre alt und habe immer gehofft, mit 26 oder 27 Jahren schon mein erstes Kind zu bekommen. Davon bin ich aber so weit entfernt, dass ich allmählich glaube, dass ich nicht dafür bestimmt bin, eine eigene Familie und einen Mann an meiner Seite zu haben.«, sagte ich, während ich immer wieder meine Tränen wegwischte.
»Das stimmt doch nicht. Sieh mich an, ich bin 29 Jahre alt und habe auch keinen Partner. Das Alter hat doch nichts zu sagen.«, argumentierte sie.
Im Grunde stimmte ich ihr zu, aber es traf nicht auf mich zu. Ich wollte nicht mit 29 Jahren unverheiratet und ohne Familie sein. Das war nicht das Leben, das ich für mich vorgesehen hatte.
»Pelin, ich habe in den letzten Jahren so viele Männer kennengelernt, dass ich sie nicht mal an der Hand abzählen kann. Die meisten waren wirklich ansehnliche und tolle Männer, die mittlerweile wahrscheinlich auch schon verheiratet sind, aber ich habe sie immer von mir gestoßen. Sie haben mir wirklich die Welt zu Füßen gelegt, aber ich konnte nie mehr als Freundschaft für sie empfinden. Ich weiß, dass ich natürlich noch Zeit habe, eine Familie zu gründen, aber irgendwie lässt mich das Gefühl nicht los, dass ich nie wieder auf einer emotionalen Ebene mit einem Mann stehen werde.«, wollte ich wissen, während Pelin mir ein Taschentuch reichte.
»Wenn du dich die ganze Zeit fragst, ob du einen Fehler gemacht hast, dann wirst du dich auch nicht wirklich einem Mann wieder öffnen können. Du hängst unterbewusst noch an diesem 'Was wäre, wenn?' Deshalb lässt du unterbewusst nicht zu, dass du eine emotionale Bindung zu einem anderen Mann aufbauen kannst.«, erklärte sie, aber ich schüttelte erneut den Kopf.
»Nein, das stimmt nicht. Ich liebe ihn wirklich nicht mehr. Er kann nicht der Grund sein, dass ich mich nicht emotional auf andere Männer einlassen kann.«, sagte ich fest überzeugt.
»Du brauchst ihn dafür auch nicht mehr lieben. Es ging bei euch schon damals nicht mehr nur um Liebe, sondern um das emotionale Verständnis, das ihr geteilt habt. Ihr habt euch auf allen Ebenen verstanden, sei es freundschaftlich oder nur als Menschen. Das hat nichts mehr mit Liebe zu tun. Warum denkst du, entwickeln beste Freunde eine innige Bindung, die man vielleicht nur bei Ehepaaren erwartet? Sie begegnen sich emotional auf einer Ebene, und das scheint dein Unterbewusstsein sich nur bei Kenan abgespeichert zu haben.«, konkretisierte sie.
»Und was soll ich deiner Meinung nach jetzt machen?«, fragte ich sie, als ich sie seufzend ansah.
»Du solltest mit ihm reden und diesmal nicht nur ehrlich zu ihm, sondern auch zu dir selbst sein.«, schlug sie vor, während ich nur verzweifelt auf meine Lippen biss.
Insgeheim hatte ich Angst davor, denn ich wusste nicht, wie ich reagieren würde, wenn ich mich voll und ganz ein letztes Mal Kenan emotional öffnen würde.
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zehn || 𝐤𝐞𝐧𝐚𝐧𝐲𝐢𝐥𝐝𝐢𝐳
Fanficdisclaimer: ALLES an inhalt ist ausgedacht! dies ist in die kategorie „fanfiction" einzuordnen! ich möchte hier keine gerüchte in die welt setzen, sondern einfach nur ein unterhaltsames buch für fans gestalten. dies dient jeglich nur zur unterhaltun...