Mittagspause

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Bella POV

Ich habe die Toiletten verlassen, als es zur Mittagspause geklingelt hat. Jetzt stehe ich an der Essensausgabe in der Mensa und bin als nächstes dran. Ich entscheide mich für den Caesar Salat und bekomme daraufhin eine große Salatschüssel auf mein Tablett gereicht. Mit meinem Essen begebe ich mich nun in die laute Menge, die sich mittlerweile in diesem großen Saal versammelt hat. Ich bin unsicher, wohin ich mich setzen soll, schließlich kenne ich hier niemanden. Als ich Bellamy und Luca einige Tische von mir entfernt mit etwa sieben anderen Personen erkenne, ergreife ich sofort die einzige Chance, um nicht alleine sitzen zu müssen. Bellamy ist der erste, der mich erblickt und mich mit seinen dunklen braunen Augen fixiert.

"Darf ich mich zu euch setzen?", frage ich in die Runde und blicke dabei in einige fremde neben den zwei mir bekannten Gesichtern.

"Darf ich vorstellen, unsere neue Mitbewohnerin Bella. Klar, setz dich zu uns." Ich setze mich dankend neben Bellamy, der mich gerade den anderen netterweise vorgestellt hat, auf den einzigen freien Platz am Tisch. Während ich mich setze, legt er seine Hand auf meinen unteren Rücken. Ich fühle mich nicht sonderlich wohl mit dieser Berührung, schließlich kennen wir uns erst wenige Stunden.

"Die neue mit den spannenden Kursen.", sagt der Junge vor mir mit einem Grinsen, woraufhin alle anfangen zu kichern. Mir wird sehr schnell bewusst, dass anscheinend alle hier Bescheid wissen.

"Ja, genau. Die bin ich. Dumm gelaufen, hm?" Ich versuche weder genervt wegen des Kommentars, noch bedrückt wegen der Situation rüberzukommen. Ich darf es mir mit diesen Leuten nicht verspielen, da sie mein erster Anknüpfungspunkt sind. Außerdem kann es ihnen doch egal sein. In drei Monaten kann ich dann in normale Kurse wechseln.

"Wo warst du eigentlich gerade? Hat es beim Arzt etwa länger gedauert?", fragt Luca, der am anderen Ende sitzt. Wenn er mich in der Stunde erwartet hat, dann scheint er ausgerechnet in dem gleichen Kurs praktischer Sexualkunde zu sein wie ich. Schlimmer kann es echt nicht mehr werden.

"Hat länger gedauert als gedacht, ja.", antworte ich ihm. Dass ich mich vor praktischer Sexualkunde gedrückt habe, muss keiner hier wissen.

"Ihr habt sicher Spaß gehabt, oder?" Wieder der Typ mir gegenüber, der sich zu Wort meldet. "Wäre nicht das erste Mal, dass jemand 'länger' beim Arzt war. Bei dir könnte ich auch nicht widerstehen." Das 'länger' setzt er mit seinen Fingern in Anführungszeichen und ich verstehe jetzt, was damit gemeint ist. Mir steigt die Hitze ins Gesicht, als er mir auch noch zuzwinkert.

Ich schüttle den Kopf, aber bevor ich etwas erwidern kann, tritt plötzlich ein blondes schlankes Mädchen neben mich und stellt ihr Tablett auf dem Tisch ab, wobei sie meins ein Stück beiseite schlägt.

"Sagt nicht, ihr habt mich mit der da ersetzt. Ihr Heulen hat man auf dem ganzen Schulgelände gehört." Sie zeigt dabei auf mich und sieht mich abfällig an. Keine Ahnung, was ich ihr angetan habe, aber meine Anwesenheit scheint sie nicht zu erfreuen.

"Die da heißt Bella. Schön dich kennenzulernen." Ich neige den Kopf und sehe sie dann gestellt angestrengt nachdenkend an. "Wie ist dein Name? Hier hat dich noch niemand erwähnt."

"Clarissa, und wenn du dich nicht sofort an einen anderen Tisch setzt, dann mache ich dir das-"

"Babe, komm zu mir rüber. Lass Bella neben Bellamy sitzen.", ertönt es plötzlich, sodass Clarissa innehält. Luca hat einen weiteren Stuhl an das Kopfende des Tisches gerückt und bietet ihr den Platz an. Tatsächlich geht sie schnurstracks ans andere Ende und lässt mich in Ruhe.

Moment mal, Clarissa war doch der Name aus den Toiletten, oder? Plötzlich mache ich mir Gedanken um die Häufigkeit dieses Namens. Also habe ich Luca auf den Toiletten gehört? Bei dem Gedanken, dass mich sein Stöhnen erregt hat, wird mir ganz anders. Er wird mein Mitbewohner sein. Das werde ich niemals aus dem Kopf bekommen.

"Nimmst du die Schlampe jetzt ernsthaft in Schutz?", fragt sie Luca empört, sodass es der ganze Tisch, trotz der lauten Geräuschkulisse um uns herum, hören kann.

"Ignorier sie einfach, keiner kann sie leiden außer Luca.", spricht Bellamy zu mir mit leiser Stimme und isst weiter. Alle anderen sind währenddessen still. "Keine Ahnung warum die überhaupt zusammen sind."

"Du wirst dafür sorgen, dass sie in ein anderes Zimmer kommt!" Luca und sie streiten jetzt lautstark. Da es Luca sichtlich unangenehm ist und schon einige andere zu uns rüber schauen, spricht er extra leise, sodass auch ich ihn nicht hören kann.

"Sag ihr, sie soll das selber regeln!"

"Ich bin hier, falls du mit mir reden möchtest.", rufe ich zu ihr herüber. Bellamy neben mir lacht. Auch der Typ vor mir muss sich das Lachen verkneifen.

"Wisst ihr was, fickt euch!" Sie schubst ihr Tablett von sich weg und rauscht ab. Sie hat tatsächlich ein riesiges Drama um nichts veranstaltet und dabei die Getränke der neben ihr sitzenden zum Überschwappen gebracht.

Ich hätte erwartet, dass Luca ihr hinterherläuft, aber er fängt an, in Ruhe sein Essen weiter zu essen. Er schüttelt stumm den Kopf und guckt danach das Mädchen böse an, das einen Tisch weiter über Clarissa lacht. Aber mehr kommt da nicht. Vielleicht sind die Leute, mit denen ich hier esse, doch nicht so verkehrt - abgesehen von den komischen Anspielungen.

Die Stimmung ist nun etwas gedrückt und keiner macht mehr Kommentare zu mir oder zu meinen Kursen. Bellamy versucht die Runde etwas mit Erzählungen aus einem gemeinsamen Urlaub mit seinen Freunden, von denen wohl einige am Tisch auch dabei waren, aufzulockern. Ich bin froh, während des Essens fast wie unsichtbar zu sein, obwohl das heute Morgen ganz und gar nicht mein Ziel war.

Die Mittagspause ist ebenso schnell wieder zu ende, wie sie angefangen hat, also verabschieden wir uns und gehen jeweils zu unseren Kursen.

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