Shorties - Kurzgeschichten & Co.

#15 'Mariella' (Kurzgeschichte)

Oh liebste Mariella, wunderschönstes aller Mädchen.

Erinnerst du dich an mein Versprechen, dass ich zu dir käme, wenn du nur auf mich warten würdest? Dass ich einen Weg finden würde, mich zu lösen um dich zu sehen, dich zu halten, dich nie wieder loszulassen?

Ich werde das Wasser entflammen für dich. Die Winde zerstreuen für dich. Ich pflücke dir die Sterne, wie reife Früchte, vom Firmament herunter und lege sie dir in den warmen Schoß. Und keiner von ihnen wird je so hell funkeln wie deine saphirblauen Augen. Und wenn dir die Nacht dann zu dunkel erscheint, zerreiße ich ihren Schleier und lass die Sonne dich in gleißend Lichte hüllen. Damit ein jeder wird sehen können, dass du das wunderschönste aller Mädchen bist.

Du begannst deine Wacht, weil du jedes meiner süßen Worte glaubtest.

So machte ich mich auf den Weg. Ich ging allein. Ich verließ die Welt, die mich hielt, um an deine Seite zu gelangen. Ich tat alles um dich zu erreichen, alles um dir zu gefallen, alles was nötig war. Das Wasser wie Feuer, die Winde mitleidlose Stürme. Sie alle gedachten mich von meinem Wege abzubringen. Die Sterne erleuchteten derweil die irreleitenden Pfade, um den wahren Weg zu dir in Schatten zu tränken, mich zurück in die eisige Wärme zu schicken.

Ich starb um an deiner Seite zu sein, meine Zähne in der Hand, als die Zweifel dich zu zerfressen drohten.

Nun stehen wir endlich zusammen, die Sterne an unseren Fingern klebend. Die Rufe der Vergangenheit verhallen in der liebsten Melodie. Wenngleich die Herbstblätter langsam zu unseren Füßen darniederrieseln, hier, wo wir zuhause sind, verlieren sie jede heimliche Bedeutung. Die Zeit kann uns nun nicht mehr besiegen, ist sie doch längst Teil unseres kleinen Bundes.

Oh liebste Mariella, wunderschönste aller Frauen, lieblichstes aller Wesen.

Jetzt lass ich dich nie mehr los.