XV. Anpfiff | Miriam

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Ich sah in den Spiegel. Nervös versuchte ich meine Haare mit einer Klammer hochzustecken. Auch wenn es eigentlich nicht mal ein richtiges Date für mich war, schlug mein Herz doch deutlich schneller, als normalerweise. Für einen Moment überlegte ich, dass die Bluse doch ein wenig zu gewagt war, allerdings hatte ich jetzt auch keine Zeit mehr, mich umzuziehen. Wir waren sowieso zu spät dran. Ich schnappte mir meine Handtasche und lief in den Flur, um mir die Schuhe anzuziehen. Dabei stieß ich fast mit Juri zusammen, konnte mich aber gerade noch so davor bewahren, in den Schrank von Mann reinzulaufen.

„Wen möchtest du denn beeindrucken?", amüsierte er sich, als ich mich an ihm vorbei schob.

„Dich jedenfalls nicht", murrte ich leise und schloss die Reisverschlüsse meiner Boots. Belustigt sah er mir dabei zu, wie ich mich mit einer Hand an der Wand abstützte und den Schuh über meinem Knie abgelegt hatte, um den Reisverschluss besser schließen zu können.

„Falls du es noch nicht mitbekommen hast, wir beide haben heute ein Date", inzwischen war Freddi aufgetaucht. Ich betrachtete meine beste Freundin für einen Moment. Sie hatte sich noch einmal deutlich mehr aufgebrezelt als ich es getan hatte.

„Ihr beide? Zusammen?", irritiert hob Juri eine Augenbraue. Ich prustete los. Er dachte doch nicht wirklich, dass wir beide das Ufer gewechselt hatten. Nicht, dass etwas daran schlimm wäre, allerdings hatte ich noch nie darüber nachgedacht.

„Hast du noch nie etwas von Doppeldates gehört?", stellte sie klar und verdrehte die Augen, als auch ihr in den Sinn kam, dass er ihre Aussagen fehlverstanden hatte. Es wunderte mich, dass er überhaupt noch hier war, immerhin müsste er doch eigentlich längst beim Training sein, wie an jedem Montagabend. Erneut verzog Juri das Gesicht. Dann musterte er uns kritisch, schüttelte den Kopf und verschwand aus meinem Sichtfeld.

„Was ist denn mit dem los?", wunderte Freddi sich. Ich zuckte schnell mit den Schultern.

„Der ist bestimmt nur neidisch", grinste ich und hakte mich bei meiner besten Freundin ein. Trotzdem hinterließ seine Reaktion darauf, dass wir zu einem Date gingen Spuren in meinem Gedächtnis. Es hatte beinahe so ausgesehen, als würde es ihn stören, dass wir uns vergnügten. Schnell schüttelte ich den Gedanken ab. Ich wollte heute Abend Spaß haben und nicht ständig über Juri nachdenken. Er würde mir bloß die Laune verderben und das konnte ich wirklich nicht gebrauchen.

„Los komm, sonst sind wir zu spät", kicherte sie dann und zog mich mit sich. Hastig folgte ich meiner besten Freundin.

Es war ein hübsches Lokal, das sich vor meinen Augen abbildete, als ich das Auto zum Stehen brachte. Beeindruckt stieg ich aus dem Auto.

„Sehe ich gut aus?", meine Freundin sah aus, als würde sie jeden Moment in Ohnmacht fallen.

„Mach dir keine Sorgen, es wird schon gut werden", munterte ich sie schnell auf.

„Du hast recht. Eigentlich kann nichts schief gehen", beruhigte sie nun sich selbst. Eigentlich. Denn als wir das Restaurant betraten, erwartete uns eine böse Überraschung. Ein junger Mann kam auf uns zu und begrüßte Frederike sofort. Verwirrt sah ich mich um. Hatte er nicht etwas von einem Freund gesagt?

„Tut mir leid, dass ich nicht früher Bescheid gegeben habe, aber mein Handy hat den Geist aufgegeben. Mein Freund ist leider krank geworden, er hatte mir geschrieben, kurz bevor der Akku leer gegangen ist", entschuldigend sah er mich an. Ein wenig hilflos sah ich zu Freddi. Ich wollte nicht das dritte Rad am Wagen spielen. Hierbleiben war keine Option, ich würde mich bloß überflüssig fühlen und sie bei ihrem Date stören. Sollten sie lieber ihre Ruhe genießen, ohne mich.

„Du kannst ja trotzdem-", begann meine beste Freundin.

„Vergiss es. Habt ihr euren Spaß, ich fahr nach Hause. Melde dich, wenn ich dich abholen soll", ich gab ihr ein Küsschen auf die Wange und verabschiedete mich von ihr.

If hearts could tell | J. KnorrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt