Rue's POV
Nach ein paar Minuten kamen Lynn und Corbin zurück ins Wohnzimmer.
Lynn setzte sich in den anderen Sessel und Corbin auf das Sofa. „Rue, kannst du dich bitte neben mich setzen?"
„W-warum?", fragend sah ich ihn an.
Corbin war schon immer sehr aufmerksam. Als ich 8 Jahre alt war, und mich ein Junge in der Schule als blöde Kuh beleidigt hatte, hat er es nur mit einem Blick in mein Gesicht heraus gefunden gehabt.
Er sieht alles und er weiß alles. Und ich hatte eigentlich nicht geplant ihm von der Situation zuhause zu erzählen...Doch wenn er mich weiter so eindringlich angucken würde, würde er es sofort heraus finden.
Unentschlossen sah ich auf den Boden und setzte mich neben ihn.
Ein paar Sekunden später, hob er mein Kind mit seinem Zeigefinger an.
„Ich hab dich so verdammt vermisst", flüsterte er und nahm mich nochmals in den Arm.Man, wie hab ich das vermisst. Seine Umarmungen waren schon immer die besten.
Nach ein paar Minuten ließ er mich los und beäugte mich. Er schien nicht sehr erfreut mit dem was er sah, denn er hatte diese Falte zwischen seinen Augenbrauen.
„Du siehst müde aus, wann hast du das letzte mal geschlafen?"
Augenverdrehend schaute ich weg. „Warum bist du abgehauen damals? Warum hast du dich nie bei mir gemeldet?", nun war es meine Zeit Fragen zu stellen.
„Es ist nicht so einfach Rue. Es war damals sehr schwer für mich. Und um dir ein besseres Leben zu ermöglichen, musste ich dich gehen lassen".
Lachend schaute ich ihn an. „Mich gehen lassen? Du hättest mir nicht mal schreiben können? Zum Geburtstag gratulieren können?"
„Rue du warst 10. Du hattest noch kein Handy. Und du hättest es nicht verstanden. Außerdem hatte ich mit Mom noch Kontakt. Sie hatte meine Handynummer und ich habe mich immer über dich informiert. Sie hat mir erzählt das du Klassenbeste bist und das du ein gutes Leben mit vielen Freunden führst. Sie hat mir auch gesagt das sie ihre Angsstörung und Panik Attacken im den Griff bekommen hat. Und wäre etwas passiert, wäre ich gekommen, aber dir ging es gut, es war also nicht notwendig".
„Nicht notwendig?! Du hast doch keine Ahnung!", Schrie ich schon fast.
„Was meinst du?", fragend sah er mich an.
„Klassenbeste? Also ich bitte dich, dass das eine Lüge war hätte selbst ein blinder erkannt. Und ihre Angsstörung in den Griff bekommen? Ja vielleicht, indem sie mehr Tabletten nimmt als echte Nahrung! Seit ich 10 Jahre alt war, seit dem du uns verlassen hast, durfte ich den ganzen Haushalt machen und mich um meine kranke Mutter kümmern, und-...", um meinen gewalttätigen Vater der nichts als Alkohol im Kopf hat, doch das kommt ich nicht sagen, dass konnte ich ihm nicht vorwerfen. Daran war alleine ich Schuld.
„Und was?".
„Vergiss es einfach!", zischte ich.
Mit einem traurigen Blick sah mein Bruder mich am.
„Rue, sie hat mir versichert, dass es dir gut geht. Ich wusste nicht das es gelogen war. Und es tut mir leid. Es tut mir aus dem tiefsten Herzen leid, dass ich dich alleine gelassen habe, doch es war nicht nur um deines Willen, sondern auch um meinen. Du hast vieles nicht mitbekommen was im Nachbar Zimmer angelaufen ist, dass war auch gut so, keine Frage, aber ich konnte nicht mehr Rue. Wäre ich einen Tag länger dort geblieben, dann wäre ich...", er beendete seinen Satz nicht.„Du hättest mich mitnehmen können", schluchzte ich. „Du hättest mich mitnehmen können, Corbin".
„Es tut mir leid kleines. Es tut mir so verdammt leid", sagte er mit einer von Schuldgefühlen triefenden Stimme, als er mich wieder in seine Arme schloss.
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Desolation
Novela JuvenilRue ist 16 Jahre alt, als sie sich dazu entschließt, ihren gewalttätigen Vater und seine emotional abhängige Frau, ihre Mutter, zu verlassen, ihr ganzes Leben hinter sich zu lassen, und ihren älteren Bruder auf zu suchen, der vor mehreren Jahren vo...