Corbin's POV:
„Corbin, Schatz, wie geht es dir?", fragte meine Mutter am Telefon.
Ich habe ihre Stimme seit 2 Jahren nicht mehr gehört. Normalerweise schreiben wir nur miteinander. Und das auch nur alle paar Monate. Sie hörte sich so... so anders an.
„Mom? Wie geht es euch?"
„Bei-bei uns ist alles gut"
„Wie geht es Rue? Wie macht sie sich in der Schule?"
„Rue? Ihr geht es fantastisch! Sie bringt nur die besten Noten mit nachhause!"
Hier war es. Die Lüge auf die ich gehofft hatte.
„Ich weiß es Mom"
„Was? Wovon redest du Schatz?", tat sie ahnungslos.
„Rue. Sie ist hier. Bei mir"
„W-was? Bei dir? Sie... sie ist in ihrem Zimmer am lernen!"
„Lüg mich nicht an Mom. Sie stand vor 10 Sekunden noch vor mir", mit einem frustriertem Blick schaute ich auf den Kaminen neben mir und auf die Bilder die auf jenem standen.
„W-was hat sie g-gesagt?"
„Was soll sie gesagt haben Mom? Sie ist gestern 17 Stunden zu mir gefahren! 17 Stunden! Alleine! Als 16 jähriges Mädchen. Weißt du eigentlich wie gefährlich das ist?"
„I-ich wusste n-nicht das sie weg ist. E-ehrlich
nicht!"„Schlimm genug", nach einem kurzen seufzen, sprach ich weiter, „Sie wird hier bei mir bleiben. Und ich möchte das du die Papiere unterschreibst, welche ich dir vorhin gefaxt habe. Mit deiner Unterschrift, erteilest du mir das alleinige Sorgerecht für sie, bis sie 18 wird"
„W-was Corbin s-sie muss zurück kommen! D-dein Vater!"
„Wenn ich sie jetzt zurück schicke, nachdem er heraus gefunden hat das sie für ein paar Tage abgehauen ist, wird er ihr dasselbe antun wie mir. Und das würde ich mir niemals verzeihen können!"
„Dasselbe antun wie dir? Du... du meinst schlagen?"
„Ja Mom. Ich meine das er sie anfangen wird zu misshandeln. Er würde so wütend werden, dass es eine Routine für sie werden würde. So wie bei mir damals. Und das lasse ich nicht zu! Also unterschreib die verdammten Papiere!"
„Und was soll ich deinem Vater sagen?", mittlerweile war sie am schluchzen. Es tat mir leid sie zum weinen gebracht zu haben, doch ich muss, nach 6 Jahren, endlich das richtige tun.
„Du sagst, dass sie zur Schule gegangen ist, und nicht wieder nachhause gekommen ist"
„Corbin...", fing sie mit trauriger Stimme an, doch ich unterbrach sie, „Nein Mom. Du unterschreibst das Papier und Faxt es mir zurück. Rue wird bei mir leben und ich werde dir ab und zu berichten wie es so läuft. Und das war keine Frage"
„Ich-ich-", „Auf Wiedersehen Mom".
Und so legte ich auf.
Ich habe das richtige getan. Das, was ich sogar schon früher hätte tun sollen.
„Schatz?". Lynn stand an der Glastür, und trat langsam ein.
„Hey Baby. Ich habe gerade mit meiner Mom telefoniert. Sie wird es unterschr- was ist los?", ein näheren Blick in ihr Gesicht, zeigte mir, dass irgendwas nicht stimmt.
„Sie hasst mich. Und wenn ich dir das jetzt erzähle wird sie mich noch mehr hassen. Und dann werde ich für immer die gehasste Schwägerin. Und dann wird sie nicht zu unserer Hochzeit kommen, weil-", „Hey, hey, hey, hey. Ganz langsam Baby. Was ist los? Was ist passiert?"
Lynn war eine 1A Overthinkerin. Und so schlimm kann es garnicht sein. Kein Mensch dieser Erde könnte Lynn hassen.
„Ich weiß auch nicht... vielleicht war ich auch zu streng?", fragend sah meine Freundin mich an.
„Lynn, Baby. Erzähl mir was passiert ist. Langsam".
In einem Atemzug rasselte sie runter: „Also ich wollte ihr Bescheid geben, dass ich ihr Klamotten ins Bad gelegt habe, damit sie duschen gehen kann. Und dann... dann hatte sie diese Tabletten in der Hand und ich habe ihr erklärt das wir bei uns im Haus keine Tabletten auf den Zimmern haben und ob sie mir die geben würde, und sie... sie hat gesagt das sie sie von ihrem Arzt verschrieben bekommen hat, aber ein paar Sekunden später hat sie dann auf ein Mal gesagt das sie die in der Drogerie gekauft hat und sie nicht verschreibungspflichtig sind"
„Sie hatte Tabletten?"
Nickend und mit einem traurigen Gesicht schaute sie mich an.
Mom war früher abhängig nach ihren Medikamenten, welche sie für ihre Angststörung bekommen hat. Aus diesem Grund mochte ich Tabletten nie.
Und für Lynn war es auch ein schwieriges Thema, da ihr Bruder, Joey, mit 15 Jahren in die Flasche Clique geraten ist und drogenabhängig wurde. Lynn war damals 12 und ihren Bruder so zu sehen hat sie sehr mitgenommen.
Mittlerweile ist Joey schon über 7 Jahre clean, und arbeitet als Doktor. Er wusste, dass Zayn wegen seines Football Trainings schon mehrere Verletzungen erlitten hatte und immer wieder Schmerzmittel verschrieben bekommen hatte, also führte er die Regel mit der Tabletten Schublade ein, sobald wir in dieses Haus gezogen sind.
Wenn jemand Beschwerden hatte, konnten wir zu Joey gehen, und wenn wir was brauchten, dann gab er uns auch was.„Und wo sind die Tabletten?", fragend sah ich sie an.
„Sie- sie wollte sie mir nicht geben. Und auf ein Mal... wurde sie unfreundlich. Sie hat gesagt ich soll raus gehen. Aber vielleicht war ich auch zu streng, es sind ja nur Halsschmerz Tabletten"
„Sie hat gesagt du sollst raus gehen?", erschrocken und leicht wütend starrte ich meine Freundin an.
„Sein bitte nicht böse Baby, es sind ja nur Halsschmerz Tabletten"
„Wir haben heute morgen klargestellt, dass sie auf uns alle drei hören soll. Es ist nicht mal eine Stunde her und schon bricht sie die Regel", leicht wütend stand ich auf. Rue kennt zwar Joey's Vorgeschichte nicht, aber die unserer Mutter.
Nun war es Lynn die mich erschrocken anstarrt, „Baby, sei nicht sauer auf sie. Bitte. Sie ist doch erst ein Tag hier!".
„Baby, ich werde hochgehen und das regeln, okay? Ich muss ihr eh noch sagen das ich mit Mom telefoniert habe". Mit einem leichten Lächeln schaute ich sie an, und verließ dann das Wohnzimmer um zu Rue zu gehen. Doch bevor ich das tat, klopfte ich an Joeys Zimmertür.
„Ja?"
„Hey man. Ich wollte fragen ob du mir Rue's Krankenakte besorgen kannst? Ich möchte nur sicher gehen, dass in der Zeit, in der ich weg war, wirklich alles okay zuhause lief"
„Corbin..."
„Ich weiß, ich weiß. Aber ich wollte eh das du sie dir ein Mal anguckst. Dann kannst du sie ja zufällig auf deinem Schreibtisch liegen lassen? Bitte Joey, ich muss wissen wenn ihr was passiert ist", mit einem flehenden Blick schaute ich ihn an.
„Okay", gab er sich nun geschlagen.
„Danke man!", mit einem letzten „Kein Problem", verließ ich sein Zimmer um zu Rue zu gehen.
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Desolation
Teen FictionRue ist 16 Jahre alt, als sie sich dazu entschließt, ihren gewalttätigen Vater und seine emotional abhängige Frau, ihre Mutter, zu verlassen, ihr ganzes Leben hinter sich zu lassen, und ihren älteren Bruder auf zu suchen, der vor mehreren Jahren vo...