Kapitel 5 - Emphysema

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Ständig das Gefühl
Ich werd' es nicht los
Ich kleb' daran
Fest
Oder halt ich?

The Hirsch Effekt – Emphysema



Als Erziraphael am nächsten Tag aufwachte, fühlte er sich noch immer schrecklich, weshalb er beschloss den Laden heute noch nicht zu öffnen. Stattdessen würde er ein paar Bücher einsortieren, die schon viel zu lange in seinem Abstellraum herumstanden. Gerade, als er in ebenjenem verschwunden war, klopfte es laut und deutlich an seine Ladentür.

Obwohl er sich beeilte zur besagten zu gelangen, stand, als er öffnete, niemand mehr davor. Doch als er nach unten blickte, in der Erwartung ein Paket vorzufinden, das ein gehetzter Zusteller dort einfach abgelegt hatte, stand dort Topf mit einer strahlend rot blühenden Pflanze. Unter dem Topf lag zudem ein Zettel.


Friedensangebot:
rote Flamingoblume
anspruchslos und pflegeleicht

A. J. Crowley


Schnell brachte Erziraphael Zettel und Blume in seinen Laden und suchte sofort einen Platz für letztere. Erst als er einen gefunden hatte, erlaubte er es sich auszuatmen.

Gott sei Dank hatte Crowley die Blume einfach abgestellt. Ansonsten hätten sie miteinander reden müssen und nach ihrer letzten Unterhaltung verlangte es Erziraphael nicht unbedingt nach einer Wiederholung. Die Geste wusste er trotzdem zu schätzen. Crowley hatte ihm zugehört. Nun sollte er das Thema abschließen.


*



Natürlich gelang es ihm nicht, mit dem Thema einfach so abzuschließen. Wie auch, wenn er immer erst vorsichtig aus dem Fenster sah, bevor er seinen Laden verließ, in der Angst, ein paar auffällig rote Haare zu sehen. Egal wohin er ging, immer wieder schaute er sich unsicher um, ganz so, als ob Crowley ihm hinter der nächsten Ecke auflauern würde.

Auch Ninas Café traute er sich erst am nächsten Tag wieder zu betreten, nachdem die resolute Inhaberin ihm bestätigte, dass Crowley nicht dort sei und ausschließlich morgens seine Tagesdosis Koffein dort abhole. Trotzdem blieb er skeptisch und behielt die Fenster stets unter Beobachtung.


*



Zwei Wochen später saß er mal wieder im Give Me Coffee Or Give Me Death. Es war kurz nach Ladenschluss und Nina war nach dem Schließen der Tür im hinteren Teil des Ladens verschwunden. Derweil saß Erziraphael mit Maggie an einem kleinen Tisch und unterhielt sich mit ihr über ihren anstehenden Urlaub. Kaum war ihre Partnerin außer Hörweite wechselte Maggie allerdings das Thema.

„Okay, ich muss es einfach jemandem sagen, sonst platze ich: ich habe vor, Nina während unseres Urlaubs genau an unserem Jahrestag einen Antrag zu machen. Ganz romantisch bei einem Strandspaziergang genau dann, wenn die Sonne gerade untergeht." Ihre Augen strahlten wie die eines Kindes an Heilig Abend, kurz bevor es ans Auspacken der Geschenke ging.

„Oh Maggie, meine Liebe, das sind ja wundervolle Neuigkeiten. Ich freu mich so für dich, beziehungsweise besser gesagt für euch. Ich werde die Daumen drücken, dass alles genau so läuft, wie du es dir vorgestellt hast."

Kintsugi - Goldenes ZusammensetzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt