Kapitel 11

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„Aber wie?" Ella schaute ratlos von Max zu Jasi. Wie sollte sie in Kontakt mit K.O.-Tropfen gekommen sein? „So etwas passiert schneller als man denkt, mein Schatz." Ihre Mutter strich ihr sanft über den Arm. Wenigstens schien sie ihr nicht böse zu sein, dass sie in so etwas Dummes geschlittert war. Nein, eigentlich war das auch nicht zu erwarten. Jasi hatte immer auf ihrer Seite gestanden, egal was passiert war. Damals als es in der Schule nicht so lief, war sie immer diejenige gewesen, die sie verteidigt hatte. Irgendwie glaubte Ella auch, dass sie es gewesen war, die ihren Vater letztendlich davon überzeugt hatte, dass das Abitur und ein Studium nicht für jeden etwas war. Dafür war sie ihr sehr dankbar, denn ihr lag das Handwerkliche wirklich mehr. „K.O.-Tropfen werden den Betroffenen in aller Regel in Getränken verabreicht. Das wird so geschickt gemacht, dass sie es gar nicht mitbekommen. Manchmal passiert das sogar durch den Barkeeper oder aber dann, wenn Leute ihre Gläser unbeobachtet stehen lassen.Manchmal wohl sogar während der Unterhaltung oder weil man durch eine andere Person abgelenkt wird. Das ist ganz unterschiedlich." Max schien wohl öfter mit solchen Fällen zu tun zu haben, wenn er sich so damit auskannte. „Ich hole mir mein Getränk immer selbst an der Bar, damit da nicht plötzlich Alkohol oder Spucke drin landet", schüttelte Ella ihren Kopf. Die beiden sollten ruhig wissen, dass sie misstrauisch und nicht naiv war. „Das ist auch gut so", bestärkte Jasi sie und strich wieder über ihren Arm. „Ist es nicht am besten, wenn man das Getränk in einer Flasche und mit Strohhalm holt? So war das jedenfalls zu meiner Zeit. Da gab es diese dämlichen Tropfen nämlich auch schon." Max nickte. „Das wäre sicher am besten, denn da wird es schwieriger schnell etwas unauffällig hinein zu füllen. Aber da es gerade die Softdrinks vom Fass gibt, ist das oft nicht möglich. Man sollte seinen Becher nur nie aus der Hand geben und ihn immer im Blick haben." „Das tue ich....." In Ellas Kopf tauchte wieder ein Erinnerungsfetzen auf. „Verflucht!" Sie schüttelte sauer ihren Kopf. Wenigstens brummte ihr Schädel nicht mehr ganz so und schien sich wieder an mehr zu erinnern. „Was? Geht es dir wieder schlechter?" Jasi schaute sie besorgt an und drückte ihre Hand fester. „Nein. Aber mir ist etwas eingefallen." Sie schloss kurz ihre Augen. Manno, wie hatte ihr das nur passieren können? Sie war doch immer so vorsichtig. Ja, nur nicht, wenn sie glaubte, das Schicksal hätte auf sie gehört. Hatte es natürlich nicht. Wieso hätte es das auch diesmal tun sollen? Es hörte ihr nie wirklich zu. „Ich habe da Sven kennengelernt. Er ist aus Iserlohn." Ja, das hatte sie sich gemerkt. Und weil ich Durst hatte, sind wir zur Bar. Nachdem ich das Getränk bekommen hatte, wollte ich dann auf Toilette, aber das war ja blöd mit dem Becher...." Nein, blöd war es ohne den Becher vorher auszutrinken auf Toilette zu gehen. Das war ihr jetzt klar. Das hätte sie Sven niemals zugetraut. Er wirkte doch so nett und interessiert. Wie schlecht war ihre Menschenkenntnis eigentlich? Warum hatte sie nicht bemerkt, dass er etwas im Schilde führte? „Du hast ihm den Becher gegeben?" Ella nickte. „Ja, er hat ihn mit zu dem Tisch genommen, wo auch seine Freunde saßen." „Und als du von Toilette gekommen bist, hast du getrunken?" Ella nickte. „Ja, seine Freunde haben ja auf meinen Becher aufgepasst..." Sie schlug sich ihre flache Hand vor die Stirn. Sie hatten nicht aufgepasst, sondern gepantscht. Sie erinnerte sich an das komische Verhalten der beiden Typen. Sven war ja gar nicht da gewesen. Vielleicht wusste er ja gar nichts davon. Der Gedanke gab ihr etwas Hoffnung, dass ihre Menschenkenntnis vielleicht doch nicht ein Totalausfall war. „...oder auch nicht. Sie haben mir das Zeug untergejubelt." Max verzog sein Gesicht und nickte. „Sehr wahrscheinlich. Du hast nicht durch Zufall die Namen und das Hotel, in dem sie wohnen?" Ella schüttelte ihren Kopf. Sie kannte ja nicht einmal Svens kompletten Namen, geschweige denn das Hotel. So weit waren sie noch gar nicht gekommen. Sie hatten ja nicht einmal ihre Handynummern ausgetauscht, so weit sie sich erinnern konnte. Handy! „Mist, wo ist meine Handtasche?" Ella richtete sich ruckartig in ihrem Bett auf. Das hätte sie mal lieber gelassen, denn ihr wurde schlagartig wieder übel. Schnell versuchte sie die Übelkeit weg zu atmen. „Stella hat deine Handtasche. Sie hat sie an der Promenade liegen sehen und dann haben sie und die Jungs dich gefunden." „Die Jungs?" Hatte sie die Freunde von Sven doch fälschlicherweise für schuldig gehalten? „Ja, die Jungs von Majas Band", klärte Max sie auf. Sein Blick wanderte zu Jasi. „Ich muss dir jetzt noch ein paar Fragen stellen. Möchtest du, dass Jasi da bleibt oder möchtest du sie mir lieber alleine beantworten?" Was sollten das den für Fragen sein? Wieso sollte Jasi nicht hierbleiben? Es gab nichts, was sie vor ihr zu verheimlichen hätte. „Jasi kann bleiben." Ihre Mutter drückte sanft ihre Hand. „Okay." Max warf Jasi wieder einen Blick zu, den Ella nicht deuten konnte, ehe er sich räusperte. „Hattest du gestern Abend bevor du bewusstlos wurdest mit jemandem Geschlechtsverkehr?" Was war das für eine Frage? Ella spürte wie ihr die Wärme in die Wangen schoss. Für was für ein Flittchen hielt Max sie denn? „Nein!", platzte es empört aus ihr heraus. Warum tätschelte Jasi ihre Hand beruhigend? „Das hatte ich befürchtet." Max verzog sein Gesicht. „Da deine Handtasche vollständig zu sein scheint, müssen wir leider den anderen Grund für den Einsatz von K.O.-Tropfen in Betracht ziehen." Ella riss ihre Augen auf. „Soll das heißen man hat mich ver......" Sie brach ab. Diesen Satz konnte sie nicht einmal beenden, ohne dass ihr wieder speiübel wurde. Nein! Das durfte nicht sein!

Schuss und Treffer - auf leisen Sohlen      Teil 17Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt