Kapitel 8

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Svens Hände schoben sich zwischen den Bund ihres Rocks und den Rand ihres Tops. Sein Daumen zeichnete dort ganz sanft kleine Kreise auf ihre Haut. Das fühlte sich ziemlich gut an. Ella schmiegte sich noch enger in seine Arme und bewegte sich weiter zur Musik. Plötzlich waren ihr die donnernden Bässe, die aus den Lautsprechern schallten viel zu laut. Und die vielen Menschen um sie herum, waren ihr auch zu viel. Außerdem war die Luft hier drin auch nicht die beste. Ja, Ella wäre jetzt viel lieber alleine mit Sven. Wenn das Schicksal schon mitspielte, musste man die Chance auch beim Schopf packen und wie ihr Vater sagen würde, den Sack zu machen. Ja, es galt sich Sven auch auf Dauer zu sichern. So etwas schaffte man aber nicht mit wummernden Bässen, sondern mit Romantik. Ella hatte da auch schon ein ganz genaues Bild vor Augen. Warmer Sand unter ihren Körpern, das leise Rauschen des Meers und der Mond, der silbern im Wasser glitzerte. Ja, genau so sollte es sein. Und dazu zärtliche Küsse. Die Frage war nur, wie bekam sie Sven dorthin? Erst einmal sollte sie ihn einfach von der Tanzfläche locken. Dann würde ihr schon etwas einfallen. Sie wendete ihren Kopf zu ihm um. „Wollen wir eine kurze Pause machen? Ich habe Durst." Sven nickte und griff sich Ellas Hand. Ein Kribbeln durchfuhr ihren Arm und wanderte weiter in ihren Magen. Ja, das fühlte sich alles gut und richtig an. „Na, lasst ihr euch auch mal wieder sehen?" „Nur kein Neid!", grinste Sven seine Kumpels an, die um den Tisch saßen. „Ich hole mir etwas zu trinken." Ja, eine kleine Stärkung konnte nichts schaden. Außerdem konnte sie sich bei dem Abstecher zur Bar ja auch gleich noch ein paar Gedanken machen, wie sie Sven hier loseiste. „Warte, ich komme mit." Sven griff wieder ihre Hand und geleitete sie durch die Menschenmenge. An der Bar hatte sich eine ziemliche Schlange gebildet. Ellas Blick fiel in die verspiegelte Rückwand der Bar, als der Barkeeper endlich ihre Cola einschenkte. Oh, Gott! Wie sah sie denn aus? Die Wärme hier drin hatte ihrem Make-up nicht wirklich gut getan. Und ihre Haare konnten auch einmal wieder etwas geordnet werden. Außerdem spürte sie auch einen leichten Druck auf der Blase. Es wäre wohl nicht verkehrt für Abhilfe zu sorgen, bevor sie Sven an den Strand lockte. Es wäre ja absolut peinlich, wenn sie dann plötzlich auf die Toilette müsste. Das wäre zwar total typisch für sie, aber heute kam das auf keinen Fall in Frage. Heute wollte sie die Gunst des Schicksals nutzen und nicht in ihre etwas unglücklichen alten Verhaltensmuster fallen. „Ich gehe noch einmal kurz für kleine Friseurinnen", grinste sie Sven an. „Okay, ich warte dann am Tisch auf dich, meine Hübsche." So ein Schmeichler! Na ja, für das Hübsche würde sie ja gleich wieder sorgen. Sie beeilte sich Richtung Toilette zu kommen. Bestimmt gab es dort eine ähnliche Schlange wie an der Bar. Ja, wann gab es die mal nicht an der Damentoilette? Eine Hand an ihrem Arm stoppte sie. „Willst du den Becher mit auf Toilette nehmen?" Sven schaute sie irritiert an. Boah, an ihren Becher Cola hatte sie ja überhaupt nicht gedacht. Sie konnte ihr Getränk doch nicht mit auf Toilette nehmen. Das war ja total ekelig. Warum war sie nicht einfach vorher auf Toilette verschwunden? Die Frage war jetzt überflüssig. Sie starrte auf den Becher. Den jetzt einfach in sich hineinschütten wollte sie aber auch nicht. Manno, wie blöd war sie eigentlich? Das fragte sich Sven bestimmt auch gerade. Warum passierten ihr ständig solche Sachen? Gleich würde er bestimmt einfach abdrehen und sie stehen lassen. Das war so typisch Ella. Sie konnte einfach nie eine Chance erfolgreich nutzen. „Gib mir den Becher. Ich nehme ihn mit zum Tisch." Wow, er lächelte sie freundlich an und machte nicht einmal eine spitze Bemerkung oder verhöhnte sie. Das war ... das war ungewöhnlich. Meinte das Schicksal es heute wirklich so gut mit ihr? Wahrscheinlich. Manche Sachen sollte man nicht hinterfragen, sondern nur die Gunst der Stunde nutzen. Sie drückte Sven ihren Becher in die Hand und beeilte sich, sich in der Warteschlange einzureihen.
Frisch gepudert und mit frischem Lippenstift lief Ella zu dem Tisch zurück. Sie hatte auch noch ein paar Spritzer Parfum aufgetragen. Es konnte ja nichts schaden, wenn den Geruchsknospen von Sven ein verführerischer Duft und nicht Geruch nach Schweiß entgegenschlug, wenn sie sich auf den Weg zum Strand machen würden. Wo war Sven? Ella schaute sich suchend um. Am Tisch saßen nur zwei seiner Freunde. Vielleicht war er ja auch gerade auf Toilette. Ella ließ sich auf den Sitz sinken. „Hier, deine Cola." Einer der beiden schob ihr ihren Becher zu. Ja, den konnte sie jetzt gut gebrauchen. Ihre Zunge klebte ihr ja schon fast am Gaumen fest, so trocken war ihr Mund. Na ja, kein Wunder, so viel wie sie getanzt hatte. Gierig nahm sie einen ersten Schluck. Man, war das angenehm wie ihr die kühle Cola den Hals hinunter rann. „Na da hat aber jemand ordentlich Durst", grinste der eine der Freunde dem anderen zu und der nickte zwinkernd. Was war das denn für eine Reaktion? Hatten die noch nie jemanden trinken sehen? Oder hatte sie wieder typische Ella Sachen gemacht und die Cola rann ihr am Kinn entlang oder sie hatte auf ihr Top gekleckert? Das fehlte ihr ja gerade noch. „Da bist du ja wieder, meine Hübsche. Komm tanzen!" Sven war hinter ihr aufgetaucht. Schnell trank sie auch noch den Rest ihrer Cola aus und folgte seiner Aufforderung. Wieder zog er sie in seine Arme und sie bewegten sich zur Musik. Puh, war das hier drinnen noch wärmer geworden? Oder hatten sie schon wieder so lange getanzt? Das müssten doch erst vier Lieder gewesen sein. Diese Hitze setzte Ella echt zu. Ihr Kopf fing an zu schmerzen und irgendwie begann sich auch alles um sie zu drehen. Verflucht! Sie konnte doch jetzt hier nicht einen Kreislaufzusammenbruch bekommen. Was sollte denn Sven von ihr denken? Sie musste hier ganz schnell raus und etwas frische Luft schnappen. Schnell gab sie ihm ein Zeichen und stürzte Richtung Ausgang. Zu spät! Um sie herum wurde alles dunkel.

Schuss und Treffer - auf leisen Sohlen      Teil 17Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt