POV Rezo
Ich schreckte hoch. Ich konnte mich an nichts mehr erinnern. Wo war ich? Ich schaute mich um. Jus Zimmer... Seine Familie musste mich gestern Abend mitgenommen haben.
Langsam stieg mir jedes Ereignis des letzten Tages wieder in den Kopf: der schöne Abend, das Taxi und..."Ju!", rief ich laut aus. Ich stand sofort wieder auf den Beinen, wenn auch schwankend, und zog mir meinen Hoodie von gestern über.
Ohne zu denken stolperte ich die Treppe herunter, in die Küche- direkt in ein Gespräch zwischen Jus Eltern.
Sofort bremste ich ab. Ich schaute auf den Boden. "Sorry...", fing ich an, doch Ju's Mutter bedeutete mir, nicht weiterzureden. "Entschuldige dich doch nicht immer, Rezo! Also wirklich, du tust so, als wärst du nicht willkommen." Mit einem warmen Lächeln schaute sie mich an.
Perplex schaute ich zurück. Ich musste wohl zu überrascht geblickt haben, denn Mama Ju entfuhr ein "awww" und sie schloss mich in eine Umarmung. "Willkommen in der Familie, Rezo."
Verlegen erwiderte ich Ihre Umarmung. Dann erinnerte ich mich wieder an Ju. Meine Miene verdunkelte sich mit einem Augenblick wieder. "Wie geht es ihm", versuchte ich mit fester Stimme zu fragen, doch meine Stimme brach in der Mitte meines Satzes. Ju's Mutter schaute zu Boden.
"Der Arzt hat gerade angerufen. Es steht jetzt nicht mehr 50/50...", ich schaute sie erwartungsvoll an, nicht sicher, ob das gut oder schlecht war.
"...30/70."
"70 dass er überlebt?", fast schon bettelnd schaute ich ihr in die Augen, als ob das irgendetwas an dem Ergebnis ändern könnte.
"Nein. Dreißig." Ju's Mutter rollte ein Träne übers Gesicht. Ich schluckte. Das Gedankenchaos in meinem Kopf wurde lauter, keine Chance, auch nur einen einzelnen herauszufiltern, und ich nahm sie in meine Arme, ohne wirklich zu merken, was ich tat.
Langsam löste ich mich wieder von ihr. Mein Gesicht war ausdruckslos. Wie jedes Mal. Wie jedes Mal, wenn mir etwas wehtat, wenn die Gedanken zu laut wurden, wenn die Stimme in meinem Kopf stärker wurde, Überhand über mich nahm, wenn ich mich verstecken musste.
Plötzlich räusperte sich Ju's Vater hinter uns. Ich zuckte zusammen. "Wir sollten los", meinte er mit schwacher Stimme.
Ich atmete durch. Dann nickte ich.
"Ich komme mit." Mina stand an der Tür, entschlossen- doch man sah deutlich ihre rot aufgequollenen Augen. "Bist du sicher, dass-" setzte Ju's Vater an, doch Mina unterbrach ihn. "Ja. Ich schaffe das."
Wie sehr ich wünschte, so selbstsicher wie sie klingen zu können.
Ju's Vater sah seine Tochter nur an, mit Liebe, Stolz, aber auch Sorge in seinem Blick. Kurz stieg ein Hauch eines Gefühls auf- Eifersucht? Ich ohrfeigte mich selbst innerlich. Eifersucht? Ernsthaft, in diesem Moment? Und ich soll Mitleid mit sowas wie dir haben...
Wenn ich Eltern wie sie gehabt hätte, gäbe es dich vielleicht nicht.
"Hey Rezo, alles gut?"
"Ja,...ja natürlich, sorry", versicherte ich Ju's Mutter."Wir fahren los", beschloss Ju's Vater, den Autoschlüssel etwas zu fest mit der Hand umklammert, und ging schnellen Schrittes zur Haustür. Mina und Ju's Mutter folgten ihm- ich ebenfalls.
Ich ließ mich auf die Rückbank neben Mina fallen, schnallte mich an, setzte meine Kopfhörer auf- und ab jetzt war ich in meiner eigenen Welt.
Abwesend schaute ich aus dem Fenster. Es regnete in Strömen.
Natürlich.Eigentlich mochte ich Regen- das Gefühl der kühlen Regentropfen auf der Haut, die Art, wie er meine Tränen verwischte, mich die Welt um mich herum vergessen ließ und der frische Geruch hinterher. Aber heute fühlte es sich an, als wäre der Regen nur wegen mir hier. Wegen gestern. In jeder Geschichte regnete es, wenn etwas schlimmes passiert war. Und auch jetzt regnete es- nur leider war es kein Traum. Oder eine Geschichte.
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Juzo-Hilf mir!
FanfictionLest selber:) Achtung Triggerwarnungen: homophobe Kraftausdrücke, Homophobie, Blut, Sv, Sm, Sm- /Sv- Gedanken, Albträume, Mobbing. Diese Geschichte ist reine Fiktion und entspricht keinesfalls der Realität!!