Kapitel 7

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POV Rezo

Müde und völlig verschlafen fand ich mich am Morgen auf der Couch in einem mir inzwischen sehr vertrauten Wohnzimmer wieder. Ju und meine kleine Schwester Lilly schauten mich verschmitzt an. „Warum starrt ihr mich so an?!", fragte ich, während ich mir die Augen rieb, um wieder ein bisschen Orientierung zu bekommen.

„Du hast ziemlich geschnarcht" , prustete Lilly plötzlich los, gleichzeitig mit ihrer neuen besten Freundin Mina, die gerade mit einem Orangensaft aus der Küche geschlendert kam, „Bro, wir ham dich bis oben gehört!"

Auch Ju konnte sich sein Lachen nicht mehr verkneifen und drehte sich deshalb leicht von uns weg. Na, als ob das jetzt noch was helfen würde! Leicht verarscht gefühlt und immer noch irgendwie völlig neben der Spur zeigte ich ihnen den Mittelfinger und huschte mit meiner üblen Laune ins Badezimmer.

Als ich in den Spiegel sah, besserte sich meine Laune auch nicht gerade. „Krass, du hast es tatsächlich geschafft, noch schlimmer als sonst auszusehen!", riefen mir mein Spiegelbild und die dunklen Augenringe förmlich zu.
Ich klatschte ein bisschen Wasser in mein Gesicht, streckte mich einmal ausgiebig und beschloss dann, erst einmal frühstücken zu gehen.

Jus Eltern schliefen noch. Ich schaute auf die Uhr. Warte mal... „Wir haben doch Schule... es ist schon 8", fragte ich stutzig. Mina verdrehte die Augen. „Du hast es ja wirklich total verpennt. Wir haben die ersten zwei Stunden Ausfall wegen irgendeiner Lehrer- Fortbildung."

Ich schlug mir vor den Kopf. Natürlich! Wie hatte ich das vergessen können? Ich bemerkte, wie Ju nervös meine Handbewegung verfolgte. Mit einem Blick versuchte ich ihn zu beruhigen. Ich würde nichts tun- nicht hier. Er machte sich zu viele Sorgen...

Ich ließ meinen Kopf auf den Tisch fallen, bereit direkt wieder einzuschlafen. In der Absicht, ihr eine Tasse zu holen, stand ich vorsichtig auf, was jedoch ein Fehler war. Sobald ich stand und die Tasse in der Hand hielt, wurde mir schwindelig und ich plumpste zurück auf meinen Stuhl.

„Kaffee?", fragte Lilly mich, als sie mein Gesicht sah. Ich nickte nur. Sie schenkte mir den frischen Kaffee in meine Tasse, doch bevor ich danach greifen konnte, schnappte sie mir die Tasse wieder weg. „Mooooment", verkündete sie wichtigtuerisch, „Mina hat mir gezeigt, wie man Latte art macht. Ich kann das jetzt, ich zeigs dir!"

Mit großer Geste nahm sie die Hafermilch in die Hand, schraubte den Deckel ab und goss schwungvoll die Milch in die Tasse. Ein paar Sekunden verstrichen, dann veränderte sich ihr stolzer Gesichtsausdruck von einem Augenblick auf den nächsten zu tomatenrot. Mina stand auf, um zu schauen, was ihre Schülerin Lilly fabriziert hatte. Plötzlich fing sie lauthals an zu lachen. „Wirklich ein Latte Art", brachte sie zwischen ihren Lachern noch hervor.

Der Milchschaum auf meiner Tasse sah aus wie ein Pimmel.

„Immerhin bist du jetzt wieder wach und deine Laune steigt auch wieder", kommentierte Ju amüsiert, als ich, nun grinsend, meinen Pimmel-Kaffee schlürfte. Meine Laune war wirklich besser geworden. Kaffee bewirkt nunmal einfach Wunder.

Langsam machte auch ich mich fertig für die Schule. Lilly und Mina waren schon vorausgegangen. Ich warf mir Jus Zweitjacke über und wir schlenderten die Straße entlang. „Latein, Deutsch, Geografie...", ich seufzte. „Naja wenigstens kein Mathe", versuchte Ju mich aufzumuntern. Vergeblich. Denn Mathe hätte ich wenigstens gekonnt.

In unserer Klasse angekommen, ließ ich mich seufzend auf meinen Stuhl fallen. Ju stand vorne beim Lehrerpult und unterhielt sich mit unserer Lateinlehrerin. Ich fragte mich nicht unbedingt, warum. Vielleicht seine vier in Latein verhandeln oder so. Doch als ich meine Sachen auspackte, merkte ich, wie er sich plötzlich auf den Stuhl neben mir setzte. Es war ungewohnt. Eigentlich war der immer leer gewesen.

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