POV Rezo
Meine Hand riss auf, als ich auf den nassen Asphalt fiel. Ich zischte und blickte dann hoch in das grelle Licht, welches, wie sich nun herausstellte, einem Fahrrad gehörte.
Ju's Fahrrad.
„Rezo", rief Ju fassungslos und leicht vorwurfsvoll. Mir stiegen Tränen in die Augen. Nein. Warum jetzt? Ich wollte weg, ihm keine Probleme mehr machen, rennen, weg von hier-
Eigentlich renne ich nur vor mir selbst weg.Ich rappelte mich auf und rannte weiter. „Hey!", ich hörte, wie Ju sein Fahrrad an den Straßenrand fallen ließ und mir folgte. Ich rannte in die nächste Gasse.
Es war dunkel und nass hier, und nur eine einsame, spärlich leuchtende Straßenlaterne erhellte flackernd die Straße. Ich lehnte mich an sie und verschnaufte. Die Tränen liefen mir wieder über die Wangen, ich schluchzte, konnte einfach nicht mehr. Ich war verzweifelt. Warum musste sowas immer mir passieren?
"Rezo!" Ju hielt vor mir an. Er war völlig aus der Puste und schaute mich verständnislos an. „Was ist los, Rezo? Warum rennst du einfach weg? Weißt du, was dir alles hätte passieren können? Warum Rezo, sag es mir doch!" Ju's Stimme wurde lauter, während er dieser Worte sagte. „Lass mich doch einfach!", antwortete ich scharf, lauter als beabsichtigt.
„Nein, Rezo!", schrie Ju noch lauter. „Werde ich nicht, ganz bestimmt nicht, du bist einfach weggelaufen, du hättest überfahren werden können" „Na und", unterbrach ich ihn schreiend. „ Es wäre doch egal, es würde niemanden interessieren, ob ich lebe oder n-" „Nein!", schrie Ju jetzt dazwischen.
„Nein, wäre es nicht, was redest du da! Warum hast du nicht einfach auf mich gehört? Warum wolltest du raus, warum hast du nichts gesagt?" Ich sah, wie seine Augen wässrig wurden und eine Träne sich über sein Gesicht stahl. „Warum? Warum tust du mir das an? Was ist dein Scheiß Problem, Rezo? Was!!", brüllte er mich an.
„Du! DU bist mein Scheiß Problem, Ju! Warum zu Fick tust du soviel für so eine Schwuchtel wie mich? Ich hab dich nicht verdient!" Verzweifelt und mit verheultem Gesicht schaute ich ihn an. Ju schaute zurück, mit einem Blick, den ich nicht wirklich deuten konnte. Vielleicht war da Enttäuschung, Fassungslosigkeit... vielleicht noch etwas anderes...?
„Wie dumm willst du dich eigentlich noch anstellen? Siehst du es denn nicht!? Weil ich dich liebe verdammt, ich liebe dich, Rezo!"Jetzt war es still. Mir fehlten die Worte.
Hat er das gerade wirklich gesagt?„Ich...", fing ich an, doch Ju unterbrach mich. „Sorry- ich hätte dich nicht so anschreien sollen... und, also- das kam jetzt wahrscheinlich sehr plötzlich"
„Ich liebe dich auch, Ju."POV Ju
Völlig perplex hielt ich inne. Ich wollte etwas sagen, ihm irgendetwas antworten, aber ich wusste nicht, wie.
Ich kniete mich vor Rezo, der immer noch an der Laterne saß. Dann spürte ich seine Hand an meiner Wange. Vorsichtig wischte er eine Träne von meinem Gesicht, während er auf meine Lippen starrte und dann wieder in meine Augen sah.
Mit einem leicht verlangendem Blick sah er mich nun an, sodass ich seine faszinierenden, tiefblauen Augen bewundern konnte. Dann legte ich vorsichtig meine rechte Hand an seinen Hals. Ein kleines Lächeln huschte über sein Gesicht. Noch einmal schaute ich ihn an, um mich zu vergewissern, dass das hier okay für ihn war.
Als ich seine Bestätigung hatte, ließ ich mich nicht mehr davon abhalten, das zu tun, was schon so lange überfällig war. Mit einem Ruck zog ich meinen Schlumpf an mich ran und vereinte unsere Lippen endlich miteinander.
Seine weichen Lippen passten sich meiner Bewegung an und der Kuss wurde fester, leidenschaftlicher. Ich biss ihm leicht auf die Unterlippe. Seine linke Hand krallte sich in meinem Hoodie fest und er keuchte leicht auf. Ich musste schmunzeln, aber unsere Lippen löste sich nicht. Sie lagen perfekt aufeinander, harmonierten. Es war schön, wunderschön, fühlte sich an, als wäre ich im siebten Himmel, und es fühlte sich besser an, als es das jemals bei einem Mädchen getan hatte.
Nach einer halben Ewigkeit lösten wir uns voneinander. Rezo schaute mich an, Liebe und Lust lag in seinem Blick, und sein Anblick ließ in mir das starke Verlangen aufsteigen, ihn gleich nochmal zu küssen, bis in die Bewusstlosigkeit, so lange und so stark und liebevoll, dass ich ihn für immer auf meinen Lippen spüren würde.
„ Das war... wundervoll", flüsterte Rezo mit so viel Liebe in der Stimme, dass ich wohl umgekippt wäre, hätte ich nicht auf dem Boden gesessen. „Ja", nickte ich. Meine Lippen formten nur das Wort, ich war zu überwältigt von dem, was gerade passiert war.
Ich legte meine Arme um ihn und umarmte ihn fest. „Ich liebe dich, Rezo. Und du belastest mich nicht. Du kannst immer zu mir kommen, ich bin da für dich.
Du bist sicher hier."Rezo schluchzte und vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge. Dankbar nickte er und kuschelte sich an mich. Sanft pustete ich ihm durch die blauen Haare.
„Magst du wieder nach Hause?", fragte ich Rezo dann vorsichtig.
Er nickte nur.Dann fiel mir ein, dass mein Fahrrad ja noch auf der Straße vom Supermarkt nach Hause lag. Meinen Blick deutend und als könnte er Gedanken lesen, meinte Rezo: „Vielleicht sollten wir noch dein Fahrrad mitnehmen."
Ich lächelte. „Mhm... wir kommen da ja eh gleich vorbei. Ich hoffe nur, dass sich zuhause niemand Sorgen macht..."
POV Rezo
Wir liefen die Gasse entlang wieder zu der großen Straße und sammelten Ju's Fahrrad ein. Ein Glück, dass es da überhaupt noch liegt, und dass niemand es geklaut hat, dachte ich erleichtert. Dann gingen wir gemütlich den Weg nach Hause.
Ich schaute auf die Uhr. Es war inzwischen halb zwei, aber wie ich Lilly kannte, war wohl mindestens sie noch wach, die kleine Nachteule.
„Rezo? Wir sind da", meinte Ju dann plötzlich, mit einem leichten Schmunzeln im Gesicht. „Huh?", fragte ich nur verwirrt. Ju Lachte. „Du bist einfach zu cute, weißt du das?" Er drückte mir einen kurzen Kuss auf die Stirn, während er sein Fahrrad abstellte. Seine Lippen prickelten angenehm auf meiner Haut und ich wurde rot. Ju drehte sich nur grinsend um und schloss die Tür auf.
Sofort rannten uns Ju's Eltern, seine Schwester Mina und meine Schwester Lilly entgegen. Lilly Arm in Arm mit Mina, anscheinend waren sie inzwischen beste Freunde geworden, so gut wie sie sich verstanden. „Wo wart ihr?",, fragten alle vier fast gleichzeitig.
„Öhh... ja also es- es gab da was zu klären", stotterte Ju verlegen und ich schaute peinlich berührt weg. Ju's Eltern verstanden gar nichts und beschlossen, einfach wieder schlafen zu gehen, aber Lilly und Mina grinsten uns wissend und mit einem Nicken zu. Ju und ich wurden noch röter, als wir eh schon waren, und beeilten uns, in Ju's Zimmer zu kommen.
Ju schmiss sich aufs Bett und ich legte mich neben ihn. Er kuschelte sich an mich. Lächelnd erwiderte ich sein Angebot und umarmte ihn liebevoll. „Ich will dich nie verlieren, Ju", murmelte ich und verlor mich in den Tiefen seiner dunklen, warmen Augen. „Ich dich auch nicht, Schlumpf", antwortete Ju und gab mir provozierend einen schnellen Kuss auf die Wange, in die Nähe meines Mundwinkels.
Ich tat empört. „Also Ju wirklich, dann mach es doch wenigstens richtig", schmunzelte ich und drehte mich so, dass ich jetzt auf ihm lag. Dann küsste ich ihn fest auf die Lippen. Er lächelte in den Kuss hinein, vergrub seine Hände in meinen Haaren und drückte mich noch fester an seine Brust.
Nachdem wir uns wieder voneinander gelöst hatten und uns bettfertig gemacht hatten, legten wir uns nebeneinander in Ju's Bett und ich machte es mir in seinen Armen bequem. Ju schlief sofort ein, kein Wunder, schließlich war der Tag anstrengend gewesen und wir hatten morgen wieder Schule.
Stimmt.
Das hier war nicht für immer. Wir mussten zur Schule, und spätestens, wenn wir eine Klassenarbeit schrieben, bräuchte ich seine Unterschrift.
Ich müsste wieder zu ihm gehen.
Damit er das mit dir machen kann, was du verdi- Hör auf! Ich schluchzte leise. Plötzlich bemerkte ich, wie Ju sich enger an mich kuschelte, als wollte er mich beschützen. Ich lächelte glücklich. Ja, Ju war da. Ich war sicher, und das würde auch so bleiben. „Wir schaffen das, zusammen.", hatte Ju einmal gesagt. Wir würden zum Jugendamt gehen, und dann würde er Lilly nie wieder etwas tun können. Und Mama kann auch hier sein, weit weg von ihm...Es wird wieder besser. Bestimmt.
♥️hab euch lieb, Mickey♥️

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Juzo-Hilf mir!
FanfictionLest selber:) Achtung Triggerwarnungen: homophobe Kraftausdrücke, Homophobie, Blut, Sv, Sm, Sm- /Sv- Gedanken, Albträume, Mobbing. Diese Geschichte ist reine Fiktion und entspricht keinesfalls der Realität!!