Suizidromantik

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Ich finde, dass es nicht nötig ist, sich zu verabschieden. Ich werde dies nicht tun, obwohl die Dinge nicht immer so laufen, wie wir es gerne hätten. Manchmal, da ist das einzige, was man wirklich will, weinen. Doch was, wenn man keine Tränen mehr hat?


Ich möchte euch trotzdem etwas hinterlassen. Vielleicht ist es ein Abschiedsbrief, ein Lebewohl. Doch ich mag so etwas nicht. Ich werde heute Nacht meine Sachen packen, und verschwinden. Für immer. Es ist so, als befinde ich mich in einem ewigen Abgrund. Ich vergleiche es immer wieder mit den Niagarafällen. Ich falle, bin ein Wassertropfen im System. Ich falle, jedoch ohne Halt, ohne Sicherheit, und es ist kein Ende in Sicht. Ihr nennt mich einen Verrückten, weil ich mich selbst zerschneide. Ich mache das doch nicht, um „In" zu sein, oder irgendwie besonders cool. Nein, tut mir Leid, so ist es nicht. Ich bin ein Produkt eures Egoismus. Ihr wisst es und dennoch macht ihr weiter. Ihr wundert euch, warum ich nichts mehr sage. Doch ich brauche Kraft. Ich ziehe Energie aus dem Licht, doch um mich herum ist nur Dunkelheit. Wenn ich meinen Mund aufmache, so entzieht es mir Kraft, die ich so sehr brauche. Ich sage nichts mehr, weil sie es nicht wert sind.

Und es weckt mich jede Nacht auf. Diese Gedanken sind verhüllt in Zigarettenrauch. Die, die mir helfen wollen, sagen mir zwar, dass es besser wird, mit der Zeit doch... Ich habe festgestellt und auch akzeptiert, dass ich gerade noch so lebe. Selbst wenn ich noch unstillbare Nöte habe, wie Hunger und Durst... So erfülle ich sie mir in absolutem Zwang. Nur Küche und zurück ins Bett, der Rest ist zu anstrengend. Ich habe gesehen, und ich habe gemerkt, dass sie alle Masken tragen. Sie verdecken ihr Gesicht, ihren wahren Charakter, sie leugnen hier. Doch... Der Sehende verstirbt qualvoll während es der Blinde nicht versteht. Selbst wenn in meiner unstillbaren Leere doch noch ein Wunsch den Weg nach Außen findet, so... so habe ich das Gefühl, dass er nicht wunschtauglich ist.

„Du Emo" sagen sie. Sie lachen wegen der Narben doch... Es ist so einfach. Du nimmst ein Messer, drückst es an deine Haut und... ziehst. Nur durch die Selbstverletzung kann man endlich wieder atmen. Ich werde es heute Nacht tun. Diese Nacht werde ich mich erlösen und die anderen. Ich hasse mich mehr als alle anderen zusammen.

Ich lasse Badewasser ein. Es ist heiß, anscheinend wirklich sehr heiß doch... mich stört es nicht, ich fühle schon seit Monaten nichts mehr. Neben der Badewanne, etwa zwei Meter davon entfernt, oben an der Wand, ist eine Steckdose. Ich nehme den Föhn, und stecke ihn ein.

Nun halte ich ihn in der Hand, das Wasser tropft den Griff herunter. Ich beginne zu weinen, und bin geschockt, dass sie mich dazu getrieben haben. Ich bin ihnen eine Last, und mir selber eine noch Größere. Es wird geschehen. Ich drücke den Knopf am Föhn, der fängt an zu dröhnen.

Ich möchte los lassen, ich möchte raus hier... Also fasse ich mit meiner anderen Hand der anderen an das Handgelenk..... und ziehe fest daran.


Und ziehe sie weg, der Föhn fällt... in Zeitlupe... Und ich merke einen unglaublichen, schmerzlichen Schlag. Doch von einer Sekunde auf die andere... ist es vorbei.

Doch ich bin nicht weg. Leider nicht. Ihr gebt mich ja nicht frei. Ich habe euch gesagt, dass ich nicht mehr leben möchte doch.... In euren Herzen werde ich weiter leben. Und so bin ich gefangen auf Erden, als loser Schatten meiner Selbst. Gebt mich endlich frei...

Deutsche CreepypastasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt