Der Geist meiner Uroma

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Es ist schon ein paar Jahre her, seit sich diese Vorfälle ereignet hatten. Als meine Uroma gestorben war, passierte alles so schnell. Ich habe es immer noch nicht vergessen und es hat mein gesamtes Denken über den Tod verändert.

Es begann alles mit dem Tod meiner Uroma. Sie lebte schräg gegenüber von uns, in einem älteren Haus. Unter ihrer Wohnung lebt heute immer noch meine Oma, allerdings ist die Wohnung oben immer noch unverändert, weil sich keiner traut sie zu betreten. Als sie starb, war ich noch 11 Jahre alt und dementsprechend neugierig. Ich ging oft in ihre alte Wohnung um mich umzusehen und nach alten Erinnerungen zu suchen. Meine Uroma liebte es Puppen zu sammeln. Ich hatte mich dran gewöhnt, aber als ich einmal nach oben ging, wurde ich auf diese eine Puppe aufmerksam. Sie war ziemlich groß und reichte mir bis zum Bauch. Sie saß starr und verstaubt auf der Sofalehne und hatte einen unheimliches Grinsen auf den Lippen.

Als ich eine Woche später mit meiner besten Freundin die Wohnung betrat, wollten wir uns einen Spaß erlauben. Wir stellten die Puppe auf die Fensterbank, so dass man sie von draußen am Fenster stehen sehen konnte. Wir fanden das damals ziemlich lustig, doch das war ein Fehler. Immer wenn ich von der Schule nach Hause kam, musste ich an dem Haus vorbei laufen. Ich sah immer zu der Puppe hinauf, die vom Fenster aus auf mich herabblickte. Ich wusste natürlich das es nur eine Puppe war, doch hatte sie etwas Unheimliches an sich.

Ein paar Tage später als ich von der Schule nach Hause kam, wollte ich meiner Freundin die Puppe zeigen. Ich sagte grade so etwas wie: "Guck da oben ist sie." Doch wurde von ihr unterbrochen: "Das ist jetzt ein schlechter Scherz oder", sagte sie und dann sah ich es. Die Puppe stand am Fenster und bewegte ihren Arm auf und ab, als würde sie uns winken. "Ähm, das ist nicht, wie kann das...", mehr bekam ich nicht raus und sagte zu ihr, dass es wohl meine Oma war die sich einen Scherz erlaubte, doch wusste ich das es nicht so war. Ich lief die letzten Meter zu meinem Haus und zeigte meiner Mutter die Puppe. Sie lachte nur und sagte es müsse wohl meine Oma sein. Ich ging zum Telefon und wählte ihre Nummer. "Oma, das reicht jetzt, dir ist der Scherz gelungen" "Was meinst du denn mein Schatz?", entgegnete sie. "Ich sehe doch was du da oben machst." Doch dann vernahm ich im Hintergrund die Fernsehergeräusche meiner Oma. Mir lief es kalt den Rücken runter da ich wusste, dass meine Uroma keinen Fernseher in ihrer Wohnung besaß und meine Oma so gar nicht in ihrer Wohnung sein konnte. "Ich weiß nicht wovon du redest, ich bin grade dabei den Schal für dich zu ende zu stricken", sagte sie. "Ähm.. Ja... Okay... Jedenfalls kannst du jetzt aufhören.. ähm.. bis nachher Oma." Ich wusste nicht ob sie log, allerdings wusste ich auch nicht, wie sie den Arm der Puppe bewegen sollte und dabei mit mir telefonieren konnte.

Ich ging hoch in mein Zimmer und versuchte mir einzureden, dass das nur ein dummer Scherz war. Meine Mutter war fest davon überzeugt das es meine Oma war, die sich in der Wohnung meiner Uroma umgeschaut hatte und dann auf den fiesen Scherz gekommen war. Als ich später in die Küche gehen wollte, sah ich noch einmal durch das Arbeitszimmerfenster hinüber und erstarrte. Die Puppe stand nicht mehr an dem Fenster. Ich war gleichzeitig auch erleichtert weil ich dachte, meine Oma hätte sie beiseite getan. Doch was mich stutzig machte, war der Gedanke daran, dass an diesem Fenster früher immer meine Uroma stand und mir winkte sobald ich nach Hause kam. Komisch.

Ich konnte es natürlich nicht lassen und ging einige Tage später wieder mit meiner besten Freundin nach oben in die Wohnung, nachdem ich ihr alles im Detail erzählt hatte. Sie sagte, dass sie mir glaubte, doch sicher war ich mir nicht. Wir betraten die Wohnung und nahmen eine schaudernde Kälte war, die wohl aus der offenstehenden Bodenkammer kam. Wir gingen ins Wohnzimmer und suchten nach der Puppe. Einige denken jetzt vielleicht, ich dachte ihre Oma hat sie beiseite geräumt, doch als ich sie darauf angesprochen habe sagte sie, sie hätte die Wohnung nach dem Tod meiner Uroma erst einmal betreten und das nicht um irgendeine Puppe wegzuräumen. Wir suchten alles ab, doch fanden sie nicht. Als wir jede Ecke überprüft hatten verließen wir die Wohnung.

Ich wollte nicht damit leben, dass die Puppe meiner Uroma einfach verschwunden war und ging wieder nach oben. Mittlerweile war sie drei Wochen verschwunden. Meine beste Freundin und ich gingen wieder einmal nach oben, auch wenn wir insgeheim wussten, dass es nichts bringen würde. Doch es sollte anders kommen. Als wir im Wohnzimmer waren hörten wir plötzlich ein lautes Scheppern. Wir zuckten zusammen und konnten uns aus Angst kaum bewegen. Ich sah nach und bemerkte, dass alle Shampooflaschen von der Badewanne gefallen waren. Wir ließen es auf sich beruhen und schauten weiter. "Ist die Schlafzimmertür schon immer offen gewesen?", fragte mich meine Freundin. Ich wusste, dass ich sie auf keinen Fall offen gelassen hatte und ging langsam in Richtung Schlafzimmer. Sie stand tatsächlich einen Spalt offen. Ich ging langsam auf sie zu. Die Rollläden des Schlafzimmers begannen zu klappern, obwohl es eigentlich relativ windstill war an dem Tag. Ich schob es auf das Alter des Hauses. Ich hatte das Gefühl, je näher ich dem Schlafzimmer kam, desto lauter und schneller klapperten sie. Als ich die Tür öffnete bekam ich einen Schreck. Die Puppe lag im Bett meiner Uroma. Sie lag seelenruhig da und war zugedeckt. Da das Klappern der Rollläden immer lauter wurde und dazu auch noch ein Bild von der Wand im Wohnzimmer fiel, entschlossen wir uns schnell zu gehen.

Ich redete mit meiner Oma, mit meiner Mutter und sogar mit meinem Stiefvater über die Ereignisse. Alle drei schworen mir, das Zimmer so gut wie nie betreten zu haben. Meine Mutter sagte, es seien alles nur Zufälle gewesen. Genauso wie meine Oma. Doch warum betreten sie nie die Wohnung? Und wenn es wirklich meine Oma war, die sich einen Scherz erlaubt hatte, warum schließt sie dann jedesmal nachts die Wohnung oben ab, bis heute...


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