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Louis' Pov

Am nächsten Tag waren alle ziemlich gut drauf, da wir unsere Handy's für den Tag wieder hatten. Die bekamen wir ja jeden Sonntag für den ganzen Tag - einmal in der Woche halt.
Laut Peter sollten wir diese Tage nutzen, um unsere Familie, Freunde oder sonst wen zu erreichen.

Ich saß auf dem üblichen Felsenrand und checkte meine Nachrichten und Anrufe.
Meine Mutter hatte mich mehrmals angerufen und angeschrieben.
Ich hätte ihr vielleicht, bevor wir unsere Handy's abgegeben hatten, schreiben sollen, dass wir die nur einmal in der Woche bekamen.

Als ich die Anrufs Liste herunter scrollte, sah ich einen Anruf von meinem Bruder Theo.
Er hatte mich schon länger nicht mehr angerufen, was brachte ihn nun dazu?
Ich schrieb meiner Mutter eine Nachricht.

Mir geht es gut. Wir bekommen die Handy's nur einmal in der Woche - jeden Sonntag, deshalb sehe ich das erst jetzt.
Ja, es ist anders, als erwartet hier. Ich habe nette Leute kennengelernt und denke schon, dass ich sie als Freunde bezeichnen kann.

Sie wollte wissen, wie es mir ging und ob ich Freunde gefunden hatte. Harry sah ich nicht als nur einen Freund. Er war mehr für mich, deshalb zählte ich ihn nicht dazu.

Ich drückte auf die Nummer von Theo, eine kurze Zeit zögerte ich und fragte mich, ob ich wirklich zurück rufen sollte, da der Anruf immerhin schon zwei Tage her war.
Ich wählte sie dennoch.

Die paar Sekunden, die es klingelte, fühlten sich wie Ewigkeiten an.
Ich hatte auch schon eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr mit ihm gesprochen.
Es schmerzte sehr, wenn du einem Menschen einmal so nah standest und er plötzlich so gut wie aus deinem Leben verschwand - vor allem, wenn es noch dein Bruder dazu war.

„Louis? Hey!" ertönte seine Stimme.
Sie ließ mir einen kalten Schauer den Rücken herunter laufen.
„Hey" brachte ich hervor, nach dem ich mich geräuspert hatte.
„Warum hast du angerufen?" fragte ich ihn.
„Ich wollte dir nur sagen, dass ich bald nach hause kommen werde" antwortete er. Was hatte er gerade gesagt?
„Was?" entgegnete ich irritiert.
„Ich habe mich von Zoey getrennt" sagte er.

Es herrschte mehrere Sekunden lang Stille.
„Warum?" fragte ich nun.
„Ich habe sie mit einem anderen erwischt"
erzählte er.
„Das tut mir leid" Ich konnte Zoey noch nie leiden. Nicht, weil sie eine schlechte Person war - bis jetzt anscheinend.
Sondern, weil sie mir damals meinen Bruder quasi weg genommen hatte.

„Wie geht es dir so?" fragte er.
„Ganz gut" antwortete ich.
„Ich habe von Mom gehört, dass du in einem Sommercamp bist?" sagte er.
„Ja"
„Cool, erinnert mich a das Campen von früher" Dieser Satz traf mich.
Ich wusste nicht, dass er noch darüber nachdachte oder sich überhaupt daran erinnerte. Auch, wenn es noch nicht so lange her war, dass man es hätte vergessen können.

„Wann kommst du?" fragte ich ihn.
„Wenn der Sommer vorbei ist - also in wenigen Wochen. Ich muss hier noch ein paar Sachen klären" antwortete er.
Mein Bruder war nie nur mein Bruder, ich sah zu ihm hinauf. Er war damals für mich so etwas wie ein Vorbild.
Als er uns dann verlassen hatte und zu Zoey nach Chicago zog, traf es mich von Tag zu Tag mehr. Da wir dadurch ja auch schließlich so gut wie den Kontakt zueinander verloren hatten.

„Hier bist du" ertönte die Stimme von Harry, der auf mich zu kam.
„Ich muss los, wir hören uns" sagte ich zu meinem Bruder und legte auf.
Harry setzte sich neben mich und schaute mich an. „Mein Bruder"' sagte ich, da er sich wahrscheinlich fragte, wer das am Telefon war.
„Oh" kam es von ihm.

„Er kommt nach hause" murmelte ich nach einer Weile.
„Echt? Ist doch toll! Wie lange bleibt er?" „Weiß ich nicht, er hat sich auf jeden Fall von seiner Freundin getrennt" erzählte ich ihm.
„Oh" sagte er erneut.

Ich scrollte meine Nachrichten noch einmal durch, als ich eine sah, die ich übersehen hatte.
Sie war von meiner Ex Freundin. Ich hatte mit ihr überhaupt nichts mehr zu tun, warum schrieb sie mir nach all der Zeit plötzlich?

„Hey Louis,
vermutlich fragst du dich, warum ich dir aus dem nichts schreibe.
Der Grund ist, dass ich dich vermisse. Ich weißs, dass ich dich verlassen habe und das war der größte Fehler meines Lebens.
Wenn ich es rückgängig machen könnte, würde ich es sofort tun.
Ich hoffe du nimmst mir das nicht immer noch übel. Auch, wenn ich es verstehen würde, es tut mir wirklich leid.
Hoffentlich kann man sich einmal treffen und über alles sprechen,
Eleanor"

Ich las die Nachricht immer und immer wieder.
Sollte das ein schlechter Witz von ihr sein, oder meinte sie es ernst? Selbst wenn, was würde es mich noch interessieren?
Mein Leben ging weiter - auch ohne sie.
Neben mir saß jemand, der mich Wert schätzte und den ich sehr mochte.
Ich würde mir das nicht kaputt machen lassen.
Nicht so, wie sie es bei uns damals tat.

„Louis?" riss mich Harry aus meinen Gedanken.
Ich schaute ihn mit geweiteten Augen an und schloss die Nachricht.
Er musterte mich mit einem nachdenklichen
Blick. „Alles gut?" fragte er.
„Klar, warum sollte es nicht?" entgegnete ich.

Ich wollte ihm nicht davon erzählen.
Er wusste schließlich nicht einmal, dass ich mal eine Freundin hatte.
Ich wollte ihm auch nicht unnötige Gedanken verschaffen - oder mir selber.
Auch, wenn ich nicht leugnen konnte, dass sich die Nachricht, wie im Uhrzeiger Sinn, in meinem Kopf abspielte.
Ich wollte die Zeit mit Harry genießen, solange ich noch konnte.

Summer Love [l.s.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt