How long will I love you

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Nachdenklich betrachtete Noah sich im Spiegel, während er seine schulterlangen Haare bürstete. Er hörte, wie die Wohnungstür sich öffnete und Colin hereinkam.

„Hey, love, bin wieder da!", hallte es durch die Wohnung und Noah lächelte automatisch.

„Bin im Schlafzimmer", rief er als Antwort und kurz darauf kam sein Freund zur Tür rein. Colin legte von hinten die Arme um Noah und küsste seine Wange zur Begrüßung, während Noah sich in Colins Umarmung zurückfallen ließ.

„Was grübelst du?", fragte Colin, nachdem er Noah eine Zeit lang beobachtet und einige ablenkende Küsse an seinem Hals verteilt hatte.

„Ich überlege, ob ich mir wieder einen Undercut machen lassen soll, wie früher in der Schule", erzählte Noah. Er hatte seine Haare vor einigen Jahren wachsen lassen, sodass sie jetzt alle die gleiche Länge hatten. Er trug sie weiterhin gerne in einem Dutt oder Zopf, aber für den anstehenden Sommer wäre es angenehm, sie wieder kürzer zu tragen. Zumindest seinen Hinterkopf.

„Die Frisur stand dir immer toll. Aber andererseits steht dir jede Frisur", war Colins Meinung dazu und Noah verdrehte lächelnd die Augen.

„Und wenn ich meinen Kopf komplett rasieren würde?", fragte er provozierend und Colin schluckte. Grinsend drehte Noah sich in Colins Armen um und sah ihn abwartend an.

„Dann wärst du immer noch der schönste Mensch der Welt und ich würde deine Entscheidung zu hundert Prozent unterstützen", behauptete dieser mit fester Stimme. Noah lachte.

„Keine Sorge, ich mag meine langen Haare fast genauso sehr wie du. Ich würde dir doch nicht dein Lieblingsspielzeug klauen", neckte er seinen Freund und Colin atmete erleichtert aus. Er drückte einen Kuss auf Noahs Stirn und fuhr dann mit einer Hand durch Noahs Haare und wickelte eine Strähne um seinen Finger, wie er es fast täglich tat.

„Gut. Ich würde dich trotzdem unterstützen", sagte er.

„Ich weiß", lächelte Noah und vergrub nun seinerseits eine Hand in Colins Locken. „Aber wenn du jemals deine Locken abschneidest, muss ich mich leider scheiden lassen."

„Scheiden?", lachte Colin überrascht auf. „Wir sind nicht verheiratet, soweit ich weiß."

„Noch nicht", meinte Noah und sein Herz begann, ein wenig schneller zu schlagen. Colins Augen wurden groß.

„Wird das gerade ein Heiratsantrag?"

„Nein", schüttelte Noah den Kopf, „Aber vielleicht ein Gespräch?"

„Okay?", sagte Colin langsam und Noah zog ihn an der Hand auf ihr Bett. Sie setzten sich nebeneinander und Noah ließ Colins Hand nicht los. Sie wirkte in Situationen, in denen er nervös oder aufgeregt war, immer wie ein Anker für ihn.

„Wir sind schon fast zehn Jahre zusammen und haben noch nie wirklich darüber gesprochen", begann Noah und Colin nickte zustimmend.

„Für mich ist alles, was zählt, dass wir zusammen sind. Ich weiß, dass dich die Scheidung deiner Eltern lange beschäftigt hat und ein negatives Beispiel für Heiraten und Liebe generell war", sagte er leise.

„Es ist süß, dass du deswegen Rücksicht nehmen willst, aber ich nehme meine Eltern schon lange nicht mehr als Standard. Du zeigst mir jeden Tag, dass wir ganz anders sind und niemals so enden werden wie sie. Mit dir zusammen zu sein macht mich so unfassbar glücklich und ich will das für immer. Ich weiß, dass ich dich immer lieben werde und... ich finde den Gedanken schön, dich zu heiraten. Dass du mein Ehemann bist, nicht nur mein Freund oder Partner. Dass alle wissen, dass wir zusammengehören. Ich weiß, das geht auch ohne Heiraten, aber..."

„Ich würde dich auf der Stelle heiraten", fiel Colin ihm ins Wort und Noah starrte ihn an.

„Ja?", fragte er irgendwie erstaunt, obwohl es vielleicht keine Überraschung sein sollte.

„Natürlich", lachte Colin und legte eine Hand an Noahs Wange. „Ich liebe dich schon so lange und ich werde niemals damit aufhören. Ich hätte dich mit 18 geheiratet und ich würde dich mit 80 heiraten."

„Oh. Ich hätte das viel früher ansprechen sollen", murmelte Noah, immer noch ein wenig erschlagen, und Colin zog ihn in einen sanften Kuss.

„Der Zeitpunkt spielt doch gar keine Rolle. Es war perfekt, wie es war, und es wird perfekt sein, wenn wir verheiratet sind", meinte Colin und Noahs Herz schlug bei den Worten einen Purzelbaum.

„Wenn wir verheiratet sind", wiederholte er lächelnd. Das klang verdammt gut. Colin lächelte ihn verliebt an und drückte seine Hand.

„Jetzt kann ich's irgendwie kaum erwarten", sagte er und Noah nickte.

„Ich muss dich aber erst noch richtig fragen."

„Vielleicht mach ich dir ja auch den Antrag?", gab Colin grinsend zurück und Noah lehnte seine Stirn an Colins.

„Hm, ich weiß nicht. Du verdienst einen richtig schönen Antrag", murmelte er und ging in seinem Kopf schon mögliche Ideen durch, wann, wo und wie er Colin einen Antrag machen könnte.

„Du weißt, dass ich keine großen Gesten brauche, love. Du könntest mich beim Müll wegbringen fragen und ich würde Ja sagen", lächelte Colin und Noah musste lachen.

„Wie romantisch. Ich glaube, da würden die meisten Leute tatsächlich Nein sagen", mutmaßte er.

„Wie könnte ich jemals Nein zu dir sagen?", flüsterte Colin. Noah musste langsam sein Herz unter Kontrolle bringen. Es schien vor Liebe platzen zu wollen.

„Du sagst ständig Nein zu mir. Nein, Noah, wir können diesen süßen Hundewelpen nicht adoptieren. Nein, ich habe nie genug bunte Pullover. Nein, wir schauen heute nicht zum zwanzigsten Mal diesen Horrorfilm..."

„Hey, ich schau oft Horrorfilme mit dir!", beschwerte Colin sich lachend.

„Rise of Hell zählt nicht, der hat emotionale Hintergründe", wandte Noah grinsend ein.

„Ich schau dir zuliebe auch andere Horrorfilme! Und den Welpen konnten wir nicht adoptieren in unserer winzigen Wohnung, während wir beide noch studiert haben!", schmollte Colin und Noah küsste seine hervorstehende Unterlippe.

„Jaja, ich weiß, wollte dich nur ärgern", lächelte Noah und auch Colin konnte sein amüsiertes Lächeln nicht mehr zurückhalten.

„Vielleicht... können wir ja bald einen Hund adoptieren?", meinte Colin da, sah ihn mit seinen strahlenden grünen Augen liebevoll an und Noah konnte es auf einmal nicht mehr zurückhalten.

„Heirate mich!", platzte es aus ihm heraus und auf Colins Gesicht erschien ein übergroßes Lächeln. „Bitte. Willst du mich bitte heiraten?", ergänzte Noah ohne jegliche Kontrolle über seine Worte. Er konnte sich nur an Colin klammern und atemlos auf eine Antwort warten.

„Ja!", lachte Colin, doch in seinen Augen konnte Noah ein paar austeigende Tränen glitzern sehen. Keine Sekunde später lagen ihre Lippen aufeinander. Noah versuchte all seine Liebe in diesen Kuss zu packen, all die Freude, Dankbarkeit und all das Glück, das er empfand, mit Colin zusammen zu sein.

Er würde ihm irgendwann noch einen richtigen Antrag machen, mit einer Liebeserklärung und Blumen und Ring, aber für den Moment war das hier perfekt. 

Come what may | NolinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt