Perfect Day

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„Kannst du mir bitte den Rücken eincremen?", bat Noah mit geschlossenen Augen. Er lag bereits auf dem Bauch, den Kopf auf seinen verschränkten Armen ruhend, und schien tiefenentspannt. Colin musste bei diesem Anblick sofort lächeln. Er freute sich, dass er und Noah einfach mal abschalten konnten, hier am Strand in Italien die Sonne genießen und sich im Meer abkühlen konnten. Abends würden sie in irgendeinem Restaurant essen gehen und dann in ihr kleines Ferienapartment zurückkehren, nachdem sie vielleicht mit einem Eis am Strand spazieren gegangen waren, um den Sonnenuntergang zu beobachten. So ähnlich hatten sie es die letzten Tage schon gemacht und so würden sie es vermutlich bis zum Ende ihres Urlaubs weiter machen. Tagsüber hatten sie bisher viele Ausflüge unternommen und verschiedene Städte erkundet, doch heute hatten sie sich einen kompletten Tag nur zum Entspannen am Strand genommen.

„Na klar, love", sagte Colin, setzte sich auf und holte die Sonnencreme aus ihrer Strandtasche. Er schob sich seine Sonnenbrille in die Haare und gab dann ein wenig der Creme direkt auf Noahs Rücken, der wie erwartet von der plötzlichen Kälte zusammenzuckte.

„Hey!", protestierte Noah und Colin lachte leise.

„Sorry", entschuldigte er sich, bevor er mit langsamen Bewegungen die Sonnencreme gleichmäßig auf Noahs Rücken verteilte. Noah gab ein wohliges Seufzen von sich und Colin küsste ihn auf die linke Schulter, die er noch nicht eingecremt hatte. Noahs Haut war warm und weich. Sonnengeküsst schoss Colin beim Bild seines Freundes sofort in den Kopf. Er sah wunderschön aus, wie er mit geschlossenen Augen da lag, die langen Wimpern, die seine Wangen berührten, die Haare zum Dutt gebunden, sein nackter Oberkörper mit der Mond-Kette um seinen Hals... Colin hätte ihn stundenlang einfach nur anschauen können.

„Du bist so schön", flüsterte er Noah ins Ohr und merkte, wie dieser leicht errötete. Noah schlug die Augen auf und lächelte Colin an.

Du bist wunderschön", gab er zurück, während er liebevoll Colin über die Wange strich und dann leicht an einer seiner Locken zog. Colin lächelte und gab Noah einen sanften Kuss, den dieser jedoch direkt vertiefte. Noah setzte sich auf und zog Colin mit einer Hand im Nacken näher zu sich heran. Willig folgte Colin ihm und gab sich ganz dem Kuss hin.

„Hmm. So könnte es immer bleiben", murmelte Noah, als sie sich einige Zeit später wieder gelöst hatten, um durchzuatmen. Seine Augen strahlten und er wirkte rundum zufrieden. Colin wünschte sich, dass sich das nie ändern würde.

„Wir könnten hierher auswandern", schlug er vor und Noah lachte. Colin liebte es, Noah so unbeschwert zu sehen. Noah sollte immer glücklich sein. Das war in den letzten Jahren irgendwie Colins Lebensziel geworden. Es hatte den positiven Nebeneffekt, dass er selbst auch glücklich war, wenn Noah es war.

„Ich weiß nicht, ich glaube, so ganz kann ich mich von Deutschland dann doch nicht verabschieden. Aber wir könnten hier definitiv öfter Urlaub machen. Wobei es auch noch so viele andere schöne Orte gibt..."

„Wir können sie alle zusammen bereisen", meinte Colin und drückte Noahs Hände, die in seinen lagen. Noah strahlte ihn an.

„Und wenn wir dann in fünfzig Jahren unser liebstes Ziel evaluiert haben, setzen wir uns dort zur Ruhe", überlegte er weiter und Colin nickte grinsend.

„Falls wir jemals in Rente gehen können und nicht durcharbeiten müssen bis wir sterben", merkte er an. Noah verdrehte amüsiert die Augen.

„Dein Optimismus ist einer der vielen Dinge, die ich so an dir liebe", witzelte er.

Realismus ist das Wort, das du suchst", erwiderte Colin ernst, bevor sie beide lachen mussten.

„Naja, bis dahin haben wir hoffentlich noch ein paar schöne Jahre vor uns", meinte Noah und machte mit seinem Daumen kreisende Bewegungen auf Colins Handrücken.

„Mit möglichst vielen Urlauben."

„Die Semesterferien müssen wir auf jeden Fall noch ausnutzen, bevor wir dann nur noch um die 30 Tage Urlaub im Jahr haben", sagte Noah und Colin stimmte ihm zu.

„Ganz egal, ob wir pleitegehen, Hauptsache, wir hatten ne gute Zeit", scherzte er. Noah stieß ihm leicht in die Seite.

„Ich hab ja nicht gesagt, dass wir unser gesamtes Geld für Reisen ausgeben müssen. Ich würde mir schon noch gerne so einen Luxus wie eine Wohnung und Essen leisten können", lächelte er.

„Du hast ja Ansprüche...", lachte Colin und ließ sich wieder auf das Handtuch sinken. Noah legte sich neben ihn und verschränkte ihre Finger miteinander.

„Ich weiß, es wird nicht alles einfach werden, aber irgendwie... freue ich mich darauf? Dass wir zusammen Herausforderungen meistern werden und ein gemeinsames Leben aufbauen. Egal, wie viele Hürden sich uns in den Weg stellen. Egal, wie viele schlechte Tage es geben wird, es wird immer die guten geben, die überwiegen. Und es wird perfekte Tage wie heute geben." Noahs Stimme neben ihm klangt verträumt.

Colin sah gerührt zu Noah rüber. Es war Noah in den letzten Monaten immer leichter gefallen, über seine Gefühle, Sorgen, Ängste, aber auch Hoffnungen zu reden. Colin schätzte es unglaublich, dass Noah so offen mit ihm sprach und er von ihrer gemeinsamen Zukunft sprach, als ob es selbstverständlich wäre.

„Jeder Tag mit dir ist perfekt", antwortete Colin und meinte es ernst. Natürlich gab es beschissene Tage, an denen alles schieflief, aber dann hatte er immer noch Noah an seiner Seite, mit dem alles wieder besser wurde. Selbst an den seltenen Tagen, an denen sie Streit hatten, gab es am Ende eine Versöhnung, weil sie es beide nie lange aushielten, sauer aufeinander zu sein, und sie es so schnell wie möglich klären wollten.

„Du bist so verdammt süß, sunshine", seufzte Noah, beugte sich zu ihm rüber und zog Colin in einen weiteren Kuss.

Colin schlang die Arme um Noahs Hals und genoss das Gefühl der Schmetterlinge, die durch seinen Körper tanzten.

„Colin... hier sind ziemlich viele Leute am Strand. Ich weiß nicht, ob die das so schätzen, wenn wir hier die ganze Zeit rumknutschen", murmelte Noah irgendwann, ohne sich groß von Colin gelöst zu haben.

„Shit, stimmt. Wir könnten ins Meer gehen?", schlug Colin vor. Noah hob die Augenbrauen.

„Um uns abzukühlen?"

„Ähm... ja, genau. Abkühlen. Keinesfalls, um uns dort ungestört weiter zu küssen", nickte er.

Breit grinsend zog Noah ihn an der Hand hoch und sie rannten zusammen ins Meer.

Colin störte es kein bisschen, Noah gleich schon wieder eincremen zu müssen. 

Come what may | NolinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt