6. Eine Schmerzliche Sekunde...

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"Shisui, du weißt, wann ich zum letzten Mal geflogen bin.
Es war als ich mein Jura Studium im Ausland beendet habe. Und du weißt, was noch passierte?
Ich habe in die Handtasche einer alten Dame gebrochen, die du mir gegeben hast", erzählte Itachi trocken und warf Shisui einen düsteren Blick zu, um seinen Standpunkt zu verdeutlichen.

"Hey, besser als wäre das Zeug auf mir gelandet! Aber keine Angst, ich werde dir Reisetabletten besorgen. Dann musst du auch nicht auf Handtaschen rüstiger Ladys zurückgreifen", versprach Shisui fürsorglich. Er wusste, dass Itachi wegen seiner extremen Sensibilität, Starts und Landungen nicht gut vertrug und selbst einfache Autofahrten oft ein Problem waren, weswegen seine untröstlichen Eltern nie mit ihm in den Urlaub fahren konnten.
Aber das war Okay. Shisui blieb damals gerne mit ihm Zuhause.

"Gut...", atmete Itachi letztendlich aus.
Eine lange Strähne löste sich aus seinem Zopf und Shisui wünschte, er könnte die Hand ausstrecken und sie sanft zurückstecken.
"Wohin soll es dann gehen?"

"Ich wusste, das du fragen würdest", leuchtete Shisui mit der Freude eines Kleinkindes auf, was ihm ein liebevolles kopfschüttelnd von Itachi einbrachte.
Also schnappte er sich das aufgeschlagene Hochzeitsmagazin, was vor Sasuke lag, schob es in die Mitte des Tisches und tippte mit einem aufgeregten Zeigefinger auf das glänzende Papier:
"Was sagst du dazu?"

Alle rückten näher heran und starrten auf die abgebildeten schillernden Hotelanlagen, luxuriöse Casinos, glitzernde Pools, opulente Springbrunnen, bis Itachi langsam den Kopf hob und ungläubig bemerkte:
"Las Vegas? Bist du verrückt geworden? Und wer soll das überhaupt bezahlen?"

Nun, Shisui kratzte sich nachdenklich am Kiefer. Das musste er noch herausfinden.
Zwar verdiente er nicht schlecht, als Ausbilder an der Polizeiakademie und Fugakus Stellvertreter.
Trotzdem, nach allen Abzügen für Haus, Auto und den restlichen Mist, blieb da nicht mehr viel. Und seine Kreditkarte hatte ein begrenztes Limit.
Aber Shisui wusste, wessen Kreditkarte das nicht hatte.
Somit verzog er seinen Mund zu einem teuflischen Grinsen und wie als könnte Itachi seine verschlagenen Gedanken Lesen, antwortete er halb skeptisch, halb amüsiert:
"Das wird er niemals tun. Und das weißt du."

Shisui lehnte sich mit einem lässigen Arm über die Stuhllehne zurück und verkündete selbstsicher:
"Oh doch. Das wird er. Und weißt du auch warum?"
Itachi runzelte fragend die Stirn und Shisui verriet wissend:
"Na, weil er dafür deine Hochzeit bekommt!"

"Das ist lächerlich", spottete Itachi rundheraus.

"Ist es nicht. Glaub mir", dementierte Shisui hartnäckig. Es war kein Geheimnis, dass der alte Grinch schon immer diesem frivolen Gedanken nach jagte, Itachi mit Izumi zu verdingsbumseln.
Vor allem, nachdem Sasuke sich als völliger Fehlschlag erwiesen hatte, weil der Junge lieber seinem Herzen folgte, als den altmodischen Idealen seines Vaters.

"Du bist also wirklich davon überzeugt, dass mein immer schlecht gelaunter Vater, der alles daran hasst, was Las Vegas verkörpert wie Glücksspiel, verschwenderischer Luxus, Alkohol und ausschweifende Partys...
Uns einen Trip bezahlen wird, nur weil ich heirate?", fragte Itachi mit hochgezogenen Brauen, in einem Ton, der eindeutig aussagte, dass er gehörige an Shisuis Intelligenz zweifelte, was eigentlich nichts Neues war.

"Du hast es", bestätigte Shisui mit einem zufriedenen Lächeln das genauso ungezwungen, wie entwaffnend war.
"Am Ende werde ich Daddys schwarze Kreditkarte in den Händen halten, die der Schlüssel zu all dem sein wird, was du gerade genannt hast. Vertrau mir."

Belustigung zuckte süß um Itachis Mundwinkel herum als er erklärte:
"Mal abgesehen davon, dass ich ausnahmsweise die Meinung meines Vaters teile. Was stellst du dir dann vor?
Dass ich in einem peinlichen Kostüm, mit Diadem und Bauchladen herumlaufe und Kondome und Küsse verkaufe? Dafür bin ich nicht gemacht, Shisui."

"Also, ich würde welche kaufen", verkündete Shisui sorglos, immer bereit, sich vor Itachi zum Clown zu machen, weil er so verliebt und vernarrt in den Kerl war, dass es ihn dumm machte.

Sasuke hustete trocken in seine Faust, während Itachi seinen hübschen Kopf neigte und neugierig fragte:
"Ist das so?"

"Äh... ja?", bestätigte Shisui langsam, bis ihm dämmerte, wie man das noch verstehen konnte. Sein Gesicht fing auf der Stelle Feuer, schnell hob er beide Hände und korrigierte hastig:
"Ich meinte natürlich die Kondome. Die Kondome! Nicht äh... die Küsse!", und zwinkerte, wie ein Trottel:
"Aber nur wenn sie XXL sind, wenn du verstehst, was ich meine."

Hatte er es damit gerettet?
Definitiv nicht, wenn man die unübersehbare, niedliche röte auf Itachis Wangen berücksichtigte, während Sasuke
erschöpft über sein Gesicht rieb und stöhnte:
"Als ob das jetzt jemand wissen wollte."

Naruto kicherte und flüsterte listig in Sasukes Ohr:
"Ich würde ihm auch welche abkaufen. Immerhin ist dein Bruder heiß."
Prompt drehte Sasuke sich um und verengte seine Augen. Sehr sehr eng, und die Blondine löste lachend auf:
"Natürlich auch nur die Gummis! Die Gummis! Wie Shisui. Was den sonst?"

Sasuke schlug ihm unbeeindruckt die Zeitung auf den Kopf.

Leider half das nicht im geringsten Shisuis brennendes Gesicht zu mindern, dass sich höchstes noch tiefer färbte, bis Izumi schrill nachhakte, die den ganzen Wortwechsel still und mit kritischer Miene beobachtet hatte:
"Wollt ihr mich eigentlich veräppeln? Las Vegas? Die Stadt der Sünde?
Das ist doch noch nicht einmal auf demselben Kontinent!"

Ah ja. Sie war auch noch da, dachte Shisui frustriert, während Itachi den Kopf wegdrehte und seiner Liebsten sachlich erklärte.
"Genau genommen liegt Las Vegas in Nordamerika, im Bundesstaat Nevada, gegründet 1905 und ist 16.475 Kilometer von Konoha entfernt, was in Flugzeit etwa 22 Stunden und 33 Minuten betragen müsste."

Izumi blickte ihren Verlobten trocken an, während Shisui sich ein Lachen verkniff.
Musste er sich Sorgen machen, dass er Itachis Nerdigkeit liebenswert fand? Wahrscheinlich schon.
Aber es kümmerte ihn nicht weiter. Stattdessen wedelte er lahm mit seiner Hand in der Luft rum und pflichtete so harmlos wie möglich bei:
"Siehst du Izumi. Nur 16.000 Kilometer.
Und ich meine...
Wir feiern ja nicht auf den Mond, oder so.
Also wo ist dein Problem?"

Sie antwortete nicht sofort und sah ihn lange und prüfend an, als würde sie in seinem Kopf herumstochern, um all seine Geheimnisse aufzudecken. Und tatsächlich kroch ihm eine gewisse Angst über den Rücken.
Trotzdem hielt er ihren durchdringenden Blick stand, bis Izumi ihn kleinlich zurechtwies:
"Mein Problem ist, dass du Itachi in irgendeinen hirnrissigen Hangover-Mist verwickeln willst, nur weil du eine kindische Vorstellung von einem klischeehaften Junggesellenabschied hast", und betonte noch streng, als wäre Shisui fünf Jahre alt:
"Und wenn wir schon dabei sind...
Hör auf ständig mit meinem Verlobten zu flirten! Es wird langsam peinlich!"

Shisui fühlte sich bei ihrer letzten Aussage nackt und bloßgestellt, während er im Hintergrund Itachi müde stöhnen hörte:
"Izumi..."

Dennoch wollte er keinen Streit mit ihr und drängte seine aufflammende Wut zurück.
Wie immer.
Schließlich war das die Frau, die Itachi heiraten würde. Also musste er mit ihr auskommen. Für Itachi. Darum fiel er in sein gewohntes Muster und zwinkerte schelmisch:
"Na, was wäre das Leben ohne ein bisschen flirten, damit es Spaß macht?"
Izumi verengte ihre Augen weiter und okay, das war vielleicht nicht das richtige.
Also versuchte er es nochmals und schlug einen versöhnlicheren Ton an:
"Okay, du willst nicht, dass ich Itachi in irgendeinen hirnrissigen Hangover Mist verwickel? Das versteh ich. Und ich verspreche dir, das wird nicht passieren.
Ich werde auf ihn aufpassen und deinen Verlobten in einem Stück und ohne Kratzer zurückbringen. Großes Trauzeugen Ehrenwort."

Zumindest glaubte er das zu dem Zeitpunkt noch.

Und weil er schon immer das Talent hatte, im falschen Moment seinen Mund zu öffnen, sagte plötzlich eine andere männliche Stimme verwundert:
"Trauzeugen Ehrenwort? Steht uns... Steht und etwa eine Hochzeit ins Haus?"
Alle drehten sich um, und da stand er, Fugaku Uchiha, das schmallippige Familienoberhaupt mit dem Charisma einer gefrorenen Banane und dem größten Stock im Arsch, was die Welt jeh sah.

"Scheint wohl so", seufzte Itachi und Shisui lächelte schuldig zurück, weil er gerade versehentlich vor Itachis verblüfften Eltern, deren Verlobungsabsichten zu früh platzen ließ.
Aber Itachi verzieh ihm, schüttelte nur nachsichtig den Kopf und schenkte ihm ein kleines, sanftes Lächeln.
Shisui lächelte leicht zurück und eine einzige schmerzliche Sekunde, hoffte er, Itachi würde sich in der glitzernden Scheinwelt von Las Vegas in ihn verlieben.
Aber wirklich nur eine Sekunde.

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