„Kit! Kit, wo steckst du?!", ruft Nate nach mir, dicht gefolgt von dem Zufallen seiner Wohnungstür und Schritten, die schlussendlich neben mir zum Verklingen kommen. Langsam drehe ich den Kopf nach links und sehe, wie er neben mir kniet. „Hey, geht es dir gut?"
Ich habe ihm eine Nachricht mit einer knappen Zusammenfassung geschickt, nachdem ich mich selbst reingelassen hatte und bevor ich mein Handy ausgeschaltet habe, weil Troy mich immer wieder angerufen hat. Keine Ahnung, wie lange das mittlerweile her ist und wie lange ich schon mit dem Gesicht voran auf seiner Couch liege.
Eine leise Stimme in meinem Kopf hat zwar versucht, mir Schuldgefühle einzuflüstern, weil ich Nate von seiner Eroberung weggeholt habe, jedoch bin ich zu aufgewühlt und fühle mich zeitgleich irgendwie wie betäubt, um mich auf irgendeine Form von Schuldgefühlen einzulassen.
„Ob es mir gut geht?", entkommt es mir mit zitternder Unterlippe und ich schüttele von mir selbst angeekelt meinen Kopf, bevor ich ihm die Erkenntnisse offenbare, zu denen ich gekommen bin, seit ich hier liege. „Ich habe mich ohne es zu merken in eins dieser ahnungslosen Püppchen verwandelt, über die ich früher den Kopf geschüttelt habe...", verächtlich schnaubend schließe ich die Augen. „Es ist, als wäre ich eine Barbie, und er hat mich angezogen, frisiert und an meinem Make-up rumgemäkelt, bis ich so war, wie er es wollte. Ohne dass ich irgendwas davon hinterfragt hätte."
„Kit-"
„Ich habe sogar in Barbies verdammtem Traumhaus gewohnt und habe dabei nicht einmal einen Gedanken daran verschwendet, dass mich der Dreckskerl in unserem Bett betrügen könnte!", schimpfe ich vor Wut vibrierend und bin so kurz davor, endgültig an die Decke zu gehen. „Ich bin eine absolute Idiotin und obendrein offensichtlich blind! Also NEIN, es geht mir ganz und gar nicht gut!"
„Nichts da! Er ist der Idiot. Nein, er ist ein Arschloch! Und du bist noch genauso intelligent und toll und großartig wie gestern und kein ahnungsloses Püppchen. Du hast etwas viel Besseres verdient als so einen betrügerischen Schlappschwanz!", betont Nate nachdrücklich und sieht mich dabei so ernst und entschlossen aus seinen waldgrünen Augen an, dass ich nicht eine Sekunde daran zweifele, dass er Troy am liebsten eine verpassen würde. „Außerdem solltest du nicht alle Barbies über einen Kamm scheren. Es gibt immerhin auch ‚Rockstar Barbie', ‚Business Barbie', ‚Army Barbie' und viele mehr. Denn Barbie kann bekanntlich alles sein, was sie will."
„Möchte ich wissen, warum du so viel über dieses Thema weißt?", hake ich von einer perfiden Neugier getrieben nach.
„Wir hatten als Kinder ein Nachbarsmädchen, mit dem ich des Öfteren gespielt habe.", erzählt er mir achselzuckend, und ich kann nicht anders, als mir eine kleinere Version meines besten Freundes vorzustellen, der mit einem Mädchen zusammen Puppen spielt. Es ist ein unwirkliches Bild und dennoch nicht vollkommen abwegig.
„Warte, lass mich raten... du warst in die Kleine verknallt.", bringe ich gedämpft über meine spröden Lippen.
Ertappt verzieht er das Gesicht, ehe er sich räuspert: „Eigentlich war ich in ihre Halbschwester verknallt... aber an die bin ich nicht direkt herangekommen, also hat mein jüngeres Ich das Nächstbeste getan, um in der Nähe seines Schwarms zu sein."
„Das ist das Niedlichste, das ich seit Langem gehört habe", schniefe ich, begleitet von einem wehmütigen Lächeln.
„Ach was...", winkt er ab, während sich doch tatsächlich eine leichte Röte über seine Wangen zieht.
„Nathaniel Johnson, du bist wirklich einer von den guten Kerlen", meine ich zittrig, schluchze im nächsten Moment bitterlich auf und vergrabe meinen Kopf wieder in den Kissen.
Ich bin normalerweise kein super emotionaler Mensch, der wegen jeder Kleinigkeit zusammenbricht und losweint. Stattdessen war ich stets davon überzeugt, dass ich stark und unabhängig bin! Eine Frau, die gelernt hat, wieder vom Boden aufzustehen, egal wie oft man sie zurückschubst.
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Broken Hearts
RomansaJohnson-Brüder-Reihe | Band 1 Ein Besuch bei der Familie sollte etwas Schönes sein. Jedenfalls ist das in den meisten Familien so, bei den Bells hingegen bedeutet ein Besuch zu Hause, eine Armee an Bediensteten, endlos langweilige Essen, mit noch l...