•Valeria•
Nachdem mich mein Vater heute Morgen geweckt hatte, da ich sonst zu spät zu einem „wichtigen" Meeting gekommen wäre, war meine Laune komplett am Arsch. Ich hatte kaum geschlafen und die Vorstellung, mich in formelle Kleidung zu quälen, machte es nicht besser.
Schnell sprang ich aus dem Bett, zog mir etwas Überwürfiges an und hastete in die Küche. Der Kaffee war mein einziger Lichtblick an diesem Morgen. Nachdem ich die erste Tasse Kaffee in einem Zug hinuntergeschüttet hatte, fühlte ich mich ein wenig lebendiger. Die Gedanken an das Meeting drängten sich jedoch sofort wieder in meinen Kopf. Ich versuchte, mich mental darauf vorzubereiten, während ich hastig ein Stück Toast in meinen Mund schob.
Eigentlich bereitete unser Dienstmädchen immer mein Frühstück vor, aber da sie ja so krank war, musste sie sich ausruhen. Ich hasste sie schon immer.
Nachdem ich mein Toast fertig hatte, raste ich wieder die Treppe hinauf, um mich fertig zu machen. Eigentlich gehe ich fast nie zu Meetings und wenn, dann nur mit meinem Dad, da er ja eigentlich alles leitet und ich nur die „kleine Tochter" bin. Aber heute musste ich alleine gehen, da er sich um Sophia, das Dienstmädchen, kümmerte.
Seit meine Mutter von uns gegangen ist und Sophia eingestellt wurde, war alles anders. Früher war mein Vater immer für mich da, hat immer etwas mit mir und meiner Mutter unternommen, aber jetzt, jetzt war alles anders. Er redete kaum mit mir und war nur damit beschäftigt, zu arbeiten und sich an Sophia ranzumachen, was sie auch noch erwiderte. Wäre meine Mutter noch hier, wäre alles besser. Die Erinnerungen an meine Mutter waren wie ein Schatten, der mich verfolgte, egal wo ich war. Ich wollte mich nicht in Selbstmitleid verlieren, aber die Trauer nagte an mir wie ein hungriger Wurm. Ich konnte mich noch genau an den Anruf erinnern. Der Anruf durch den meine Welt zusammenbrach.♟️♟️♟️
„Valeria, kommst du?", rief meine Freundin Dilara, die gerade vor dem Eingang ihres Hauses stand. „Ja, ich komme!", antwortete ich fröhlich und eilte zu ihr. Nachdem wir das Haus betreten hatten, stellten wir unsere Rucksäcke an der Garderobe ab. Ich zog meine Schuhe aus und stellte sie neben Dilaras. Normalerweise wollte mein Vater, dass ich direkt nach der Schule nach Hause kam, aber heute machte er eine Ausnahme und erlaubte mir, bei Dilara zu bleiben, da er selbst etwas zu erledigen hatte.
„Meine Mama war einkaufen. Wenn du magst, können wir Kekse backen, wir sollen doch morgen etwas für die Schule mitbringen!", schlug Dilara vor, während sie ihre Jacke aufhängte. Nachdem ich ihr zugestimmt hatte, begaben wir uns in die Küche und durchsuchten die Schränke nach Zutaten. Sobald wir alles zusammen hatten, setzten wir uns an den Küchentisch. „Wir brauchen Mehl, Zucker und natürlich Schokolade!", rief ich begeistert und zeigte auf die Tüte, die Dilara gerade aus dem Schrank geholt hatte. „Ich liebe Schokoladenkekse!"
„Ich auch!", lachte Dilara und begann, die Butter in eine Schüssel zu geben. „Kannst du das Mehl abmessen? Ich kümmere mich um die anderen Zutaten." Während ich das Mehl sorgfältig abwog, sprachen wir über die bevorstehende Schulaufführung. „Hast du deine Rolle schon auswendig gelernt?", fragte ich neugierig.
„Na klar! Ich bin so aufgeregt!", antwortete sie und rührte die Butter mit dem Zucker zusammen. „Und du? Bist du bereit für deinen Auftritt?", erkundigte sich Dilara, während sie den Backofen auf 180 Grad Ober-/Unterhitze vorheizte.
„Ich hoffe es!", gestand ich. „Ich habe ein paar Mal geübt, aber ich mache mir immer noch ein wenig Sorgen."
„Mach dir keine Gedanken! Du wirst großartig sein!", motivierte mich Dilara mit einem ermutigenden Lächeln.
Nachdem wir alle Zutaten in die Schüssel gegeben hatten, begannen wir, den Teig zu vermischen. Nach einigen Minuten war der Teig fertig, und wir platzierten ihn auf einem Backblech, das wir anschließend in den Ofen schoben. Gerade als wir uns auf die Couch setzen und einen Film aussuchen wollten, klingelte mein Handy. Ich nahm es in die Hand und sah, dass mein Vater anrief.
„Ich komme gleich wieder", sagte ich zu Dilara und ging vor die Tür, um den Anruf anzunehmen.
„Papa?"
„Valeria, mein Schatz, ich habe Rufus losgeschickt, um dich von Dilara abzuholen", erklärte er. Die Stimme meines Vaters klang anders, irgendwie traurig.
„Warum? Dilara und ich wollten doch noch unsere Kekse fertig backen und essen."
„Das ist mir egal."
„Kann mich dann wenigstens Mama abholen? Ich mag Rufus nicht so gern", fragte ich.
„Deine Mutter ist tot. Sie wird dich nicht mehr holen."
Diese Worte hallten in meinem Kopf wider. Mama war tot? Sie war doch gerade noch bei mir... Warum erzählt Papa mir so etwas?
♟️♟️♟️Ich schüttelte den Gedanken ab und konzentrierte mich darauf, mich zusammenzureißen. Der Anzug, den ich anziehen musste, fühlte sich wie eine zweite Haut an – eng und unbequem. Ich kämpfte gegen die Unruhe an, die in mir brodelte. Was würde ich sagen? Wie sollte ich mich verhalten? Immerhin war ich für die meisten in dem Raum nur die Tochter des Mafiosis, und es würde nicht lange dauern, bis sie mich auf das beschränkten, was sie über mich dachten.
Nachdem ich mich notdürftig zurechtgemacht hatte, schnappte ich mir meine Tasche und eilte zur Tür. Draußen empfing mich die kühle Morgenluft, die mir einen kurzen Moment der Klarheit schenkte. Ich atmete tief ein und versuchte, meine Gedanken zu ordnen. Vielleicht war das Meeting nicht so schlimm, wie ich es mir ausmalte. Vielleicht könnte ich sogar etwas beitragen, wenn ich mich nur ein wenig zusammenreißen würde.♟️♟️♟️
Als ich schließlich in das große, elegante Bürogebäude eintrat, wurde ich von einem Gefühl der Beklemmung überwältigt. Die Wände waren aus Glas, die Büros offen und hell, aber ich fühlte mich wie ein Schatten, der durch eine Welt schwebte, die nicht für mich bestimmt war. Ich fand den Konferenzraum, in dem das Meeting stattfinden sollte, und blieb kurz stehen, um einen tiefen Atemzug zu nehmen. Die Anspannung in der Luft war förmlich greifbar. Ich konnte die Stimmen der Teilnehmer hören, die in ernsthaften Diskussionen vertieft waren, und das Licht, das durch die großen Fenster strömte, schien jeden Winkel des Raumes auszuleuchten. Es fühlte sich an, als ob alle Anwesenden genau wüssten, was von ihnen erwartet wurde, während ich hier stand, unsicher und verloren.
Die Tür öffnete sich, und ich trat ein. Alle Blicke richteten sich auf mich, und ich spürte, wie mein Herz schneller schlug.
„Sie müssen wahrscheinlich die Tochter von Domenico Rival sein, oder?" Fragte mich ein Mann, der am Ende des großen Tisches saß. Sein Blick war durchdringend, und ich fühlte, wie sich mein Herzschlag noch mehr beschleunigte. „Ja, das bin ich", antwortete ich vorsichtig und versuchte, meine Nervosität zu verbergen.
Er nickte. „Ich habe viel über Ihren Vater gehört. Er ist ein respektierter Mann in dieser Stadt, aber auch ein gefürchteter. Was bringt Sie hierher, wenn ich fragen darf?"
„Mein Vater konnte heute nicht kommen, weswegen er mich geschickt hat.", sagte ich und versuchte dabei neutral zu klingen.
Die Anspannung in der Luft schien sich zu verdichten, als ich die Worte aussprach. Ein leises Murmeln erfüllte den Raum, während die anderen Teilnehmer einander skeptische Blicke zuwarfen. Ich spürte, wie sich ein Kloß in meinem Hals bildete. Hatte ich wirklich das Recht, hier zu sein?
„Das ist sehr mutig von Ihnen", bemerkte der Mann am Tisch und lehnte sich leicht vor. „Die Geschäfte Ihrer Familie sind nicht einfach, besonders nicht mit der Díaz-Familie an unserer Seite." Die Erwähnung ihres Namens ließ mein Herz ein wenig schneller schlagen. Ich hatte nur vage von den Spannungen zwischen unseren Familien gehört.
„Ich... ich habe gehört, dass es dort einige Probleme gibt", gestand ich, während ich versuchte, meine Unsicherheit zu verbergen. „Aber ich bin hier, um zuzuhören und zu lernen."
Ein anderer Mann schüttelte den Kopf und lachte leise. „Das ist eine ehrgeizige Einstellung, meine Liebe. Die Realität sieht oft ganz anders aus. Emotionen und Machtspiele sind hier an der Tagesordnung. Glauben Sie nicht, dass es einfach ist, in diese Fußstapfen zu treten?"
„Papa, das genügt", vernahm ich eine mir vertraute Stimme. Ich nahm mir einen Moment, um meinen Blick erneut in dem großzügigen Geschäftsraum umherwandern zu lassen, bis ich die Quelle der Worte entdeckte. Ein unauffälliges Gesicht, das mir bestens bekannt war. Der Teufel.——————————————————
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𝐒𝐞𝐜𝐫𝐞𝐭 𝐃𝐞𝐬𝐢𝐫𝐞 [18+]
Romance„𝐌𝐞𝐢𝐧 𝐤𝐥𝐞𝐢𝐧𝐞𝐫, 𝐬üß𝐞𝐫 𝐒𝐜𝐡𝐦𝐞𝐭𝐭𝐞𝐫𝐥𝐢𝐧𝐠" 𝙳𝚊𝚜 𝚎𝚠𝚒𝚐𝚎 𝚅𝚎𝚛𝚕𝚊𝚗𝚐𝚎𝚗 Ein One-Night-Stand mit einem Mann, der sich als dein Stalker entpuppt? So etwas kann wirklich nur Valeria widerfahren. Im zarten Alter von zwanzig J...