13. Kapitel

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Ich bin back, und ich war fleißig, macht euch gefasst...

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Ehe ich damit beginnen konnte Markus zu beschimpfen, sprangen immer mehr Leute in den See. Schnell bedeckte ich mein Gesicht mit den Händen, damit ich vor den Wasserspritzern geschützt war. „Sei froh, dass ich sie gehört habe." Hauchte Markus in mein Ohr, der anscheinend plötzlich hinter mir aufgetaucht war. Darauf konnte ich nichts erwidern, denn er hatte recht, doch irgendwas an seinen Worten verletzte mich. Er wollte es schon wieder geheim halten, er wollte uns geheim halten. Eigentlich war mir das ja recht und es sollte mich auch nicht wundern. In all den Jahren hatte Markus sich anscheinend doch kaum verändert.

Als ich die Hände wieder von meinem Gesicht nahm, war Markus schon längst verschwunden und alberte etwas weiter entfernt von mir mit seinen Kumpels rum. „Na?" Lissi schwamm vor mir im Wasser und wackelte mit den Augenbrauen. „Wie liefs gestern noch?" verwirrt schaute ich sie an, „Du warst doch dabei." „Naja, ich erinnere mich aber ehrlich gesagt nicht mehr an das meiste." Ich lachte laut, das war so typisch für Lissi, während ich mir gerne nachts noch die Seele auskotzte, konnte sie sich am nächsten Tag meistens an nichts mehr erinnern. „Hqb mich ausgekotzt," Lissi hob fragend eine Augenbraue, „Wortwörtlich." Nun begann auch sie zu lachen, „Dann war das wohl ein gelungener Abend." „Ach hör bloß auf." Doch auch ich musste schmunzeln, denn irgendwie hatte sie recht. „Wie geht's jetzt weiter?" Lissi ließ sich auf dem angenehm kühlen Wasser treiben. Mittlerweile waren wir etwas abgedriftet und konnten uns so ungestört unterhalten. „Keine Ahnung." Ich ließ mich ebenfalls nach hinten fallen. „Ihn weiter provozieren?" schlug ich vor. „Aber du hast ihn doch schon am Haken." Ich zuckte mit den Schultern. Eigentlich hatte Lissi mal wieder recht. Die Frage war nur, war ich bereit den nächsten Schritt zugehen und mich auf ihn einzulassen? Lissi hob ihren Kopf aus dem Wasser und richtete sich auf. „Hast du es dir anders überlegt?" fragte sie und schaute mich durchdringend an, doch ich schüttelte entschlossen meinen Kopf. „Nein." Ich tat es ihr gleich und stellte mich ins flache Wasser. „Er hat es verdient." Ich musste jetzt einfach über meine eigenen Gefühle stehen und ihn leiden lassen, egal, was das in mir hervorrufen würde. Ich war mir mehr als sicher, dass das einige unschöne Erinnerungen wecken würde, doch ich wusste immerhin, wofür ich das tat. Ich würde ihm das alles heimzahlen, ihn genauso verletzten, wie er es bei mir getan hatte. „Na dann, zeigs ihm." Forderte sie mich auf. „Aber wie?" grübelte ich, „Wie soll ich weitermachen." „So wie jetzt. Er soll angekrochen kommen." „Liv!" hörte ich FliFla plötzlich meinen Namen rufen. Schnell drehte ich ihr meinen Kopf zu, aus Angst, dass sie uns gehört hatte, doch sie hielt nur strahlend einen Volleyball hoch. „Komm schon!" forderte sie mich auf und wie immer, konnte ich ihr diese Bitte nicht verneinen. Ich lief also wieder etwas tiefer ins Wasser und nahm den Ball an, den sie mir sogleich zuspielte.

Zugegeben, das bisschen Action direkt nach dem Aufstehen hatte mir ganz gut getan, denn so hatte ich die Nachwirkungen des Alkohols schnell verdrängt, doch nun lag ich mit Kopfschmerzen unter einem Baum im Schatten und lauschte den anderen, während sie noch immer im Wasser tobten. Sie waren doch tatsächlich, wie kleine Kinder.

„Kopfschmerzen?" es dauerte kurz, bis ich die Stimme Vanessa zuordnen konnte. „Ziemlich." Neben mir raschelte es und kurz darauf nahm ich gleichmäßige Atemzüge wahr. „Keine Lust mehr auf Schwimmen?" fragte ich also, „Nicht wirklich." Eine angenehme Stille entstand zwischen uns, die Vanessa allerdings kurz darauf wieder brach. „Es ist ganz angenehm sich von den Chaoten auch mal zurückziehen zu können." „Wie?" fragte ich verwundert, „ich dachte du gehst voll auf in eurer Truppe da." Erstaunt drehte ich meinen Kopf zu ihr schaute sich argwöhnisch durch meine zusammengekniffenen Augen an. „Schon, aber ich will sie jetzt auch nicht jeden Tag 24 Stunden an der Backe kleben haben." Ich schmunzelte, konnte sie allerdings gut verstehen. Ich liebte meine Mädels, aber manchmal gingen sie mir auch einfach nur auf die Nerven und brauchte einen Augenblick Ruhe, weit entfernt von ihnen. „Kann ich verstehen." Wieder legte sich eine angenehme Stille über uns. „Hey Lia." Ich öffnete meine Augen und Nessi drehte ihren Kopf zu mir. „Es tut mir leid, alles, was damals passiert ist." Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet, „Schon gut, du konntest ja nichts dafür." „Doch, ich habe es mitbekommen und nichts dagegen unternommen. Ich hätte ihnen den Kopf zurecht waschen können, aber habe es damals nicht für nötig gehalten." Sie schluckte schwer und ich sah in ihrem Blick, dass sie absolut ehrlich zu mir war. „Danke, für deine Ehrlichkeit." Ich lächelte sie leicht an, „Und dafür, dass du mich nicht vergessen hast." Vanessa schmunzelte, „Wie könnte ich nur, du warst damals schon ganz schön taff und das hat sich ja anscheinend bis heute nicht geändert." Ich seufzte tief, sagte jedoch nichts dazu. „ich weiß, dass ich neulich zu dir gesagt habe, dass ich mich daraus halten will und dass sie sich geändert haben." Wieder schaute ich sie an, doch sie starrte mittlerweile nach oben in die Baumkrone. „Aber das haben sie nicht." Fuhr sie fort. „Ich glaube, ich wünsche es mir manchmal einfach nur, ich meine, dass sie irgendwann aus all ihren Fehlern mal Konsequenzen ziehen würden, doch das tun sie nicht." Ihre Augen glänzten verräterisch. „Manchmal habe ich das Gefühl, dass sie alle keinen Bezug mehr zur Realität haben oder ihn vielleicht nie hatten. Keine Ahnung, wie das er werden soll, wenn wir wieder zuhause sind." „Du machst dir ganz schöne Sorgen, oder?" fragte ich, noch immer überrascht von ihrem Gefühlsausbruch. „Natürlich, sie sind meine Familie, aber ich befürchte, dass wir so auseinanderbrechen werden." Eine Träne löste sich aus ihrem Augenwinkel, „Warum erzählst du mir das alles?" fragte ich sie schließlich, nicht sicher, was ich von dieser Situation halten sollte. „Sie brauchen einen Dämpfer, sie alle. Ganz besonders Leon und Markus." „Leon?" fragte ich und sah, wie sich eine weitere Träne löste und Vanessa schluckte, nickte dann aber. Irgendwie ahnte ich, was sie nun sagen würde. „Er muss endlich einsehen, dass seine Traumwelt in der Realität einfach nicht existiert. Wir werden nicht mehr auf irgendwelche Abenteuersuchen aufbrechen und er kann ganz bestimmt nicht ständig dieses dämliche Anführer-Getue bringen." „Du willst dich von ihm trennen." Stellte ich fest und sie drehte ihren Kopf in meine Richtung. Ihre Augen waren gerötet und immer mehr tränen liefen ihre Wangen hinab, dann nickte sie. „Nur eine Pause." Hauchte sie und ich konnte nicht anders als ein Stück an sie heranzurutschen. Ich weiß nicht, ob ich ihr Verhalten als selbstlos beschreiben konnte, denn immerhin tat sie das auch für sich. Doch sie hatte Recht, Leon hatte so wie er sich gerade benahm keine Chance in der echten Welt. Er würde daran kaputt gehen. „Glaubst du, dass er sich ändern wird?" fragte ich sie, während ich vorsichtig über ihren Handrücken strich, um ihr etwas Trost zu schenken. Vanessa zuckte mit den Schultern, „Ich hoffe, dass ich ihm genug bedeute, sodass er es wenigstens versucht." Das war ein ganz schönes Risiko, Leon war stur, sehr stur, allerdings sah man auf zwei Kilometer Entfernung, dass er Vanessa wirklich liebte und sie in auch, das bewies sie in diesem Moment. „Ich will doch nur, dass es ihm gut geht, dass er schafft, wieder Fußzufassen." „Das wird er, ganz sicher." So sicher war ich mir da zwar nicht, aber immerhin versuchte ich sie hier gerade zu trösten. „Ich hoffe."

„Also, wie ist dein Plan und was hat das mit mir zu tun?" fragte ich schließlich, als Vanessa sich wieder etwas beruhigt hatte. „Naja, ich dachte mir, wir könnten zwei Fliegen mit einer Klappe fangen." Ich zog abwartend eine Augenbraue hoch, während Vanessa mich verschwörerisch angrinste. „Sprich weiter." Forderte ich sie auf. „Wir machen sie eifersüchtig."

Beast or BelleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt