4. Kapitel

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Spoiler alert, es war kein Scherz.

Die wilden Kerle würden mindestens die komplette nächste Woche mit uns verbringen. Fabi ließ sie bei uns im Steinbruch übernachten, da sie eine anscheinend so lange Fahrt hinter sich hatten. Na, wenn das mal nicht in einem riesengroßen Chaos enden würde, Jungs im Steinbruch der Biester und dann auch noch als Fußballmannschaft. Ein Engelchen war keiner von uns, aber woher sollten die Kerle das auch wissen, immerhin hatten wir sie seit Jahren nicht mehr gesehen, ich konnte sie momentan ja nicht mal auseinanderhalten. Zwar waren mir einige Namen noch wage bekannt, aber woher sollte ich denn bitte wissen, wer wer war?

Ich lag in meiner Koje und schaute dem sich langsam anbahnenden Chaos zu. Sarah trug noch immer ihren Bikini, laut ihr war es für alles andere viel zu warm. Wer's glaubt. Ihr Anblick schien aber auch keinen hier wirklich zu stören, ganz im Gegenteil, selbst die Jungs hatten sich ihrer Motorradjacken entledigt und die langen Hosen gegen Shorts getauscht. Zugegeben, sie sahen wirklich allesamt nicht schlecht aus.

Wie auch schon am See spürte ich plötzlich wieder diesen durchdringenden Blick auf mir, Blondie schaute mich wieder auffällig giftig an. Ich stellte mich ihrem Blick und lächelte sie fälschlich freundlich an, das schien sie wohl noch mehr zu ärgern, denn wütend wand sie ihren Blick schließlich von mir ab. Komisch.

Während ich sie mal wieder still beobachtete, fasste ich den Entschluss mich nicht von ihnen stören zu lassen und mein Leben hier im Steinbruch einfach weiter zu genießen, sollten die doch machen, was sie wollten. Auf die Idee zukommen mit mir zu sprechen, brauchten sie allerdings nicht, das Verlangen mit einem von ihnen eine Unterhaltung zu führen hatte ich definitiv nicht.

„Liv!" Genervt atmete ich aus und öffnete meine Augen. „Was?!" Motzte ich und schaute hinten auf Lissis rote Haare, „Komm jetzt endlich runter und hör auf zu schmollen." „Du weißt, dass ich dir von hier oben auf den Kopf spucken kann, oder?" Ich grinste fies, „Und du weißt hoffentlich, dass ich dir die Leiter klauen kann und du dort oben versauern wirst, oder?" Erwiderte sie und ich verdrehte die Augen, „Das Thema hatten wir schon mal." „Und wie du dich erinnerst, habe ich bereits letztes Mal gewonnen und das hat sich jetzt auch nicht geändert." Ich warf meinen Kopf in den Nacken, „Beweg deinen hübschen Hintern, Fabi hat dir als Entschuldigung Tequila mitgebracht." Ich biss mir auf die Lippe, das war ein verlockendes Angebot. „Außerdem sind die anderen jetzt schon alle angetrunken, der Abend wird bestimmt noch lustig." Ich schmunzelte, mein Zeitgefühl hatte ich längst verloren. „Wie spät ist es denn?" „Kurz nach neun, und jetzt komm endlich. Ich geb dir fünf Minuten!" „Blöde Kuh!" Rief ich ihr noch hinterher, doch sie hob nur noch ihren Mittelfinger.

Zehn Minuten später, stieg ich schließlich die Leiter hinab. Ich trug eine luftige lange Hose und einen Sport-Bh, es war noch immer unfassbar warm. „Wow." Lissi lehnte gegen ein Quad, „Zehn Minuten, nicht schlecht." „Jaja." Ich winkte ab, „Wollen wir jetzt, oder was?" „Du bist ja heute noch freundlicher als sonst schon." Lissi schmunzelte, „Sei froh, dass ich überhaupt gekommen bin." Lissi hakte sich gut gelaunt bei mir unter, „Ach so übel sind die gar nicht, wart's nur ab." „Pah."

Wir gingen der immer lauter werdenden Musik entgegen, bis wir schließlich vor der kleinen Hütte standen. Der Nebel war so dicht, dass man nicht mal durch die Scheiben etwas erkennen konnte. „Lissi." Genervt stöhnte sie und drehte sich in meine Richtung, „Was denn?" Aus meiner Hosentasche zog ich eine Schachtel Zigaretten, „Ich kann da nicht reingehen." Ich schnappte mir ein Feuerzeug, glücklicherweise lagen die hier wirklich überall rum. „Man Liv, das ist Jahre her." Seufzend blies ich den Rauch aus, „Das ändert nichts." „Schwachsinn, das ändert alles." Sie klaute mir meine Zigarette, nur um selbst daran zu ziehen. Die Musik dröhnte und ließ die Glasscheiben vibrieren. „Verdammt." Lissi stieß sich von dem Geländer ab, an dem wir gelehnt hatten. „Jetzt zieh den Schwanz ein und zeig ihnen, was aus dir geworden ist." Leise lachte ich, „Schau doch, was aus mir geworden ist." Seufzte ich, „schlechtes Abi, Krach mit den Eltern." „Halt die Klappe." Unterbauch mich Lissi, bevor ich in in Selbstmitleid versinken konnte. „Also wenn ich dich anschaue." Sie grübelte kurz, grinste dann allerdings. "Dann sehe ich eine junge, wunderschöne, stolze Frau und heiß ist sie auch noch." Ich verdrehte lachend die Augen. „Los jetzt." Sie gab mir einen Klaps auf den Hintern und scheuchte mich in Richtung der Tür. „Brust raus, Kinn hoch, zeig ihnen die kalte Schulter."

Beast or BelleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt