Mittwochmorgen, 29.12.
Unterwegs
In der Limousine
Ein seltener Gast auf der AutobahnEine weiße Limousine, begleitet von sechs schwarzen SUVs – vorne drei, hinten drei – fuhr links auf der Autobahn an der Kolonne rechts vorbei und nach und nach wandten alle ihre Köpfe nach links. Kinder klebten mit Händen und Gesichtern am hinteren Fenster, doch durch die tiefschwarzen Scheiben des langen Wagens konnte niemand die Passagiere sehen.
Aber seine Insassen konnten rausschauen.
Ihre Abfahrt hatte sich um einen Tag nach hinten verschoben, weil das Wetter in Russland in den letzten Tagen sehr bescheiden gewesen war und Wladimir beschlossen hatte, dass sie lieber erst in den Osten fahren wollten, wenn es sich etwas beruhigt hatte. Sie hätten auch so noch genug Zeit zur Verfügung.
Eine Minibar befand sich in der Mitte der Bank, die sich um drei Seiten des Autos zog.
Benjamin schlief mit dem Kopf an Robens Schulter gelehnt. Roben selbst spielte mit Nikolaij Karten – oder eigentlich gegen ihn.
Dessen Mann plauderte mit Steve und Amy, wovon sich der schlafende, britische Student allerdings nicht stören ließ. Ebenso wenig das russische Kindermädchen, dem auch langsam die Augen zufielen.
James spielte mit ihren Fingern und streichelte sie, während er mit Dmitrij sprach.
Magdalena las, was Calvin sehr beeindruckend fand. Ihm wurde immer schlecht beim Lesen im Auto, trotzdem tat er es manchmal, wenn er was für die Schule machen musste und es eilig hatte.
Wladimir und er tippten auf einem Tablett herum. Sie spielten etwas zusammen. Schach, wie Nikolaij nach einem Blick zu ihnen feststellte.
Sebastian fuhr, aber nach der ersten Rast würde James übernehmen und Sebastian neben ihm sitzen bleiben.
James saß selten hinten in der Limousine. Aber es war sehr schön.
Sie waren früh losgefahren, weil sie mehr als zwanzig Stunden Fahrt vor sich hatten – noch mehr, wenn es staute.
Zwei der sechs SUVs wurden von Soldaten gefahren. Alle Kofferräume und die Rückbänke der zwei SUVs, in denen keine Söldner saßen, waren voller Koffer und Taschen. Immerhin waren sie sehr viele.
In den anderen vier SUVs fuhren je ein Söldner – Artjom, Igor, Efim und Grigorij – und zwei Soldaten auf der Rückbank. Auch die Fahrer der SUVs würden sich nach der ersten Rast abwechseln. So viel Sicherheitspersonal nur für sie fand Amy interessant, aber das lag daran, dass sie alle zusammen unterwegs waren und Wladimir das nervös machte.
Nur Refil, Casey und Miro waren zu Hause. Bei ihnen war Pijt vom Baum, ein Scharfschütze, wie sie erfahren hatte. Aber sie sorgte sich nicht. Steve machte sich mehr Sorgen, dass ihr das zu viel würde, aber sie mochte seine Familie, ganz egal wie ungewöhnlich diese vielleicht manchmal war.
Auch Amys Eltern waren zuhause geblieben, weil sie die Praxis auch zwischen den Feiertagen betrieben. Außerdem sahen sie sich nach den Mäusen um.
Nach drei Stunden Fahrt hielten sie – es war nun acht Uhr – zum ersten Mal bei einer Raststation. Die Fahrer hätten alle noch länger fahren können, aber die Passagiere mussten mal austreten.
Buddy und Chester sprangen überglücklich aus der Limousine und liefen – angeleint – eilig zu einer Grünfläche. Roben ließ sich mitziehen und stellte sich ungeniert neben die beiden Rüden und pinkelte gegen einen Baum.
»Du könntest auch eine Toilette aufsuchen«, sagte Artjom, pieselte aber an einem Baum neben ihm.
Roben grinste, ohne zu dem Söldner zu sehen. »Und du nicht?«
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Russisches Ballett - Zukunft I [BxB/MxM]
RomanceFünf Jahre sind nun vergangen, seit Roben und Benjamin zueinander gefunden hatten; seit Nikolaij durch Cevin den Mut dazu gehabt hatte, zu dem zu stehen, was er war: schwul; seit Reza in seinem Nathan Ruhe und Heimat gefunden hatte; seit Conrad sein...