...rivalry

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Zwischen den Jahren scheint die Zeit plötzlich still zu stehen.

All deine Ängste und Fehltritte stecken noch im letzten Jahr fest, während die Träume, Hoffnungen und Pläne bereits im neuen Jahr auf dich warten.

Wolltest du nicht mehr Sport machen?
Dich gesünder ernähren?
Ethisch vertretbarer einkaufen?

Und wann lernst du eigentlich, dieses eine Instrument zu spielen oder meldest dich bei diesem interessanten Kurs an, auf dessen Homepage du dich immer und immer wieder findest, nur um die Seite letztlich tatenlos zu schließen.

Mit all diesen großen Plänen für dich und dein Leben im neuen Jahr - wen interessieren schon all die schlechten Entscheidungen, die du letztes Jahr getroffen hast? Die kleinen Lügen, die du deinen Freunden oder deiner Familie auftischt, oder die dunklen Gedanken, die dir durch den Kopf kreisen und kreisen und kreisen und immer lauter werden, bis du dir selbst nicht mehr vertraust. Irgendwann gehen sie weg, irgendwann bist du ein besser Mensch.

Aber nachdem die Sonne des letzten Tages untergegangen ist, geht sie zum ersten Tag des neuen Jahres wieder auf. Ihr Licht weckt dich aus deinen unrealistischen Träumereien, und ihre Sonnenstrahlen scheinen kalt auf die verbrannten Ruinen deiner Vergangenheit.

GRAYSON's Hand tastet vergeblich nach dem vibrierenden Smartphone auf seinem Nachttisch.

Bzzzzzzz.

Er hält die Augen geschlossen und knurrt fluchend vor sich hin, bis er es endlich zu fassen bekommt.

Bzzzzzzz.

Tränen schießen ihm in die Augen, als er einen Blick auf den grellen Bildschrim werfen will- also presst er sich das Handy stattdessen gegen sein Ohr:

"Hm?", raunt er müde und bereit, wieder in den Tiefschlaf zu sinken.

"Gray."

Bei dem Klang von Finn's Stimme reibt er sich die Augen und blinzelt mehrmals: "...Finn.", ein entspanntes Lächeln zuckt auf seinen Lippen, "Hey."

"Kannst du raus kommen?", fragt Finn unvermittelt.

Gray zieht die Augenbrauen zusammen und mustert das kaltgraue Licht, das durch die breite Fensterwand in sein Zimmer fällt. Da es noch tiefster Winter ist, verrät ihm das schwache Licht nicht sonderlich viel darüber, wie viel Uhr es ist. Schlaf trübt seinen Kopf wie ein dichter Nebel in seinen Gedanken und macht es ihm unmöglich, den seltsamen Klang in Finn's Stimme zu deuten.

"Raus?", krächzt er und reibt sich über das Gesicht.

"Ich bin vor deinem Haus.", erklärt Finn.

Grayson schließt müde die Augen: "Hmm."

Eine Sekunde verstreicht in Stille.

Warte-

"Wie?", Gray schlägt die Augen auf und rollt sich erschrocken aus seinem Bett- dabei bleibt sein rechtes Bein in der Decke hängen und er fällt mit einem dumpfen Aufschlag zu Boden.

Fuck!

"Fünf Minuten, Gray.", meint Finn nur und legt auf.

Gray starrt ungläubig auf sein Handy. Fünft Minuten, ist klar.

Die Erinnerung an ihren gestrigen Kuss sendet jedoch ein Feuer durch Gray's Körper, das ihn schlagartig mit neuer Energie erfüllt.

Fünf Minuten!

Er springt auf die Beine und zieht ein frisches Sweatshirt über seinen nackten Oberkörper, bevor er zur Tür hüpft, ein Bein bereits in der Jeans. Als er das Bad erreicht, sind schon zwei Minuten vergangen und er spritzt sich kaltes Wasser in's Gesicht, ehe er in Rekordzeit seine Zähne putzt und sich durch sein wildes, schwarzes Haar fährt.

HOUSE OF GODSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt