Teil 25 - Das Bauchgefühl

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Calisto

Die nächsten Wochen waren super ätzend für mich. Im Krankenhaus hatten meine Ärzte festgestellt, dass ich an einer Peripheren Parese litt. Ein Nerv in meinem Rückenmark war geschädigt und das bedeutete auch das ich meine Beine nicht mehr spüren konnte. Aurelio nahm das Wort Paraparese nur zu gern in den Mund. Und ich hatte ihm angedroht, dass wenn er das nochmal sagte, ich ihn mit seiner eigenen Krawatte erwürgen würde. Aber ich würde wieder laufen können. Zumindest gaben sie mir eine gute Prognose.

Zumindest in den nächsten Monaten. Ich bekam nun Physiotherapie und sobald ich wieder Gefühle in den Beinen hatte und meine ersten Schritte wieder machen konnte, dann würde ich auch Ergotherapie bekommen.

Das nervige an der Situation war, dass ich mich schonen musste. Das nahmen meine Männer auch zum Anlass mich tragen zu können oder im Rollstuhl durch das Penthouse zu kutschieren. Mich sogar an und auch wieder ausziehen. Ehrlich ich kam mir vor wie ein Kleinkind, was das alles erst lernte! Und lustig fand ich das nicht!

Was mich schlimmer getroffen hatte, war die Tatsache, dass ich erstmal nicht zur Uni konnte. Barrierefreiheit kannte man dort nicht und von daher hatten meine Männer beschlossen, dass sie mein Studium pausierten bis ich wieder fit war. Das war in Ordnung.

Wir waren immer noch in Spanien. Einfach aus dem Grund, weil ich erstmal nicht reisen wollte und die Gerüchte im Umlauf waren, dass Alejandra immer noch in Spanien war. Aber natürlich. Ich war ja auch verletzt, da würde sie nicht einfach verschwinden. Es würde mich nicht mal wundern, wenn sie mich jetzt genau in dem Moment beobachten würde.

„Komm schon Don. Drück fest gegen meine Hand" sagte der Therapeut auf spanisch und ich sah zu ihm auf. Es war Jairo. Ja er war mein Physiotherapeut und nicht nur Teil meiner Familie. Jairo war nicht nur ein ausgezeichneter Bodyguard und Killer, sondern auch ein einfühlsamer Mensch. Was wirklich in einem witzigen Zwiespalt stand. Aber so war Aurelio ja auch.

Jairo hatte sich meinen linken Fuß geschnappt und gegen seine rechte Hand gedrückt. Seit Minuten wartete er aber darauf, dass er einen Druck verspürte der von mir ausging. Nur tat sich nichts. Dabei ging ich davon aus, dass ich meine ganze Kraft einsetzte.

„Jairo es klappt nicht!" fluchte ich ungehalten und es machte mich fertig. Anstatt auf der Matte zu liegen wollte ich lieber auf der Matte stehen und trainieren.

„Du hast zu viel Wut in dir. Verwandel diese Wut in Stärke. Erinnere dich daran wie du Stärke bewiesen hast, als du deinen Vater niedergestreckt hast. Wie du für das kämpfst was dir wichtig ist" Gott, Jairo war ein Penner! Aber Unrecht hatte er nicht. Er kannte mich auch schon seit Geburt an. Seit 17 Jahren war er bereits Teil meiner Familie. Saturno schon viel länger und auch andere waren schon seit ich denken konnte, dabei. Die jüngsten Mitglieder waren meine besten Freunde.

Die Freunde die gerade um uns herum am trainieren waren. Nerea war mit Saturno dran. Juana mit Alejo. Sancho bekam es gerade ordentlich von Fabia aufs Maul und Félix lag schon wieder röchelnd am Boden während Octavio zu ihm herunter grinste. César trainierte mit Júpiter und schien so langsam richtig gut zu werden.

Ohne es zu merken, übte ich schon leichten Druck aus und Jairo schien zufrieden.

„Na geht doch. Gut gemacht, Don" Ich blinzelte zu Jairo und konnte dann sehen, wie meine Zehen sich leicht zusammen zogen.

„Jairo, ich spüre das nicht"

„Das Gefühl kommt wieder. Wichtig ist, dass die Reflexe noch da sind" Meinen linken Fuß legte er vorsichtig ab und nahm dann meinen rechten.

„Und jetzt nochmal" Tatsächlich versuchte ich es wirklich bewusst und konnte tatsächlich spüren. Ich konnte Jairos Hand ganz leicht an meinem Fuß spüren und auch wie ich den Druck ausübte.

Bleib bei uns [Band 2]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt