Noch nie kamen mir Minuten so kurz vor.
Jede Stufe hinaus in die Freiheit verhöhnt mich.
Wie konnte sich diese Geschichte in so einen Albtraum verwandeln?Der Gerichtssaal, in den ich geführt werde, ist beeindruckend riesig.
Am Ende des Saals gibt es eine hölzerne Erhöhung, auf der der König sitzt.
Rundherum stehen Bänke.
In der Mitte des Saals steht ein hölzerner Käfig.
In den werde ich gesperrt.
Verängstigt sehe ich zu der Tür, aus der ich kam.
Ein Mann mit schwarzer Kapuze versperrt den Durchgang.
Ein Henker.Der König haut mit einem Hammer kräftig auf den Tisch.
Die letzten Gespräche verstummen.
>>Wir haben uns heute hier versammelt, um die Mörderin meines geliebten Sohnes Valentin anzuklagen.<<
Zustimmendes Raunen geht durch den Saal.
Der König deutet mit dem Hammer auf mich. >>Diese mir unbekannte Lady hat meinen Sohn vor aller Augen ermordet.<<
Ich will protestieren, doch sein eisiger Blick bringt mich zum Schweigen.
Ich könnte fliehen, einfach weglaufen.
Aber wie weit würde ich kommen?
>>Mit hilfe schwarzer Magie konnte die Hexe meinen Sohn verführen und schließlich umbringen.<<
Ein nervös ängstliches Gefühl keimt in mir auf.
Mir wird schlecht.
So kann und darf meine Geschichte nicht enden!
>>Hexe, möchtest du etwas zu deiner Verteidigung sagen?<<
>>Allerdings!<<
Ich wende mich den Zuhörern zu.
>>Alles was ihr gesehen habt, war, dass ich mit dem Prinzen getanzt habe, nachdem ER MICH angesprochen hat!
Als wir mit dem Tanz fertig waren, ist er erstickt.
Also.
Was sind eure Beweise?<<
Es ist mucksmäuschenstill im Saal.
>>Eben.<<
>>Die Beweise.<< Fährt der König fort. >>Mein Sohn wurde untersucht; keine Wunden. Also kann es nur schwarze Magie sein.<<
So langsam werde ich zickig.
>>Vielleicht war es nur ne Nussallergie!<<
... >>Was ist das?<<
>>Das muss ein Zauber sein!<< Kreischt ein Mädchen aus der Menge.
Ich drehe mich um und sehe sie entnervt an.
Ich kämpfe hier gerade um mein Leben? Halt die Schnute.
>>Eine Allergie ist eine natürliche Überreaktion des Körpers!<<
Der König beugt sich über seinen Tisch.
>>Nur Hexen sind so schlau.<<
>>Vater...<< Meldet sich Prinz Nevan zu Wort.
>>Sprich dein Urteil und zieh hier nicht so eine Show ab.<< Beschwert er sich.
>>Gut.<< Der König erhebt sich.
>>Möge die Hexe morgen für den Mord an meinen Sohn brennen.<<-Nevan-
Ich hätte nie gedacht, wie viele Aufgaben man als Kronprinz hat.
Verantwortlichkeiten, wo man nur hinsieht.
Es ist, als hätte man mich ins kalte Wasser getaucht. >Hier, verwalte mal mein Königreich.<
Dazu habe ich ein Drittel des Landes bekommen.
Was soll ich damit?
Ich dachte, als König isst man haufenweise Trauben und lässt sich bedienen!
>>Prinz- Kronprinz, sie müssen schon still halten.<<
Und man lässt tausende Gemälde malen.
Ich werde dem nicht gerecht.Als ich mich für den Tod meines Bruders bedankt habe, dachte ich nicht an die Konsequenzen.
Er war so verdorben und kalt.
Ich habe ihn nicht umgebracht, noch weniger glaube ich, dass es das Mädchen war.
Ich hätte mich nicht bedanken sollen- nicht dass sie glaubt, ich würde für ihre Freiheit kämpfen.>>Still halten!<< Schnauzt mich der Maler an.
Ich drücke die Wirbelsäule durch und versuche, nicht allzu lange über diese Fremde nachzudenken.
Und doch...
Ich habe die Karten unseres Kontinents studiert.
Ich kann mir keinen Reim darauf machen, wie sie hier herkam.
Und dann noch in mein Zimmer- in mein Bett.
Vielleicht ja doch eine Hexe?Zwei weiß gekleidete Männer betreten den Raum. Sie gehören nicht meinem Vater.
Ich betrachte ihre Uniformen, welche mehr Stoff als Rüstungen sind und erstarre.
>>Kronprinz Nevan?<< Fragt der Ältere von beiden.
>>Der Kronprinz ist gerade beschäftigt.<< Kommentiert der Maler.
>>Es tut mir leid, mein Prinz. Aber dies hier.<< Er hält einen vergilbten Brief hoch. >>Ist von absoluter Wichtigkeit.<<
>>Legt ihn in meine Gemächer. Ich werde ihn so schnell wie möglich lesen.<<
Der ältere nickt und wirft einen Blick auf das bis jetzt gemalte Bild. >>Hübsches Gesicht.<< Er verzieht das Gesicht und verschwindet, bevor der Maler ihm eins überbraten kann.Es ist bereits dunkel, als ich den Umschlag öffne.
Auf dem Umschlag befand sich ein weißes Siegel, das meinen Verdacht bestätigte.
Der Brief stammt von dem Meister des Schreibens.In dem Umschlag befindet sich ein weißgrauer Zettel.
Nevan,
Ich gratuliere Euch zu Eurem neuen Rang, doch viel Zeit bleibt mir nicht.
Bring die Hexe zu mir. Lebendig.
Die Geschichte verläuft nicht wie geplant.
Wenn Ihr irgendwann den Thron erben wollt, solltet Ihr tun, was ich sage.Ich fasse es nicht.
Blindlings greife ich nach meiner Schublade und beginne, einen Brief zu schreiben.>0<
Der Falke landet auf Eves Unterarm.
>>Guter Vogel.<< Sie krault ihn kurz, bevor sie die Nachricht vom Fuß des Greifvogels löst.
Sie überfliegt den Text kurz.
Ein grausames Lächeln breitet sich auf ihren Lippen aus.Vermutlich würde auch diese Situation vom Meister des Schreibens nicht erwähnt werden, wenn er nicht ohnehin schon längst die Kontrolle verloren hätte.

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Just one more chapter: In jeder Geschichte steckt ein Fünkchen Wahrheit
FantasyWie werde ich Teil meiner eigenen Geschichte? Das Buch sah ehrlich vielversprechend aus, aber es war so viel mehr als das. Ach. Du bist immer noch da? Du willst ehrlich wissen, wie ich plötzlich verschwunden bin? Wie ich gelernt habe, dass nicht je...