Kapitel 13: der bärtige Henry

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-Nevan-

Es ist erstaunlich, dass sie auf dem Rücken eines Drachens singen kann.
Ich weiß nicht, aber hält sie sich für eine Disneyprinzessin?
>>Was los, Amigo?<< Fragt Eve mit hochgezogen Brauen.
>>Ach ich weiß nicht. Vivi liegt halb schlafend auf mir drauf. Caleb fuchtelt hinter mir mit einem Messer rum- ich habe große Bedenken dabei- und du singst.
Außerdem habe ich seit Tagen nicht wirklich geduscht.<<
>>Natürlich ist DAS dass was dich emotional so fertig macht.<< Sie nickt nachdenklich.
>>Irgendwie bin ich froh, doch jetzt ein Einzelkind zu sein.<< Murre ich und sehe in die Tiefe.
>>Reiß dich zusammen, Mann.<< Caleb steckt sein Messer ein und reicht mir eine von ihn geschnitzte Holzfigur nach vorne.

Gedankenverloren betrachtet ich das hölzerne Mädchen in meiner Hand.
>>Ist das Vivi?<<
>>Hast du nen Problem damit?<<
>>Eins? Tausend.<<
Eve singt fröhlich weiter, Caleb schüttelt lächelnd den Kopf.
In dem Moment, wo niemand hinsieht, steck ich mir die Figur ein.

Vivi erzittert in meinen Armen und murmelt etwas vor sich hin.
Eine kleine Träne löst sich aus ihrem rechten Augenwinkel.
>>Du kannst sie schon die Arme um sie legen, Idiot.<< Eve verdreht die Augen.

-Vivi-

Ich schreie sie an.
Schreie und wüte.
>>ICH BIN HIER! HIER, MAMA!<<
Ich bin in diesen Seiten gefangen, winke, schreie, weine.
Ein gleißender Schmerz fließt durch meine Adern.
Ich falle auf die Knie und schlage gegen den Bucheinband.
Doch Angelika sieht mich nicht.
Etwas in mir zerreißt und sucht einen Weg aus diesen geschlossenen Buch.

Warme Arme halten mich, beruhigen mich.
Doch der Schmerz hält weiter ein.
Ich höre das gedämpfte Geräusch eines schlagenden Herzens, was meine völlige Aufmerksamkeit auf sich zieht.
Die Arme umschlingen mich wie ein Rettungsseil, an das ich mich zwerzweifelt klammere und mir der Schmerz den letzten Nerv raubt.

Blinzelnd wache ich auf und finde mich in den Armen von Nevan wieder, was ich seltsam romantisch finde.

Ich schließe die Augen, bleibe aber weiterhin wach. Warum ich mich schlafend stelle? Keinen Plan.
Er streicht mir eine Strähne aus der Stirn. Ich schwöre, ich spüre seinen warmen Blick auf mir.
Das ist so verstörend un-Nevanhaft.
Es ist beinahe gruselig.
Aber ich habe keine große Lust diese Arme demnächst verlassen.
Ich schmiege ich instinktiv enger an seine Brust und-
>>Ich weiß, dass du wach bist.<<
Verdammt.
Ich tue so, als würde ich aufwachen und zutiefst angeekelt sein.
>>Hm?<< Frage ich müde und sehe ihn unter halbgeschlossenen Liedern an.
Sehe ihn richtig an.
So unattraktiv sieht er dann ja doch nicht aus.
Ganz im Gegenteil.
Er lässt mich abrupt los.
Ich zucke zusammen. >>Hättest mich auch vorwarnen können.<< Gifte ich ihn an und kassiere einen Seitenblick von Eve.
>>Du hättest auch noch weiterschlafen können. Nevan hätte sicher nichts dagegen gehabt.<<
>>Und ob.<< Protestiert er, kann allerdings seinen Blick nicht von mir abwenden.
Seltsam tröstlich.

Es hat noch ne Weile gedauert, bis der Drache gelandet ist.
Zwischendurch ist selbst Nevan eingeschlafen.
Aus absonderlichen, nicht verständlichen Gründen, habe ich die Zeit genutzt, um sein Gesicht zu studieren.
Eine fremdartige Wärme hat von mir besitzergriffen.

Diese Wärme hat bis jetzt- mindestens weitere 4 Stunden- angehalten und verflüchtigt sich erst, wo ich Angst und Nervosität empfinde.

Vor uns ragt ein steinerndes Schloss auf.
Viel imposanter als das der Königsfamilie.
>>Also da werde ich ja leicht neidisch.<< Murmelt Nevan und betrachtet staunend das Gebilde.
>>Barret, was machen wir hier?<<
Ich erstarre
Und erkenne diese Stimme.
Mit Lichtgeschwindigkeit wirbel ich herum und sehe einen Wolf- und Lia.
>>LIA!<< Ich stolpere los und laufe auf sie zu.
Sie sieht mit geweiteten Augen hoch.

-Lia-

>>Vivi?<< Ich verharre in meiner Bewegung und fange an zu weinen.
Ungläubig löse ich mich aus der Starre und schlinge die Arme um sie.
Beruhigend fährt sie mit den Fingern durch mein Haar, kniet sich hin und umarmt mich stürmisch.
>>Was machst du hier?<< Fragt sie nach einer Weile des Schluchzen und des Weinens.
>>Ein Buch hat mich gegessen...<<
Sie lacht erstickt und umfasst mein Gesicht mit ihren zarten Händen. >>Ich habe dich vermisst, kleiner Schmetterling.<<
>>Ich dich auch...<< Meine Unterlippe beginnt zu zittern.
>>Nanana.<< Sie streicht mit ihrem Daumen über meine Wange. >>Nicht weinen. Ich bin da. Und bald sind wir wieder Zuhause.<<
>>Was das angeht...<< Erklingt eine mir sehr bekannte Stimme.
Vivi erstarrt.
>>Viviane, drehst du dich bitte um, damit ich sicherstellen kann, dass es euch beiden gut geht?<<
Sie löst sich zögernd von mir und gibt den Blick auf den alten Buchladenbesitzer Henry frei.
>>Henry?<<
>>Ich bin der Meister des Schreibens.<<

>0<

Vermutlich hätte man vermuten können, dass alles jetzt gut wird. Die Mädchen sind vereint und beim Meister des Schreibens.

Die Buchseiten wollten nicht mehr blättern, ihre Geschichte ist doch zu Ende! Die Mädchen kommen nach Hause!
Ihnen geht es gut!

Doch da waren diese kleinen offenen Frage: Von welcher Schuld wurde andauernd gesprochen? Hat sich der König einfach so geschlagen gegeben? Was sind Vivi und Lia wirklich? War der schmerzhafte Traum von Vivi vielleicht von größerer Bedeutung?

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⏰ Letzte Aktualisierung: 2 days ago ⏰

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