Mein erster Gedanke war gemütlich, der zweite unmöglich. Ich liege in einem Bett was nicht mir gehört, in einem Zimmer was nicht mir gehört. Ich setzte mich auf und sehe mich um. Ich befinde mich in einen geschmackvoll eingerichteten Schlosszimmer. Keine Frage, es muss ein Schloss sein. Überall sind goldene Verzierungen und ein großes Gemälde ziert eins der Wände.
Die hölzerne Tür des Zimmers wird aufgeschoben und ein junger, schöner Mann bleibt im Türrahmen stehen. Er hat rotbraune Haare, braune Augen, ein weißes Hemd was in eine schwarze Hose gesteckt wurde und hohe Stiefel an. Die Ärmel seines Hemds sind bis zu den Ellbogen aufgeschoben und offenbaren zwei starke Arme. In der rechten Hand hat hält er einen Weinkelch, den er gerade zu seinen Lippen führt und in derselben Bewegung einen Schluck zu sich nimmt.
Er kneift die Augen zu, öffnet sie erneut. Mir wird klar, dass es sein Zimmer ist, sein Bett. Ich springe auf und stelle mich unbeteiligt neben den Bettpfosten. >>Ich bin nicht der Kronprinz.<< Er zuckt mit den Schultern und schließt die Tür. Nachdem ich mich nicht bewegt habe, sieht er mich erwartend an. >>Ist was?<< >>Kannst du mir sagen, wo ich hier bin?<< >>In meinem Zimmer?<< Ich streiche mir durch mein dunkeles Haar. >>Ich meine generell.<< >>Im Schloss von Aster- Hauptstadt vom Land Kamaria.<< >>Das...<< Bestürzt laufe ich zum Fenster und sehe hinaus. >>Ist unmöglich-<< >>Natürlich ist es möglich.<< Er unterstreicht seine Worte mit einem weiteren Schluck aus dem Kelch. >>Oder glaubst du, ich lüge?<<
>>Wer bist du?<< >>Prinz Nevan Hazelwood?<< Er spricht es so aus, als wäre es eine Selbstverständlichkeit, ihn zu kennen.
Sein Blick heftet sich an meine Klamotten. >>Allerdings frage ich mich, wer Sie sind?<< Ich sehe an mir herab. Pulli und Jeans wie immer, kein Hexenwerk. Doch wenn ich ihn so ansehe, scheint mir meine Mode doch ein wenig unpassend zu sein. >>Vivi Hills.<< >>Kein Wunder das du so aussiehst...<< Er stellt seinen Kelch ab. >>Hör mal Liebes. Entweder du verschwindest jetzt sofort aus meinem Zimmer und suchst dir etwas Anständiges zum Anziehen und wir sehen uns heut Abend zum Hofe wieder. Oder ich rufe die Wachen und wir sehen uns an gänzlich anderen Orten wieder.<< >>Is gut.<< Ich marschiere zur Tür. >>Ich verschwinde ja. Grüß dein Ego von mir.<<Ich schlüpfe durch die Tür und verliere fast den Verstand.
Wo bin ich?
Wann bin ich?
Wieso bin ich hier?Ich stütze mich an der Wand ab.
Es muss etwas mit diesem seltsamen Buch auf sich haben.
Hat mich die Hand... in diese Geschichte gezogen? Bin ich Teil einer Geschichte geworden? Ich erinnere mich dunkel an den Titel des Buches: Your Own Chapter.
Das... Ich sehe mich um. Das kann einfach nicht wahr sein.
Ich muss tatsächlich in diese Geschichte gezogen worden sein.Wie werde ich Teil meiner eigenen Geschichte? Blätter eine Seite weiter, um es zu erfahren. Doch sei gewarnt! Das Buch hat schon so manchen in den Wahnsinn getrieben...
Ich bin Teil dieser Geschichte.
Aber welche Geschichte ist das hier? Definitiv nicht eins der Märchen die man so kennt. In Märchen sind Prinzen nett... und nicht so... fies.Vielleicht ist es eine Geschichte, die es bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht gibt, weil sie mir gehört? Ich bin Teil eines Buches. Ich kann tun und lassen, was ich will.
Euphorie durchfährt mich. Wenn das mal nicht ein Kindheitstraum ist. Lächelnd gehe ich zurück zur Tür des Nicht-Kronprinzen. Energisch klopfe ich dagegen. >>Was-<< Er reißt die Tür auf und sieht mich an. >>Du schon wieder?!<< >>Hör mal, ich bin nicht von hier und brauche eine Karte vom Schloss-<< >>Hör mal zu Viktor.<< >>Vivi<< Verbessere ich ihn spitz.
>>Oder so ja. Wenn du mich nicht auf der Stelle in Ruhe lässt, werde ich dafür sorgen, dass du so schnell gar nichts mehr kriegst. Verschwinde.<< >>Aber ich kenne mich gar nicht aus-<< Er schlägt mir die Tür vor der Nase zu. Wunderbar. >>Blödmann.<<
Ich widme mich dem Flur in dem ich stehe. Er geht nach links und rechts weiter. Wenn mir der möchtegern Prinz keine Karte gibt, werde ich selber hinaus finden.
Trotzig verschränke ich die Arme vor der Brust.
Links oder rechts? In beiden Richtungen scheint Licht zu schimmern und Personen zu schlendern.
Nach langem hin und her überlegen entscheide ich mich für rechts. Mit einem Lächeln gehe ich den Gang entlang.
Auf in mein Abenteuer.>o<
Das Buch wurde geschlossen. Vivis Mutter hat ihre Tochter gesucht und nicht gefunden. Vielleicht ist sie einkaufen? Dachte sie sich und bereitete für ihre Tochter alles vor. Sie hat den Schreibtisch neu sortiert und ihr Bett gemacht. Das Mädchen kommt doch zu nichts und das ist ein Punkt, in dem ich helfen kann- dachte sich Angelika. Sie hatte sich nichts dabei gedacht, dass Buch zu schließen. Noch weniger hatte sie gedacht, was dass für Folgen haben könnte.
Irgendwo in diesem Buch, auf irgendeiner dieser unzähligen Seiten wandert ihre Tochter umher. Und nun, ohne einen Weg zurück nach Hause zu haben, wird sie auf ewig dort verweilen müssen. Hätte sie nur genau hingehört, dann hätte sie die Buchseiten weinen hören können. Denn nicht jede Geschichte ist eine schöne und das wissen die Buchseiten doch am besten.

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Just one more chapter: In jeder Geschichte steckt ein Fünkchen Wahrheit
FantasyWie werde ich Teil meiner eigenen Geschichte? Das Buch sah ehrlich vielversprechend aus, aber es war so viel mehr als das. Ach. Du bist immer noch da? Du willst ehrlich wissen, wie ich plötzlich verschwunden bin? Wie ich gelernt habe, dass nicht je...