Kapitel 14: schlechter Freigeist Angelika

15 4 7
                                    

-Vivi-

Der Meist- Henry führt uns in ein gemütliches Wohnzimmer und lässt sich auf einen großen Ohrensessel nieder.
Ich habe tausend Fragen.
>>Angelika- eure Mutter stammt nicht aus euer Welt.<< Beginnt Henry zögerlich.
>>Angelika wurde hier geboren. Genau an diesem Ort.<<
Er macht eine kurze Pause.
>>In ihren Kinderjahren war sie unersättlich. Anfangs habe ich es nicht richtig wahrgenommen. Ich dachte, dass hätte sie von meiner Schwester.<<
Meine Augen werden groß. Seine Schwester?
>>Meine Schwester Veronika war eine zielstrebige, junge Frau- und eine Weltenwandlerin.<<
Weltenwandlerin.
>>Weltenwandern wurde vor langer Zeit verboten. Allein der Fakt, dass sie eine Wanderin war, brachte sie in Gefahr. Dem König gierte es nach Macht. Die Wanderer waren eine Bedrohung für ihn, denn sie konnten die Welten bereisen. Etwas, was er nicht kontrollieren konnte.
Also tötete er einen nach den anderen.
Ich bin ebenfalls ein Wanderer. Genau so wie meine Schwester. Genau so wie meine Nichte und genau so, wie ihr es seid.<<
Er sieht erst mich und dann Lia an.
>>Als Angelika älter wurde und begriff, dass sie ihre Fähigkeiten nicht nutzen konnte, erkaufte sie sich andere magische Fähigkeiten.<<
>>Wie kann man sich Magie erkaufen?<< Fragt Eve und sieht von ihrer Arbeit- einen Dolch zu pullieren- auf. Ich frage mich, wo ihre Armbrust ist.
>>Mit der Seele.<< Antwort Henry düster.
>>Angelika versprach, der Hexe eine Seele zu geben.
Damit sie es nicht vergaß, gab die Hexe euer Mutter eine vergoldete Rose.<<
Mir wird schlecht.
>>Mit ihren neu erworbenen Fähigkeiten wurde sie erst berühmt und dann berüchtigt. Sie vertraute den falschen Leuten und erzählte ihr kleines Geheimnis einen Diener des Königs weiter.
Bevor der König sie hinrichten konnte, verschwand sie.

Rund 20 Jahre später taucht ihr auf.
Eine Seele für jede Schuld.<<
>>Ich dachte, Mutter hätte der Hexe nur eine Seele versprochen?<< Fragt Lia leise.
>>Das hat sie auch.
Doch sie war die einzige Erbin, die meinen Platz hätte einnehmen können.<<
Er steht auf und stampft drei mal auf den Boden auf. >>Eine Tochter für jede Schuld. Die Erste, um die Seele an die Hexe zu zahlen. Die Zweite, um meinen Platz einzunehmen.<<
Der Raum beginnt zu ruckeln.
>>Durch eure Fähigkeiten war es euch möglich, in diese Welt zu reisen.
Doch allein das Buch hat entschieden, wann ihr kommt.
Alles hat einen Sinn.<<
Er wirft Nevan einen kurzen Blick zu, der diese Unterhaltung mit einem skeptischen Blick gefolgt ist. >>Selbst die kleine Holzfigur in deiner Hosentasche.<<
Es klingt aufschlussreich... doch es ergibt keinen Sinn.
>>Wieso hast du mir dann das Buch gegeben?<<
Frage ich Henry mir rasenden Puls.
>>Wieso habe ich was?<<
>>Das Buch. Du hast es mir in deinen alten Laden gegeben.<<
>>Das war ich nicht. Angelika konnte mit ihrer neuen Magie nicht nur kleine Verzauberung wirken. Sie konnte ihr ganzes Selbst verändern.<<
Er betrachtet mich traurig.
>>Angelika hat dir das Buch gegeben. Nicht ich.<<

***

Alle möglichen Arten des Hasses überkommen mich. Hass auf mich, Hass auf meine Mutter, Hass auf diese Welt. Und und und.
>>Selbst als man dir sagte, dass du hingerichtet werden würdest, sahst du glücklicher aus.<<
Nevan lehnt sich gegenüber von mir an eine der Hauswände.
>>Hast du ein Problem damit?<< Erwidere ich gereizt und werfe ihn einen giftigen Blick zu.
>>Ich weiß nicht.<< Er holt etwas aus seiner Tasche hervor.
>>Dann würde ich dich gerne erleben, wenn du erfahren würdest, dass du und dein Bruder in eine fremde Welt geschickt wurdet, um dort für eure Mutter zu ster-<<
Ich breche mitten im Satz ab und starre auf eine kleine Holzfigur.
>>Was ist das?<<
>>Die hat Caleb gemacht.<<
Er drückt mir die Holzfigur in die Hand.
Das bin ich.
>>Erinner mich daran, ihn zu danken.<<
Ich sehe auf.
Er lächelt mich an und verschwindet aus meinem Sichtfeld.
Ich bleibe weiter sitzen.
Doch mir fällt der Grund für meinen Hass nicht mehr ein.

>0<

Das tödliche Virus verfestigte sich in ihrem Blut.
Die Buchseiten wollten nicht umblättern, doch was bliebe ihnen anderes übrig?
Es ist ihre Bestimmung die Geschichte zu tragen.
Auch wenn es das mögliche Ende von dem Mädchen bedeuten könnte.

Just one more chapter: In jeder Geschichte steckt ein Fünkchen WahrheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt