Die Nacht war von einer drückenden Dunkelheit erfüllt, als Edda ihre Augen wieder öffnete, nur wenige Sekunden hatte sie sie geschlossen gehabt. Genug um sich Orin erneut zu stellen. Der Dunkelwald, einst ein Ort der Magie und des Lebens, lag nun unter dem Schatten seiner bösen Macht. Die Bäume schienen sich in der Kälte der Nacht zu ducken, und die Luft war schwer von einem lähmenden Gefühl des Unheils. Edda spürte, dass die Zeit gekommen war, sich dem Gott der Erde zu stellen, und nicht als Siegerin, sondern als Hüterin des Waldes.
Orin trat mit einem selbstsicheren Lächeln vor sie, sein massiger Körper strahlte eine brutale Kraft aus. Seine Augen funkelten vor Hass und Gier, als er sie mit einer Stimme ansprach, die wie der Donnerschlag eines heraufziehenden Sturms klang. "Edda," dröhnte er, "du hast zu lange über diesen Wald geherrscht. Es ist Zeit, dass du für deine Einmischung in die Angelegenheiten der Erde zahlst." Edda, trotz der Furcht, die in ihr aufstieg, stellte sich aufrecht und fest vor ihn. "Der Wald gehört nicht dir, Orin! Er gehört uns allen! Deine Gier wird nur Zerstörung bringen!"
Mit einem wütenden Aufschrei sammelte Edda ihre magische Kraft, die aus dem Herzen des Waldes strömte. Sie fühlte, wie die Wurzeln unter ihr zu pulsieren begannen, als ob die gesamte Natur sich bereit machte, ihr zur Seite zu stehen. Doch Orin war unbarmherzig. Er hob die Hände, und die Erde begann zu beben, als massive Wurzeln wie Schlangen aus dem Boden schossen, um Edda zu fesseln und sie zu Boden zu drücken.
"Du bist schwach geworden, Edda!" höhnte Orin, während er sich über sie beugte, seine Stimme voller Verachtung. "Du bist nichts ohne deine Macht! Die Dunkelheit wird dich verschlingen!" Edda kämpfte gegen die Wurzeln an, doch die Dunkelheit, die Orin heraufbeschwor, war überwältigend. Sie fühlte, wie die Wurzeln sie enger umschlossen, und das Gewicht der Dunkelheit sie niederdrückte. "Ich werde nicht aufgeben! Der Wald wird nicht unter deinem Zorn leiden!" Ihre Stimme war fest, auch wenn ihr Körper zu versagen drohte.
Mit einem höhnischen Lachen schickte Orin eine Welle von Schatten auf Edda herab, die sie vollständig umhüllte. Die Kälte dieser Dunkelheit war unerträglich, und Edda spürte, wie ihre Kräfte schwand. Doch in diesem entscheidenden Moment, als sie sich der Dunkelheit ergeben wollte, durchzuckte sie ein Gedanke. Erinnerungen an die alten Geister, die den Wald bewohnt hatten, kamen ihr in den Sinn: "Wenn das Licht erlischt, wird ein neuer Funke geboren."
Mit aller verbliebenen Energie hob Edda ihren Kopf und rief: "Orin, ich werde nicht zulassen, dass du die Dunkelheit über alles bringst! Wenn ich falle, wird eine neue Hüterin erblühen! Ich werde sie wählen!" Orin hielt inne, seine Miene veränderte sich für einen Moment. "Und wer soll diese Nachfolgerin sein?" fragte er, sein Tonfall spöttisch, aber mit einem Hauch von Neugier.
"Rosalié," flüsterte Edda, während die Dunkelheit sie immer mehr umschloss. "Eine Frau mit pechschwarzem Haar und dunkellila Augen. Eine Junge Frau ebenso schön wie sie gütig ist. Sie wird die Macht des Waldes erben, sie wird es sein die dich zu Fall bringt und für das Licht kämpft!" Ein kurzer Moment des Zweifels blitzte in Orins Augen auf, doch dann kehrte sein höhnisches Lächeln zurück. "Eine menschliche Frau? Glaubst du wirklich, dass sie dich ersetzen kann? Die Dunkelheit wird sie verschlingen, genau wie du!"
Edda spürte, wie die Dunkelheit sie weiter umhüllte, die Verbindung zum Wald lockerte sich, und die Farben des Lebens verschwammen vor ihren Augen. Doch sie kämpfte weiter, und das Licht in ihrem Herzen brannte stärker denn je. "Selbst in der Dunkelheit wird das Licht nicht erlöschen. Rosalié wird kommen, und sie wird stark sein!" Mit einem letzten, verzweifelten Aufblitzen entließ Edda eine Welle von Licht, die Orin zurückschleuderte und für einen Moment die Dunkelheit zerstreute. Doch die Schatten holten sie schnell wieder ein. Edda fiel auf die Knie, und während der Schatten sie vollständig ergriff, spürte sie, wie ihr Leben schwand.
In ihren letzten Momenten sah sie die Schönheit des Waldes um sich herum. Die sanften Wellen der Wiesen, die rauschenden Bäche, das Flüstern der Blätter – all das hatte sie so geliebt. "Ich werde dich nicht vergessen, Wald," murmelte sie, Tränen in ihren Augen. "Rosalié..."
Mit diesen letzten, zarten Worten fiel Edda in die Stille. Orin triumphierte über sie, seine Augen voller Bosheit und Hass. Die Dunkelheit hatte gesiegt, und der Wald war nun unter seiner brutalen Herrschaft. Doch irgendwo, tief im Herzen des Dunkelwaldes, brannte das Licht einer neuen Hüterin, die eines Tages kommen würde, um die Hoffnung zurückzubringen und das Licht zu entfachen, das Edda hinterlassen hatte.
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God's Love
FantasyDie Göttin des Waldes Edda wird getötet, doch bevor sie dir Welt verlässt, erwählt sie eine Nachfolgerin. Die Menschenfrau Rosaliè. Völlig überfordert mit ihrem neuen Leben als Göttin des Waldes wird sie mitten in einen bevorstehenden Krieg zwische...