Der Wassertempel war festlich geschmückt, und das Licht der bunten Laternen spiegelte sich in den sanften Wellen des Wassers, das um den Tempel herum floss. Eine fröhliche Musik erfüllte die Luft, während die Menschen in bunten Kleidern tanzten und lachten. Der Duft von frischen Blumen und köstlichen Speisen umhüllte die versammelten Gäste und sorgte für eine Atmosphäre der Freude und des Feierns.
Nereus, der Gott des Wassers, trat mit einem strahlenden Lächeln vor die Menge. Seine tiefblauen Augen funkelten, während er seine Arme weit ausbreitete. „Willkommen, Freunde! Heute feiern wir die Einheit und die Hoffnung, die uns alle verbindet! Lasst uns die Dunkelheit hinter uns lassen und die Freude in unsere Herzen tragen!“
Die Anwesenden jubelten und klatschten, während Nereus mit einer eleganten Handbewegung das Wasser um den Tempel in sanfte Wellen versetzte. Wasserfontänen sprühten in die Luft und glitzerten im Licht der Laternen. Rosalié, in ihrem fließenden Kleid aus grünem Seidenstoff, fühlte sich von der festlichen Atmosphäre mitgerissen. Ihre lilafarbenen Augen leuchteten, während sie die fröhlichen Gesichter um sich herum betrachtete.
„Schau dir all diese Menschen an, Nereus! Es ist wundervoll, wie sie zusammenkommen“, sagte Rosalié, während sie sich an seiner Seite stellte. „Es fühlt sich an, als könnten wir die Dunkelheit für einen Moment vergessen.“
„Ja“, erwiderte Nereus mit einem warmen Lächeln. „Aber wir dürfen die Warnungen nicht ignorieren. Lurien ist nicht weit weg. Seine Dunkelheit lauert immer.“
„Ich weiß“, seufzte Rosalié. „Wir müssen dafür sorgen, dass alle stark bleiben. Die Menschen müssen verstehen, dass die Einheit nicht nur ein Gefühl ist, sondern auch eine Stärke, die wir gegen die Dunkelheit aufbringen können.“
Während sie sprachen, bewegte sich eine Gruppe von Göttern in der Nähe, die um einen großen Tisch versammelt waren, der mit köstlichen Speisen gedeckt war. Der Tisch war reichhaltig mit bunten Obsttellern, duftenden Kräutern und frisch gebackenem Brot geschmückt. Pyros, der Gott des Feuers, probierte gerade einen gebratenen Fisch, der von Nereus zubereitet worden war. „Dieser Fisch ist fantastisch! Du hast wirklich die besten Zutaten gewählt, Nereus“, rief Pyros und klatschte in die Hände.
Florina, die Göttin des Frühlings, kicherte. „Ich hoffe, du hast genug für alle vorbereitet, Nereus! Die Menschen haben einen großen Appetit, wenn sie feiern!“
„Es gibt mehr als genug“, entgegnete Nereus mit einem stolzen Lächeln. „Die Freude der Menschen ist das wichtigste Geschenk, das wir ihnen machen können.“
Die Feierlichkeiten setzten sich fort, und die Musik wurde lebhafter. Rosalié genoss die ausgelassene Stimmung und fühlte sich mit jedem Lachen und jedem Tanz lebendiger. Doch in ihrem Herzen nagte die Sorge über Lurien, die Dunkelheit, die immer in den Schatten lauerte. Sie wandte sich an Drax, der in einer Ecke stand und das Treiben beobachtete.
„Drax, was denkst du über Luriens Bedrohung? Glaubst du, er wird wirklich kommen?“
„Er wird kommen“, sagte Drax ernst. „Wir müssen uns auf alles vorbereiten. Die Menschen müssen wissen, dass die Dunkelheit uns nicht entmutigen kann. Unsere Einheit ist unsere stärkste Waffe.“
Gerade als Drax seine Gedanken aussprach, spürte die Menge plötzlich eine kühle Brise, die über den Platz fegte. Die Musik verstummte, und die Gesichter der Menschen wurden bleich, als die Luft sich veränderte. Ein Gefühl der Vorahnung schlich sich in die Herzen der Anwesenden. Rosalié spürte, wie sich ihr Magen zusammenzog, als sie den Blick über die versammelte Menge schweifen ließ.
Die Dunkelheit sammelte sich in einer Ecke des Tempels, und ein Schatten schien zu wachsen. Mit einem kraftvollen Aufblitzen von Licht und einem tiefen Grollen durchbrach Lurien die festliche Stimmung. Er trat aus dem Schatten hervor, majestätisch und düster, seine bleichen Züge strahlten eine bedrohliche Anziehungskraft aus.
Die Dunkelheit schien ihm zu folgen, und ein eisiger Hauch erfüllte den Raum, als er die Menge musterte. Seine leuchtend blauen Augen funkelten wie glühende Kohlen, während sein scharfe Gesicht eine Mischung aus Neugier und Überlegenheit zeigte.
„Die Einladungen zu diesem Fest waren… unerwartet“, sagte Lurien mit einer Stimme, die wie ein leiser Windhauch klang, aber dennoch die Kraft eines Sturms in sich trug. Die Anwesenden hielten den Atem an und starrten gebannt auf ihn.
„Lurien“, sprach Rosalié, während sie sich tapfer aufraffte, um ihm entgegenzutreten. Ihre Stimme war fest, trotz der Angst, die in ihr aufstieg. „Wir feiern die Einheit der Götter und Menschen. Deine Dunkelheit kann uns nicht aufhalten.“
Luriens Lippen verzogen sich zu einem geheimnisvollen Lächeln. „Einheit? Ihr glaubt, dass das Licht eure Schwäche vertreiben kann? Ich bin die Dunkelheit, die immer über euch wacht.“ Seine Worte hallten durch den Tempel und ließen die Anwesenden frösteln.
„Ich kann die Illusion eurer Sicherheit zerstören“, fuhr er fort, während die Schatten um ihn herum sich bewegten, als ob sie lebendig wären. „Seht, wie fragil eure Hoffnung ist!“
Rosalié spürte die Kälte, die von ihm ausging, und gleichzeitig eine unerklärliche Anziehung. Ihr Herz schlug schneller, während sie ihn ansah. Es war, als würde eine unsichtbare Kraft zwischen ihnen bestehen, die sie nicht ignorieren konnte.
„Du musst nicht so sein, Lurien“, sprach sie sanft, während sie seinen Blick festhielt. „Die Dunkelheit ist nicht alles. Es gibt Schönheit in der Einheit, selbst in den schwierigsten Zeiten.“
Doch seine Antwort war schneidend. „Schönheit? In der Einheit? Das ist ein gefährlicher Gedanke.“
Die Spannung in der Luft war greifbar, als sich die Dunkelheit um ihn verstärkte. Doch bevor sie weiter sprechen konnte, trat Lurien einen Schritt zurück. „Ich bin nicht hier, um eure Feier zu stören, sondern um euch zu zeigen, dass eure Hoffnung trügerisch ist. Aber heute werde ich euch verschonen.“
Mit einem schattenhaften Lächeln begann er, sich zurückzuziehen. Die Dunkelheit folgte ihm, und ehe die Anwesenden es realisierten, war er verschwunden, als hätte er nie existiert. Ein kalter Schauer lief durch die Menge, und Verwirrung sowie Zweifel breiteten sich aus.
Rosalié fühlte, wie sich ein Kloß in ihrem Hals bildete. Was hatte gerade stattgefunden? Luriens Macht war überwältigend, und doch spürte sie eine tiefe, unerklärliche Verbindung zu ihm. Während das Fest allmählich wieder zu einem Hauch von Normalität zurückkehrte, schwebten ihre Gedanken um Luriens düstere Präsenz und die Möglichkeit, dass die Dunkelheit nicht nur eine Bedrohung war, sondern auch ein Schlüssel zu etwas Unbekanntem in ihrem eigenen Herzen.
„Wir müssen stark bleiben“, sagte Drax, und seine Stimme schnitt durch ihre Gedanken. „Luriens Einfluss ist real, aber unsere Einheit wird uns schützen.“
Rosalié nickte, doch in ihrem Inneren brodelten Fragen und Gefühle, die sie nicht ganz zuordnen konnte. War es möglich, dass die Dunkelheit nicht nur ein Feind war, sondern auch eine Chance für Verständnis und Veränderung? Und während sie über Lurien nachdachte, wusste sie, dass sie sich auf eine Reise begeben würde, die weit über das Fest hinausging.
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God's Love
FantasyDie Göttin des Waldes Edda wird getötet, doch bevor sie dir Welt verlässt, erwählt sie eine Nachfolgerin. Die Menschenfrau Rosaliè. Völlig überfordert mit ihrem neuen Leben als Göttin des Waldes wird sie mitten in einen bevorstehenden Krieg zwische...