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Im Dunkeln und auf Knien robbte Xander zu Hektor hinüber, dessen Umrisse er im spärlichen Licht der Kontrolllämpchen nur schwach erkennen konnte. "Hektor?", flüsterte er leise und streckte die Hand aus. "Geht es dir gut?"

Hektor brummte und bewegte sich, als versuche er, die Fesseln zu lösen. "Dieses blöde Arschloch hat mir ordentlich einen verpasst, aber wenn ich hier rauskomme, wird er das büßen, das verspreche ich!" Xander seufzte erleichtert. Wer so wütend fluchen konnte, hatte vermutlich keine lebensbedrohlichen Verletzungen. "Warte, ich mache dich los", flüsterte Xander und begann, an dem Knoten zu arbeiten, der Hektors Hände vor seinem Bauch gefesselt hielt. "Große Mühe hat sich der Kerl aber nicht gegeben", stellte Xander erleichtert fest, als er den Strick nach nur wenigen Sekunden lösen konnte. "Der Typ ist sich wohl sicher, dass wir hier nicht rauskommen."

Während Xander sich nun an die Fesseln an Hektors Füßen machte, rieb dieser seine schmerzenden Gelenke. "Der hat die Rechnung ohne den Wirt gemacht", murmelte der Wachmann, immer noch beleidigt darüber, dass man ihn überwältigt hatte. "Ich hab immer ein Ass im Ärmel. Wir werden einen anderen Weg hier raus finden!"

Xander ließ das Seil fallen und blickte den großen Mann vor sich an. Seine Augen funkelten angriffslustig. "Es gibt einen Weg hier raus?"
"Natürlich! Es gibt immer einen Weg raus. Aber ich kann ihn nicht nehmen, das musst du übernehmen und mir dann die Tür aufschließen." Hektor deutete zur Decke. Obwohl Xander im Dunkeln nicht genau erkennen konnte, was sich dort befand, wusste er, was Hektor plante. Und damit war er in keiner Weise einverstanden. "Vergiss es!", protestierte er.

"Komm schon, das ist nicht so schwer! Ich hebe dich hoch, du kriechst durch den Schacht, landest in einem anderen Raum, und dann holst du mich hier raus. Easy!"

"Ich kann das nicht!" Xander blieb stur. Schon der Gedanke, sich in einen engen, dunklen Tunnel zwängen zu müssen, ließ sein Herz schneller schlagen. Auf keinen Fall würde er in einen Lüftungsschacht steigen. Niemals!

"Hast du etwa Angst?" Hektors Frage war von einem leichten Schmunzeln begleitet, als er skeptisch eine Augenbraue hob. Xander schnaubte, denn er mochte es nicht, Ziel von Spott zu sein. Etwas zu harsch antwortete er: "Nein, natürlich nicht! Ich habe diesen ängstlichen Ausdruck im Gesicht, weil ich SO - VIEL - SPAß - HABE!"*

Hektor gluckste. Obwohl er fast zwei Meter groß und halb so breit war, gluckste er wie ein kleiner Junge, der sich ungeniert über den Witz eines Erwachsenen amüsierte. Xander konnte nicht anders, als dem Riesen zu vergeben, und erklärte nun etwas ruhiger: "Ich will auch nach Hause kommen, okay? Aber es muss einen anderen Weg hier raus geben. Vielleicht, wenn wir es zurück in die Oasis schaffen und Renard finden, können wir das Rätsel um den Überfall lösen und Mr. Harold retten. Und dann erpressen wir Mr. Knüppel, indem wir seinen Komplizen gefangen halten."

"Ähm... wer sind diese Leute, von denen du redest?", fragte Hektor verwirrt. Xander erklärte in kurzen Sätzen, was sich in der Traumwelt mit seinem neuen Rekruten zugetragen hatte, und dass er glaubte, es handle sich um einen Überfall oder eine Erpressung von Mr. Harold, den man in der realen Welt nur schwer zu fassen bekommen würde. "Dieser Mann muss entweder sehr mächtig oder sehr reich sein, vielleicht auch beides", erklärte Xander, während Hektor neugierig seinen Überlegungen lauschte. "Renard hat mich benutzt, um in der Traumwelt zu bleiben, wenn alle anderen wieder in die reale Welt zurückkehren. Er hat mich gezielt ausgewählt, da bin ich mir sicher. Er muss Insiderwissen haben. Als er Mr. Harold gefunden hatte, wollte er mich loswerden. Wenn ich Renard wiederfinden und zur Rede stellen kann, könnte ich die Situation vielleicht aufklären. Vielleicht kann ich Mr. Harold retten – und uns."

"Ich verstehe, dass du deinen Job gut machen willst", gab Hektor zu, "aber ich will einfach nur hier raus. Sollen sich die Polizei und die IT-Security um Renard und seinen Komplizen kümmern. Du kannst meinetwegen allein in die Traumwelt gehen – ich breche zur Not die Tür auf."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 20 ⏰

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