POV von Eos
Ich schreckte zusammen, als Fips und Rhun in unser Zimmer reinplatzen. Fips stützte Rhun. Rhuns Gesicht blutete stark und beide waren völlig außer Atem. " Da seid ihr ja wieder!", sagte Klaus, er kehrte den beiden den Rücken zu und war gerade dabei unser Fenster zu reinigen. Als er sich umdrehte und die beiden erblickte, erstarrte er. " Rhun was... ist denn mit deinem Gesicht passiert?", er eilte zu Rhun und stützte ihn mit Fips bis zu seinem Bett. Dankbar legte er sich hin. Danach ging Fips mit zügigen Schritten zu mir und ehe ich mich versah schubste er mich nach hinten. Erschrocken starrte ich ihn an. " Was soll das?", fragte ich verwirrt. " Was das soll? Du hast uns die ganze Zeit belogen!", rief er aufgebracht und hielt mir meine Mohnblume vors Gesicht. Verzweifelt blickte ich ihn an. " Ich kann das erklären!", entgegnete ich. " Unter anderem wegen dir ist Rhun jetzt verletzt du Idiot!", fluchte er. Ich hatte noch nie so viel Hass in seinen Augen gesehen wie jetzt. " Wegen mir?", ungläubig schaute ich panisch erst zu Rhun und dann wieder zu Fips. " Kann mir mal jemand erklären was hier überhaupt los ist?", fragte Klaus, er saß immer noch neben Rhun auf dem Bett und schaute fragend zu uns. Fips atmete einmal tief durch, bevor er antwortete: " Eos du musst uns jetzt rausbringen und zu einem Arzt führen.", ich sah wie viel Überwindung es ihn kostete mich nicht gleich wieder anzuschreien. Beschämt schaute ich zu Boden, was hatte ich nur getan. " Klaus, wo ist Zeke?", fragte Fips dann. " Ich denke er geistert mal wieder durch die Gänge.", erwiderte Klaus überfordert. Während die beiden sprachen überlegte ich. Es war alles meine Schuld und ich musste irgendwas tun. Entschlossenheit packte mich. Bevor Fips irgendetwas machen konnte nahm ich Fips meine Mohnblume aus der Hand und stellte sie in die Vase die Klaus uns vor Jahren mal geschenkt hatte. Dann schritt ich zur Tür, "Folgt mir ich führe uns raus, den Rest erkläre ich euch später ", unsicher wechselten Klaus und Fips einen Blick, bevor sie zu Rhun schauten der sie nur erschöpft anblickte.
Ein paar Sekunden später, leitete ich die drei durch die Gemäuer des Waisenhauses. Fips und Klaus stützten Rhun von beiden Seiten, so kamen wir relativ schnell voran. Als wir das Erdgeschoss erreichten, kam uns Zeke entgegen. Auch er war geschockt über Rhuns Zustand, aber wir hatten keine Zeit für lange Erklärungen. Fips erzählte uns, was er mit Schwester Teresa und ein paar weiteren Nonnen angestellt hatte, er war sich jedoch nicht sicher wie lange sie ausgeschaltet waren. Zu fünft schritten wir weiter bis wir a das Eingangstor des Heims kamen. " Keine Chance da raus zu kommen nur die Nonnen haben einen Schlüssel.", murmelte Zeke als uns eine Nonne entgegen kam . Okay jetzt oder nie. Ich richtete meine Hand in Richtung der Nonne und ehe sie sich versah, kam ein blaues leuchten aus meiner Hand. Ich ließ sie mühelos ein paar Meter über den Boden schweben. Erstaunt starrten meine Brüder erst mich und dann die Nonne an.
Und plötzlich ging alles ganz schnell, ich fokussierte meinen Geist auf sie, schloss meine Augen und als ich sie wieder öffnete blickte ich nun nicht mehr durch meine eigenen Augen auf meine Brüder sondern durch die der Nonne. Als ich an mir herunterblickte hatte ich nun eine schwarze Kluft an. Ich war die Nonne. Entgeistert schauten meine Brüder mich an. " Wo ist Eos?", flüsterte Fips, und schaute sich um. Sein Blick blieb auf mir hängen. " Leute ich bin es und jetzt kommt!", entgegnete ich. Meine Stimme klang jetzt rau und alt.
Unsicher folgten mir meine Brüder zum Tor. Ich war mir nicht sicher ob sie das taten weil sie wussten das ich es war, oder weil sie einfach nur Angst vor der Nonne hatten. Ich griff in eine Tasche, welche in der Kluft eingebaut war. Meine Hand tastete nach dem Schlüssel. Bingo! Schnell öffnete ich die Tür und bedeutete den anderen mir hinaus zu folgen. Schnell eilten sie nach draußen, in die ungewohnte Freiheit. Jedoch hatten sie keine Zeit den Moment der Flucht zu genießen so wie ich es damals getan hatte. Rhun war mittlerweile völlig teilnahmslos, er schaffte es kaum einen Schritt selbst zu machen. Er verlor weiterhin viel Blut, auch Klaus und Fips waren mittlerweile blutverschmiert, da Rhuns Blut immer wieder auf die beiden tropfte..
Ich konzentrierte mich wieder auf mich selbst, bis ich wieder meine Gestalt annahm, die Nonne fiel ohnmächtig auf den Boden. " Ist sie.... Tod?", fragte Klaus und schaute mich missmutig an. Ich schüttelte den Kopf, "Nein nur ohnmächtig." Mein Blick ging zum Waisenhaus, ich fragte mich ob wir wohl je wieder zurückkommen würden. "Kommt schon wir müssen weiter!", riss mich Fips aus meinen Gedanken. Er hatte recht. Ich führte sie durch den Wald der am Weisenhaus grenzte. Eine Weile liefen wir alle still nebeneinander her, immer wieder glitt mein Blick zu Rhun, der von schritt zu schritt schwächer zu werden schien. Der Wald war schön, es war Frühling und die Bäume wurden langsam wieder grün. Immer wieder schallte mir durch den Kopf das ich mich noch erklären musste. Ich musste erklären warum ich das Waisenhaus sooft verlassen habe, woher die Mohnblume kam und warum ich ihnen nichts von all dem erzählt habe. Doch im Moment gab es wichtigere Dinge. Ein Blick in die Ferne verriet mir das wir bald da waren. Die ersten Häuser zeichneten sich am Horizont ab. Auch Zeke schien das bemerkt zu haben. " Werden wir jetzt unter die Menschen gehen?", fragte er mich und wirkte sichtlich nervös, keiner von meinen Brüdern hatte je andere Menschen kennen gelernt, die außerhalb des Waisenhauses aufgewachsen sind. Auch ich war anfangs nervös gewesen, " Ja aber die sind normalerweise auch recht freundlich, die sind nicht wie Nonnen.", antwortete ich ihm und lächelte ihn aufmunternd an.
Nach einer Weile kamen wir schließlich in einem kleinen Dorf an. Ich kannte es bereits und lief zielstrebig durch die Menge. " Keiner von euch verwendet seine Kräfte!", drohte ich noch einmal zur Sicherheit. Trotzdem ernteten wir viele Blicke, man sah schließlich nicht jeden Tag fünf identische Jungen von denen einer halbtot war. Schließlich erreichten wir das kleines Fachwerkhaus von Sir Toby, ich kannte ihn bereits. Ein eisernes Schild ragte über der Eingangstür, auf dem " Sir Tobys Arztpraxis" eingraviert war. " Rhun!", hörte ich Fips schreien, als ich mich umdrehte sah ich wie Rhun ohnmächtig von Klaus und Fips festgehalten wurde, sie hatten gerade noch verhindern können das er zu Boden fällt. Wie ein verrückte klopfe ich nun a die Tür der Arztpraxis. Ein kleiner alter Mann, mit weißem Haar öffnete mir die Tür. " Hallo Eos mein Junge was führt dich am helligstem Tag zu mir?", begrüßte er mich freudig. " Mein Bruder braucht Hilfe!", rief ich. Stutzig blickte er zu meinen Brüdern die ihn ebenso flehend ansahen wie ich. " Natürlich, bringt ihn rein!", entgegnete er ruhig, und half uns ihn reinzuschaffen. Er legte Rhun auf eines der Krankenbetten und schob ihn in einen Behandlungsraum. " Ihr wartet hier!", murmelte er und knallte die Tür vor unserer Nase zu. Zu viert setzten wir uns in das Wartezimmer. Einige Zeit schwiegen wir. " Glaubt ihr er kann Ruhn helfen.", fragte Fips zögerlich in die Stille hinein. " Bestimmt.", antwortete ich ihm, " Er erforscht mich schon lange, er weiß wie man Menschen wie uns behandelt.", Ich erntete entgeisterte Blicke von meinen Brüdern. " Er weiß von uns?", " Du kennst ihn?", " Er erforscht uns?", fragten meine Brüder fast gleichzeitig. Verlegen schaute ich zu Boden. " Ich verspreche euch ich werde euch das später erklären... erstmal müsst ihr nur wissen das er weiß was er tut.", versuchte ich meine Brüder zu beruhigen. Verständnislos blickten sie mich an, jedoch hatte keiner genug Energie um sich jetzt noch zu streiten, ich eingeschlossen.
Nach Stunden des wartens öffnete sich die Tür zum Behandlungsraum. Sir Toby strahlte uns entgegen " Eurem Bruder geht es gut!", freundlich wie immer bat er uns herein. Erleichtert atmeten wir alle aus. Wir standen auf und nährten uns dem Behandlungsraum. " Ich konnte seine Verletzung nicht ganz heilen, also bitte reagiert nicht... unangemessen", murmelte er, bevor wir eintraten. Der Raum erinnerte mehr an ein Chemielabor als an ein Behandlungszimmer, überall standen kleine Fläschchen mit seltsamen Flüssigkeiten herum. In der Mitte des Raumes stand ein das Krankenbett. Trotz der Vorwarnung von Sir Toby erschreckten wir uns alle, als wir Rhun erblickten. Er lag im Bett und schien noch zu schlafen. Sein Gesicht war nicht mehr blutig, einzige seine Kleidung verriet das er mal geblutet hatte. Jedoch war etwa ein Viertel seines Gesichts, wortwörtlich ein Skelett, an diesen Stellen sah man weder Blut noch andere Teile des menschlichen Körpers. Auch Sir Toby gesellte sich zu uns, er schien unseren Schock bemerkt zu haben: " Es war leider nicht möglich Rhun vollends zu heilen.", bedauerte er. Ich konnte nichts machen außer ihn anzustarren. Rhun sah zwar nicht schlimm aus, aber definitiv unmenschlich. " Hat er schmerzen?", fragte Zeke, auch er wirkte besorgt. " Es wird ungewohnt sein, aber Schmerzen sollte er nicht haben, nein.", antwortete Sir Toby, " Entschuldigt mich, ich habe Kunden, euer Bruder wird bald aufwachen, falls ihr Fragen haben solltet, ich bin nebenan!", verabschiedete er sich und verließ den Raum.
Es dauerte nicht lange da wachte Rhun auf. Verwirrt blickte er sich um, wir mussten ihn erklären wo er war und er musste erschrocken seine Veränderung feststellen. Wir versicherten ihm das sein neues Aussehen nicht wirklich schlimm aussah, er so aber auf keinen Fall in die Öffentlichkeit konnte. Außerdem mussten wir unbedingt einen Platz zum schlafen finden.
Wir hatten nicht wirklich eine Wahl also entschieden wir, sobald Ruhn etwas erholter war, wieder in den Wald zu gehen. Dort waren wir wenigstens sicher.
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Die Vorgeschichte der 5 Wächter
FanficVor Hunderten von Jahren, waren die 5 Wächter noch vereint. Gefangen hinter den Mauern des alten, von Nonnen geleiteten Waisenhaus. Rhun, Zeke, Klaus, Eos und Fips, verbrachten ihre gesamte Kindheit und Jugend an diesem Ort, in dem sie getestet und...