Donnerstag der 21. September
Elaine Florence Arvanitis
»Neun Tage sind vergangen, seit Azrael ausgezogen ist, oder besser gesagt, seit er einige seiner Sachen gepackt hat, um ins Hotel zu ziehen. Es fühlt sich an, als ob die Zeit stillsteht, während ich versuche, mich an die neue Realität zu gewöhnen. Azrael holt zwar unsere Tochter Octavia von der Kita ab und bringt sie nach Hause, um ihr einzutrichtern, dass alles normal ist, doch für mich ist das eine Lüge. Ich kann ihm nicht einmal in die Augen schauen, seit er mir eine verpasst hat. Diese eine brutale Geste hat alles zwischen uns verändert.
Ich sitze wieder im Park, umgeben von den goldenen und roten Blättern, die sich langsam von den Bäumen lösen und die Ankunft des Herbstes ankündigen. Es ist Mitte September in New York City, und die Luft ist kühl, eine willkommene Erfrischung nach dem heißen Sommer. Heute habe ich meine Entwürfe auf Herr Masons Schreibtisch gelegt, und ich hoffe inständig, dass ich keinen Anruf bekomme, der mir mitteilt, dass ich gekündigt bin. Die Unsicherheit nagt an mir, und während ich hier sitze, fühle ich mich wie in einem Vakuum.
Da taucht Damian auf, mein Ex-Freund, der wegen eines Deals mit meinen Eltern mit mir zusammen war. Er setzt sich neben mich auf die Bank, und ich verspüre sofort ein Gefühl von Vertrautheit, das mir gleichzeitig Trost und Schmerz bereitet. Ich habe ihm immer noch nicht erzählt, dass er eine Tochter hat, und es nagt an mir, dieses Geheimnis vor ihm zu verbergen.
»Wie lief die Vorstellung über den Entwurf, den du für Herr Mason gemacht hast?«, fragt er und sieht mich mit seinem durchdringenden Blick an.
Ich zögere, bevor ich antworte. »Es lief gut, aber ich habe noch keine Antwort bekommen«, sage ich und versuche, meine Stimme neutral zu halten. Es ist die Wahrheit, aber die ganze Wahrheit bleibt unausgesprochen. Damian sieht mir lange in die Augen und spürt, dass etwas nicht stimmt.
»Irgendwas bedrückt dich, oder?«, fragt er schließlich.
Seine Worte lösen etwas in mir aus, und ich kann nicht länger an mich halten. Ich erzähle ihm von dem Vorfall mit Azrael, von der Wut, die in seinen Augen brannte, und wie schnell sich die Situation zugespitzt hat. Ich kann die Tränen nicht zurückhalten, als ich ihm alles erzähle. Damian nimmt mich in den Arm, und in diesem Moment fühle ich mich sicher. Seine Umarmung ist wie ein Schutzschild vor all dem Chaos in meinem Leben.
»Es tut mir leid«, sagt er leise. »Ich hätte nie gedacht, dass es so weit kommt.«
Ich schüttle den Kopf und wische mir die Tränen ab. »Es ist nicht deine Schuld. Ich habe es nicht kommen sehen. Ich dachte, wir wären stark genug, um alles durchzustehen.«
Gerade in diesem Moment klingelt mein Handy. Es ist Herr Mason. Mein Herz schlägt schneller, während ich abnehme. »Hallo?«, sage ich und versuche, meine Stimme ruhig zu halten.
»Hallo, ich wollte dir nur sagen, dass ich deinen Entwurf wirklich mochte«, sagt er mit einer unverkennbaren Begeisterung in der Stimme. »Ich möchte dich bald wiedersehen, um dir direkt den nächsten Auftrag zu geben.«
Ein Gefühl der Erleichterung überkommt mich. »Das klingt großartig! Vielen Dank!«
Als ich auflege, ist Damian bereits neugierig. »Was hat er gesagt?«
»Es lief besser als erwartet. Ich bekomme einen neuen Auftrag«, sage ich und kann das Lächeln nicht zurückhalten.
»Das ist fantastisch! Du hast es verdient«, sagt er und klopft mir auf die Schulter.
Wir beschließen, den Abend in einer Bar ausklingen zu lassen. Octavia schläft bei Azrael im Hotel, und ich genieße die Freiheit für einen Abend. Die Bar ist voll, das Licht gedämpft und die Musik spielt leise im Hintergrund. Wir setzen uns an die Theke und bestellen Getränke.
Während wir anstoßen, bemerke ich, wie Damian mich ansieht. »Ich mache mir Sorgen um dich«, sagt er, und seine Augen sind ernst. »Das mit Azrael... das ist nicht leicht zu verarbeiten.«
Ich nicke, denn ich weiß, dass er recht hat. »Es ist schwer. Ich fühle mich oft allein und verloren. Ich habe das Gefühl, dass ich die Kontrolle über mein Leben verliere.«
»Du hast mich, und ich werde immer für dich da sein. Falls irgendwas sein sollte, kannst du auf mich zählen«, sagt er und lächelt. Seine Worte sind ein Lichtstrahl in meiner Dunkelheit. Ich nehme einen Schluck von meinem Getränk und lasse die Gedanken für einen Moment los.
Als wir die Bar verlassen, ist die Nacht bereits fortgeschritten. Der Himmel ist klar, und die Lichter der Stadt glitzern wie Sterne. Damian begleitet mich zum Taxi, und es fühlt sich gut an, nicht alleine zu sein. »Danke, dass du heute hier warst«, sage ich und sehe ihm in die Augen.
»Immer«, antwortet er und lächelt.
—
Später
Als ich die Tür aufschließe, überkommt mich ein Gefühl der Einsamkeit. Die Stille in der Wohnung ist erdrückend, und ich vermisse Octavia mehr, als ich es mir je eingestanden hätte. Ich gehe ins Wohnzimmer und lasse mich auf das Sofa fallen.
Die Erinnerungen an die letzten Tage überfluten mich. Azrael und ich hatten einmal so viele Träume, und jetzt ist alles in Scherben. Ich schließe die Augen und versuche, an etwas Positives zu denken. An meinen Job, die neuen Aufträge, die Möglichkeiten, die vor mir liegen.
Doch die Gedanken an Azrael sind hartnäckig. Ich frage mich, ob er auch an mich denkt oder ob er einfach nur weiterlebt, als wäre nichts geschehen. Die Wut in mir lodert wieder auf, und ich stehe auf, um mir ein Glas Wasser zu holen.
Der nächste Tag bringt keine Besserung. Ich versuche, mich auf die Arbeit zu konzentrieren, aber meine Gedanken kreisen immer wieder um Azrael und unsere zerbrochene Beziehung. Ich schaffe es nicht, die Fassade aufrechtzuerhalten, und es ist schwer, mit den Kolleginnen und Kollegen zu reden. Ich fühle mich von der Welt entfremdet, als ob ich in einer anderen Dimension existiere.
Am Nachmittag beschließe ich, in die Kita zu gehen, um Octavia abzuholen. Als ich dort ankomme, schlägt mein Herz schneller; ich hoffe, dass sie mich nicht fragt, warum Papa nicht mehr zu Hause ist. Ich betrete den Raum und finde sie, wie sie mit anderen Kindern spielt. Ihr Lachen ist ansteckend, und für einen Moment vergesse ich all meine Sorgen.
»Mama!«, ruft sie und läuft zu mir. Ich nehme sie fest in den Arm, und für einen Moment sind alle Sorgen vergessen.
»Wie war dein Tag, Schatz?«, frage ich, während ich sie immer noch umarme.
»Gut! Wir haben gemalt und gespielt!«, erzählt sie begeistert.
Ich lächle und fühle, wie mein Herz ein wenig leichter wird. »Das klingt toll! Was hast du gemalt?«
»Ein Bild von uns!«, sagt sie und strahlt mich an. »Mit Papa und dir und mir!«
Ein Stich durchfährt mich bei der Erwähnung von Azrael, aber ich versuche, meine Emotionen im Zaum zu halten. »Oh, das klingt wunderschön! Ich kann es kaum erwarten, es zu sehen!«
Wir verlassen die Kita, und ich halte ihre kleine Hand in meiner. Während wir nach Hause gehen, versuche ich, die Gedanken an Azrael beiseite zu schieben und mich ganz auf Octavia zu konzentrieren.
Zu Hause angekommen, bereite ich das Abendessen vor und wir setzen uns gemeinsam an den Tisch. Octavia erzählt mir von ihrem Tag und ich höre aufmerksam zu, während ich mich bemühe, die Sorgen und Ängste aus meinem Kopf zu verbannen.
Nach dem Essen spielen wir noch ein wenig, bevor es Zeit ist, ins Bett zu gehen. Ich lese ihr eine Geschichte vor und schaue, wie ihre Augen langsam schwer werden. »Schlaf gut, mein kleiner Liebling«, flüstere ich, als ich sie zudecke und ihr einen Kuss auf die Stirn gebe.
Als ich das Zimmer verlasse, fühle ich mich müde, aber auch erfüllt. Ich weiß, dass ich stark sein muss, nicht nur für mich, sondern auch für Octavia.
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Futuro pericoloso
RomanceEs ist ein wundervolles Gefühl, wenn man sich verliebt hat und sich nach der Person sehnt. Die Gedanken kreisen ständig um sie, und das Herz sehnt sich nach ihrer Nähe. Jeder Moment ohne sie fühlt sich wie eine Ewigkeit an, und man kann es kaum erwa...