Zwei Welten,ein Herz

02

Jake war der Inbegriff des Bad Boys. Er war der Junge, den jeder kannte, und das nicht nur wegen seiner Lederjacke oder seiner durchdringenden Blicke. Er genoss die Aufmerksamkeit, die ihm zuteilwurde, und wusste genau, wie er sie erzeugen konnte. Mit seinem unverschämten Grinsen und der arroganten Art, mit der er sich bewegte, war er der König der Schule – und er wusste es. Regeln? Wer braucht die schon?

An diesem Tag war die Cafeteria besonders lebhaft, und Jake saß an seinem gewohnten Tisch, umgeben von seinen Freunden. Er erzählte eine witzige Geschichte über einen Lehrer, der sich beim Sport blamiert hatte, als Mia hereinkam. Mit ihrem Buch in der Hand und dem unsicheren Blick, der sie immer begleitete, fiel sie ihm sofort auf. Da ist sie wieder – das schüchterne Mädchen, das immer alleine sitzt.

„Hey, schaut mal! Das kleine Graufell ist wieder da!", rief Jake über den Lärm hinweg, und die Lacher seiner Freunde folgten ihm wie ein Echo. „Was hast du diesmal gelesen? Die Biografie von Mary Poppins?"

Einige der anderen am Tisch lachten mit, während Mia schüchtern den Blick senkte und sich schnell umdrehte. Ihre Reaktion war genau das, was Jake wollte. Ich mache nur Spaß, dachte er, während er sich einen Schluck von seinem Getränk gönnte. Sie sollte lernen, nicht so ernst zu sein.

Aber das Lachen klang hohl in seinen Ohren. Tief in ihm schien ein kleiner Teil zu wissen, dass es nicht richtig war, sich über sie lustig zu machen. Was hat sie dir getan? fragte er sich, aber der Gedanke verschwand schnell. Schließlich war es leicht, sich über die Schwächeren lustig zu machen. Sie war kein Teil seiner Welt, und das machte sie zu einem perfekten Ziel.