Jake blieb einen Moment lang stehen, um den letzten Gedanken in sich aufzusaugen. Der Wind blies durch die Bäume, und das Geräusch der Blätter klang fast wie ein zustimmendes Murmeln. Mia hatte recht – Worte allein reichten nicht. Doch der Wille, sich zu ändern, war ein erster Schritt.
„Wo willst du jetzt hin?" fragte er, als sie sich abwandte, als wollte sie einfach verschwinden.
„Wohin ich immer wollte", antwortete sie, ohne sich umzudrehen. „Vielleicht einfach nach Hause. Vielleicht an einen Ort, an dem ich wieder atmen kann."
„Darf ich mitkommen? Ich meine, ich will nicht, dass du allein bist. Ich will wirklich verstehen, was passiert ist."
Sie zögerte einen Moment, dann seufzte sie und sagte: „Das musst du selbst entscheiden. Ich werde dich nicht aufhalten, aber ich kann dir nicht versprechen, dass es einfach wird."
„Das macht nichts", erwiderte Jake. „Ich bin bereit, es zu versuchen.
Ein kurzer Blick blitzte in ihren Augen auf, ein Funke, der die kühle Luft zwischen ihnen erwärmte. Schließlich nickte sie langsam. „Okay. Aber ich will nicht, dass du es nur tust, um dich besser zu fühlen. Das hier ist kein Spiel."
„Versteh mich nicht falsch, ich weiß, dass es ernst ist", sagte er. „Ich habe genug Zeit damit verschwendet, nicht zuzuhören. Ich will hören, was du zu sagen hast."
Mia führte ihn zu einem kleinen Park, der nicht weit entfernt lag. Die Bäume standen dicht beieinander, und die Nachmittagssonne malte goldene Streifen auf den Boden. Sie setzte sich auf eine Bank und sah auf den Boden, als wäre sie auf der Suche nach den richtigen Worten.
„Ich... ich habe in letzter Zeit viel durchgemacht", begann sie. „Es gab Dinge, die ich nicht teilen konnte. Dinge, die mich gebrochen haben. Und als du mich so behandelt hast, hat es alles nur noch schlimmer gemacht."
Jake nickte und spürte, wie die Schwere ihrer Worte in ihm nachhallte. „Ich hätte nie gedacht, dass es so tief sitzt. Ich war einfach blind."
„Ja", sagte sie leise. „Das war das Problem. Du warst so beschäftigt mit dem Spaß haben, dass du nicht gesehen hast, was um dich herum passiert. Aber ich kann dir nicht die ganze Last aufladen. Das muss ich selbst verarbeiten."
„Ich verstehe. Und ich will da sein, wenn du bereit bist, zu reden. Ich will nicht, dass du dich allein fühlst."
Weißt du, ich habe oft gedacht, dass das Leben einfach in Kategorien passt: Spaß, Arbeit, Freundschaft. Aber es ist viel komplizierter", begann Jake zögerlich.
Mia schaute nach vorn, ihre Miene blieb neutral. „Das stimmt. Wir versuchen, unsere Gefühle zu verstecken, aber sie bleiben trotzdem da."
„Ich habe das Gefühl, ich muss ständig performen", gestand Jake. „Von Freunden, Familie, und sogar von mir selbst – die Erwartungen sind erdrückend."
„Das klingt hart", erwiderte sie kühl. „Aber das ist nicht mein Problem. Ich habe meine eigenen Kämpfe."
Jake nickte, aber ihr Abstand ließ ihn unsicher werden. „Ich hätte für dich da sein sollen. Ich wollte nicht wegschauen."
„Es ist zu spät für das Bedauern", sagte Mia mit einem Ausdruck, der sich kaum änderte. „Wir müssen nicht über die Vergangenheit reden."
„Aber ich möchte verstehen, was du durchgemacht hast", drängte Jake. „Es ist wichtig für mich, dass wir das klären."
Sie wandte sich ihm kurz zu, ihre Augen funkelten. „Ich verstehe, dass du helfen willst, aber es wird nicht einfach. Ich kann nicht einfach alles teilen."
„Das ist okay", sagte Jake schnell. „Ich bin bereit zu warten, wenn du das brauchst. Aber ich möchte, dass du weißt, dass ich hier bin."
„Das weiß ich", antwortete sie, und ihre Stimme war flach. „Aber ich kann dir nicht versprechen, dass ich bereit bin, dir alles zu erzählen."
Ein kurzer Moment der Stille folgte. Jake fühlte sich unsicher, als die Dunkelheit um sie herum dichter wurde. „Ich will, dass du weißt, dass ich für dich da bin. Das, was du erlebt hast, muss nicht allein getragen werden."
„Es ist nicht so einfach", entgegnete Mia, und ihre Stimme war eindringlicher. „Es gibt Dinge, die ich nicht teilen kann. Und ich kann nicht garantieren, dass ich dir vertrauen kann, egal, wie sehr du es willst."
Jake atmete tief ein, kämpfte mit seiner Enttäuschung. „Ich verstehe. Ich möchte nur, dass du weißt, dass ich bereit bin, für dich da zu sein, egal was passiert."
Mia sah ihn an, aber ihr Gesicht blieb ernst. „Das bedeutet mir etwas, Jake. Aber wir können nicht einfach zurückgehen, als wäre nichts passiert. Es braucht Zeit."
„Das weiß ich", erwiderte er leise. „Lass uns einfach hier bleiben, im Moment. Ich bin da, wenn du reden willst."
„Vielleicht", sagte sie, und ein Hauch von Unsicherheit schimmerte in ihrem Blick. „Aber ich kann dir nichts versprechen."
Die beiden blieben noch eine Weile still, und Jake spürte, dass er Geduld haben musste. Es war klar, dass die Brücke zwischen ihnen noch gebaut werden musste, und er war bereit, den ersten Schritt zu machen – auch wenn Mia nicht immer bereit war, ihn zu gehen.
„Wie wäre es, wenn wir uns morgen wiedersehen? Vielleicht für einen Kaffee?", schlug er vorsichtig vor.
„Ich werde sehen", antwortete sie kurz und stand auf. „Ich muss jetzt nach Hause."
Mit einem letzten Blick über die Schulter ging sie, und Jake fühlte, wie die Kluft zwischen ihnen noch nicht überwunden war. Doch die Hoffnung auf eine Veränderung blieb, während er allein im Park zurückblieb.
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Zwei Welten,ein Herz
Teen FictionIn einer typischen Highschool trifft die schüchterne Einzelgängerin Mia auf den beliebten Bad Boy Jake, der für seinen scharfen Humor und seine Provokationen bekannt ist. Mia kämpft mit Unsicherheiten, familiären Problemen und dem Gefühl, nicht dazu...