Kapitel 5

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„Es ist nicht deine Schuld", höre ich ihn gegen meine Haare murmeln.
„Du bist kein Mörder, sondern ein Opfer der Taten deines Vaters und hast dich nur verteidigt", spricht er ruhig weiter. Zögerlich löst er sich von mir und schiebt mich etwa eine Armlänge von sich weg, ohne mich dabei loszulassen.

Nachdenklich zucke ich mit den Schultern. „Das ist möglich, aber es ändert nichts an dem Gefühl, das mich tagtäglich begleitet. Auf der einen Seite vermisse ich meinen Vater. Nicht den der vergangenen Jahre, sondern den aus meiner Kindheit und bedauere, dass es so gelaufen ist und enden musste. Auf der anderen Seite hasse ich ihn für das, was er mir angetan hat", antworte ich ihm und blicke in seine warmen Augen.

„Egal wie, du solltest dir keine Vorwürfe machen müssen. Das, was sich dein Vater und der Rat geleistet hat ist unglaublich und ich weiß du willst kein Mitleid. Dennoch wünsche ich mir, dass dein Leben anders verlaufen wäre und du das nicht hättest durchmachen müssen", fährt er fort.
„Danke Bellamy", hauche ich und blinzle die Träne zurück, die sich aus meinem Augenwinkel schleichen will.

„Dennoch wäre ich dir dankbar, wenn du dieses Gespräch für dich behalten würdest", bitte ich ihn, worauf er sofort langsam nickt. „Das verspreche ich dir und ich gebe dir mein Wort, dass du so etwas nie wieder durchmachen musst", versichert er mir und ein leichtes Lächeln schleicht sich auf mein sonst so kühles Gesicht.

Bellamy scheint meine Dankbarkeit zu bemerken und löst den Blick nach wie vor nicht von mir. Ein seltsames Kribbeln breitet sich in meinem Bauch aus und ich habe das Gefühl, dass die Luft zwischen uns anfängt zu knistern.

Verwirrt von der Situation wende ich mein Gesicht ab, in der Hoffnung, er würde meine roten Wangen nicht bemerken, als er mit seinen Fingern nach meinem Kinn greift und meinen Kopf langsam wieder zu ihm dreht. Plötzlich wird mir bewusst, wie nah wir uns eigentlich sind. Wie hypnotisiert blicke ich in seine Augen und kann mich nicht rühren. Bellamy scheint es genau so zu gehen, denn auch er schaut mich unentwegt an.

Plötzlich erklingen laufe Rufe durch den Wald.
„Hey Leute! Kommt mal her. Wir haben etwas gefunden!", hören wir Clarke.

Erschrocken wende ich meinen Blick ab und wir treten eilig einige Schritte auseinander. Verlegen kratzt sich Bellamy am Hinterkopf.
„Komm. Wir sollten zu den anderen gehen. Vielleicht haben sie eine Spur gefunden", sage ich, während nach wie vor ein leichter Rotton auf meinen Wangen schimmert.

„Du hast Recht", antwortet Belammy und gemeinsam laufen wir zu den anderen, die sich mittlerweile gesammelt haben.
Was war das denn eben bitte? So verwirrt aber gleichzeitig gut habe ich mich zuvor noch nie gefühlt und ich weiß es nicht einzuordnen. Auf der einen Seite habe ich das Gefühl, das meinen Körper immer noch leicht durchströmt, genossen, auf der anderen Seite ärgere ich mich über mich selbst. Aber nicht weil ich es ihm erzählt und somit einen Teil von mir preisgegeben habe.

Ich glaube, Bellamy, dass er mein Geheimnis hütet und es nicht missbraucht und beschließe ihm ausnahmsweise einen Vertrauensvorschuss zu geben, etwas, das ich sonst noch nie getan habe und hoffe es nicht zu bereuen. Aber ich ärgere mich, dass ich es mir erlaubt habe für einen Moment den Fokus unserer Mission zu verlieren und zugelassen habe, dass der Gedanke an Jasper in den Hintergrund rückt. Fest nehme ich mir vor, dass so etwas nicht nochmal passieren wird und ich konzentriert bleibe.

Finn streift mit seiner Hand über einen umgeknickten Ast auf unserer Kopfhöhe und Clarke deutet auf dem Boden. Dort sind Steine zu erkennen, auf denen sich einige Blutflecken befinden. Als Finn mit seinem Finger durch die rote Flüssigkeit fährt, bleibt es an seiner Hand haften.
„Es ist noch frisch", sagt er, während wir uns gegenseitig in die Augen gucken und es nicht verhindern kann, dass die Angst, die durch unseren Körper fließt, spürbar wird.

believe me | Bellamy BlakeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt