Kapitel 11

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Die Tage vergingen wie im Flug und ehe ich es versehen konnte, stand ich gemeinsam mit Valentine in Köln am Flughafen. Mein 30. Geburtstag war inzwischen auch feuchtfröhlich gefeiert worden und nach fast einem Jahr haben wir 5 Mädels und endlich alle wieder zusammen gesehen. Natürlich waren auch all meine anderen Freunde da, alle bis auf Sebastian ließen mich hochleben. Der Alkohol wurde getrunken, die Musik lauter und am nächsten Morgen wurde mit Kater gefrühstückt und wieder aufgeräumt. Gemeinsam mit Valentina, Tabea, Beca und Hedda, die übrigens bei mir geschlafen hatten, war das schnell erledigt und ich konnte endlich anfangen meine Geschenke auszupacken. Das beste Geschenk? Tickets für das diesjährige Taylor Swift Eras Konzert in Hamburg und definitiv der Tattoogutschein.

Nichtsdestotrotz stand jetzt erst einmal der Trip nach London an und auf keinen Kurzurlaub habe ich mich bisher mehr gefreut als auf diesen. "Gate C68" las ich auf dem Boardingpass auf meinem Handy ab, als wir durch die Sicherheitskontrolle durch waren. "Wollen wir uns erst noch, was zum Frühstücke holen? Ich habe langsam echt Hunger und das Boarding ist sowieso erst in einer Stunde?" fragte Valentina mich und sah mich dabei fast schon mit einem flehenden Blick an. Und ich wusste, wenn ihr Hunger größer werden würde, könnte der Tag noch unangenehm für mich werden. "Jaja, du wirst zur Diva, wenn du hungrig wirst" lachte ich und kickte ihr mit meiner Hüfte gegen ihre, als wir uns auf den Weg zum ersten Bäcker machten.

Mit einem Chai Latte, einem leckeren Croissant und einer Zeitung machten wir uns schließlich auf den Weg zu unserem Gate. Während Vally ihr Frühstück direkt verschlang, endschied ich mich dafür es nachher in Ruhe im Flieger zu essen. So groß war mein Hunger noch nicht, obwohl wir seid 5 Uhr schon auf den Beinen waren, vermutlich war die Aufregung und die Vorfreude endlich wieder in meine Lieblingsstadt zu kommen, zu groß. Mein Blick ging aus dem Fenster und haftete sich an die Ryanair Maschine, mit der wir gleich nach Stansted fliegen würden. Kurz gingen meine Gedanken zu Sebastian, seitdem er ausgezogen war, gab es noch viele Streitereien. Er hatte viele Dinge aus dem Haus mitgehen lassen, wovon er mir kein Wort erzählt hat. Drohte mir, dass er das Geld zurückverlangen würde, was er in das Haus gesteckt hatte. Er wollte mir Fernseher, Kühlschrank und andere große Anschaffungen wegnehmen. Selbst alle Handtücher aus dem Badezimmer hatte er bereits in einen Karton gepackt und in den Keller gestellt. Die Frage was ein Mensch mit 10 Handtüchern will, brauche ich glaube ich nicht stellen. Vom Waffeleisen, über alle (und ich meine wirklich alle 187 Schraubendreher), und dem Vakuumierer hatte er mir alles weggenommen. Er redete nicht mit mir, wenn er da war. Ging wortlos in den Keller und holte seine Sachen. Bzw. packte sie in Kartons, lagerte diese im Keller und verschwand wieder.

Prinzipiell kein Problem, das er die Sachen dort lassen konnte, bis er seine eigene neue Wohnung gefunden hatte. Für mich aber ein Problem, wenn ich durch seine Mama erfahre, dass er dort untergekommen ist und er dort im Keller alles hätte lagern können. Was also sollte das? Und wieso war er eingeschnappt, wenn er nicht in mein Haus durfte, wenn ich nicht da war? Warum zur Hölle sollte ich einen Menschen allein in mein Haus lassen, der von vorne bis hinten mein Vertrauen missbraucht hat? Was würde er rausholen? Wäre überhaupt noch irgendwas da, wenn ich wieder kommen würde? Das hier war mein Haus, meine 4 Wände und er war nur noch Gast. Nicht mehr und nicht weniger. Er musste sich nach mir richten, wenn er etwas abholen wollte. Für kein Geld werde ich ihn hier wieder unbeaufsichtigt rumlaufen lassen.

"Julia!!!" riss mich die laute Stimme meiner besten Freundin aus den Gedanken und eine wild wedelnde Hand vor meinen Augen ließ mich kurz zusammenzucken. Erschrocken riss ich meine Augen auf und sah sie an. "Verdammt, wo zur Hölle warst denn du mit deinen Gedanken?? Das Boarding hat angefangen... Wir müssen in den Flieger!" deutete sie mit ihrem Finger Richtung Gate. Tatsächlich, um uns herum waren kaum noch Leute und die, die noch da waren, waren gerade dabei in den Flieger zu steigen. "Oh..." murmelte ich, schnappte meinen Rucksack und ging mit schnellen Schritten gemeinsam mit Valentina in den Flieger. Ab nach London.

"Perfektes London Wetter würde ich sagen!" lachte meine beste Freundin als wir mit unserem Koffer die Underground verließen und im triefenden Regen von Hampstead standen. Kichernd holte ich meinen Regenschirm aus dem Rucksack, öffnete ihn und hielt Varry meinen Arm zum Einhacken hin. Gemeinsam liefen wir die Straße rauf. Unser Hotel war nur wenige hundert Meter von der Underground Station entfernt.

"Vielleicht ist unser Zimmer ja schon fertig, ansonsten geben wir nur unsere Koffer ab und fahren in die Stadt?" schlug ich vor, sah sie kurz an und schon bogen wir auf die Zufahrt unserer Unterkunft. Sie war nicht groß, nicht wirklich luxuriös, aber dennoch hatte der etwas ältere Baustil seinen Charm und ich war schon jetzt völlig entzückt.

Tatsächlich hatten wir Glück und unser Zimmer war bereits bezugsfertig. Somit brachten wir unsere Koffer hoch, machten uns etwas frisch und machten uns anschließend auf den Weg in die City. Inzwischen hatte es aufgehört zu regnen und wir konnten unsere Tourihotspots entspannt ohne Regenschirm genießen. Tower Bridge, Big Ben, Buckingham Palace. Wie oft ich diese historischen Gebäude bereits gesehen hatte, konnte ich gar nicht mehr sagen, aber immer wieder fesselten sie mich aufs Neue. Diese Mischung aus alter und neuer Architektur war für mich immer wieder bezaubernd. Diese Stadt hatte es einfach geschafft, sich in mein Herz zu schleichen.

"Es ist toll mit dir hier zu sein, Schatz!" legte Valentine ihre Arme um mich und zog mich inmitten auf der Tower Bridge in eine feste Umarmung. Lächelnd erwiderte ich diese, drückte sie fest an mich und schloss meine Augen. Ohne Sie hätte ich die letzten Wochen kaum überstanden. Auch wenn wir hunderte von Kilometer entfernt lebten, sie war da. Jeden Tag! Wir telefonierten, sie hörte mir zu, brachte mich zum Lachen. Eben das, was eine beste Freundin ausmachte. Dafür werde ich ihr auf ewig dankbar sein. Und jetzt gemeinsam mit ihr in London zu sein, bedeutete mir so viel. Daher konnte und wollte ich in diesen Moment meine Tränen nicht mehr zurückhalten.

Langsam löste ich mich von ihr und legte meine Hände auf ihre Oberarme. Ihre Augen richteten sich auf mich und ihr blick vermischte sich aus erschrocken und besorgt. "Süße..." hauchte sie sofort, doch ich schüttelte den Kopf. "ich bin okay, ich... will dir gerade einfach danke sagen! Danke für deine Freundschaft, danke dafür das wir uns gefunden haben. Ich will dich einfach nicht mehr missen. Ich hab dich lieb!" Meine Worte kamen von Herzen und waren genau so gemeint, wie ich sie gesagt hatte. Nun waren es Valentinas Augen, die sich mit Tränen füllten und sie mich wieder fest an sich zog "Ich hab dich auch lieb, Schatz. Ich werde immer da sein, wenn du mich brauchst! Immer!" sie drückte mir noch einen dicken Kuss auf die Wange, ehe sie sich löste und lachend ihre Tränen wegwischte "Genug geheult jetzt. Ich hab Hunger und hab gehört, von so einem blonden Iren, das Nandos ganz gut sein soll!" Breitgrinsend sah ich sie an und nickte "Nandos klingt gut!"

Somit suchten wir schnell den nächsten Nandos in der Nähe und saßen kurz darauf in einem und gönnten uns einen leckeren Piri Piri-Wrap. Besser hätte der erste Tag in London gar nicht starten können. Naja gut, auf den Regen hätte ich tatsächlich dann doch verzichten können, aber irgendwie gehörte das auch zu einem richtigen Trip nach England dazu.

"Ich habe übrigens noch eine kleine Überraschung für dich!" sagte Valentina, während ich gerade das letzte Stück meines Wraps in den Mund schob. Fragend sah ich sie an "Hm?" murmelte ich mit vollem Mund, was sie nur kurz schmunzelnd den Kopf schütteln ließ. "Wir gehen heute Abend ins Theater!" erzählte sie weiter. Theater? Ich schluckte mein Hähnchen herunter und sah sie an "Was für ein Theater?" wollte ich von ihr wissen. "Ins Bridge Theater" "VALENTINA... lass dir nicht alles aus der Nase ziehen... Wieso gehen wir da hin??" wollte ich wissen und beugte mich ungeduldig zu ihr nach vorn. Lachend griff sie in ihre Tasche und zog zwei Tickets heraus. "Du hast so gern Bridgerton gesehen... und du warst so in love mit Anthony... Naja, also der Schauspieler... also Jonathan Bailey spielt dort ein Theaterstück und... ja du wirst ihn heute Abend auf jeden Fall mit deinen eigenen Augen sehen!"

Noch während sie weitersprach, wurden meine Augen immer größer und ich konnte nicht glauben, was sie mir da gerade erzählte. Theater? Jonathan Bailey? Heute? "Naja, somit konnte ich dir wenigstens ermöglichen einer deiner Lieblingsbriten zu treffen!" grinste sie mich an, was mich dann doch kurz auflachen ließ. "Das heißt du hast Harry nicht eingeladen?" grinste ich und boxte ihr leicht gegen die Schulter, was sie nun auch lachen ließ "er hat leider nicht auf meine Anfrage geantwortet" zuckte sie mit ihren Schultern. Mit großen Augen starrte ich sie an "du hast nicht..." "Bist du irre? Nein!" Lachend saßen wir beide uns gegenüber und hielten uns den Bauch.

Somit saßen wir am Abend in der 3. Reihe eines superschönen Theaters direkt an der Tower Bridge und warteten darauf das dieser unglaublich heiße Engländer die Bühne betrat. Ich sag ja, ich hatte mit Abstand die besten Freunde in meinem Leben. Sebastian war für diesen Tag endlich mal vergessen.


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⏰ Letzte Aktualisierung: 2 days ago ⏰

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