Das Leben geht weiter

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A/N : Ich habe alle in Französisch gesprochene Passagen unterstrichen

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A/N : Ich habe alle in Französisch gesprochene Passagen unterstrichen.

„Guten Morgen, Mr. Watto. Jetzt ist es offiziell, in ein paar Tagen fange ich an bei NASA in Pasadena zu arbeiten. Ich bin gekommen, um Ihnen für alles zu danken, der Job hier hat mich über die Jahre überleben lassen...was ist mit Ihrem Bein, wieso humpeln Sie?"

„Alte Verletzungen, die ich bei Wetterumschwung spüre."

„Verletzungen?"

„Komm, gehen wir ins Büro, du bekommst noch ...einen letzten Check." Er lächelte, was Anakin noch nie gesehen hatte.

Anakin setzte sich. Watto humpelte zu seinem Schreibtisch und nahm das Checkheft aus der Schublade, schrieb die zuletzt vereinbarte Summe, unterschrieb und schob den Check Anakin zu. Er setzte sich und rieb das Knie mit schmerzverzerrtem Gesicht.

„Ja, die Verletzungen...schmerzen....aber mehr seelische als körperliche..."

Anakin schwieg, schaute ihn nur an. Er dachte, Watto wird schon reden, wenn er will, aber er war bereits neugierig, was sich hinter der Geschichte mit Verletzungen verbirgt.

„Ich stamme aus Ecuador..." fing er an.

Anakin wusste nicht, ob er ihn unterbrechen sollte oder nicht, dann sagte er doch: „Ich habe Sie so geschätzt, dass sie ein Latino sind."

„Indio, genau genommen...Nun wie ich sagte, ich stamme, ich komme aus Ecuador. Mein Vater war ein Ecuadorianer, wenn man das so sagen kann. Meine Mutter war Amerikanerin. Mein Vater war ein außerordentlich kluges Kind und wurde von der Katholischen Kirche in Obhut genommen und gefördert. Er studierte Biologie an der Universidad Central del Ecuador in Quito. Mit einem Stipendium studierte er weiter an Stanford, wo er auch promovierte. Dort traf er meine Mutter und sie verliebten sich. Als mein Vater seinen Doktortitel hatte, musste er das Land verlassen...sie heirateten und verließen zusammen die USA. Das war Ende der sechziger Jahre. Meine Mutter kam zweimal nach L.A., um ihre Kinder zu gebären. Ich hatte eine ältere Schwester, Yuma, sie war Ärztin, genau wie unsere Mutter. Ich weiß nicht, ob du die Geschehnisse der 90er Jahre in Ecuador kennst...ich erzähle dir was zu meinen Verletzungen geführt hat....falls du Zeit hast..."

„Ja, bitte, es interessiert mich."

„Nachdem es 1986 zum Zusammenschluss des indigenen Verbandes aus dem Hochland, und dem Amazonasgebiet kam, kam es 1990 zu den ersten landesweiten Protesten. Der Regierung wurde ein Manifest vorgelegt. Verlangt wurde die Reform der ecuadorianischen Verfassung und die Erklärung des Landes zu einem multinationalen Staat. Außerdem wurde die Anerkennung der territorialen Rechte der indigenen Völker gefordert. Konfrontiert mit der Wucht der Bewegung, sah sich die damalige Regierung von Präsident Rodrigo Borja gezwungen zu verhandeln. Diese wurden nach einigem Hin und Her ergebnislos abgebrochen. Die Kompromisslosigkeit der Regierung hatte 1992 weitere Aufstände zur Folge und Borja erkannte schließlich die Rechte der Indigenen über mehr als eine Million Hektar Land an, das war aber nur die Hälfte des geforderten Territoriums. Die Forderung nach der Anerkennung Ecuadors als multinationaler Staat wurde 1992 noch als Gefährdung der nationalen Einheit abgelehnt. Die 90er Jahre waren geprägt von mehreren Protestwellen, die 1999 im Sturz des damaligen Präsidenten Jamil Mahuad, ...wie du vielleicht weißt. Aber noch bevor es zu seinem Sturz kam, waren die Proteste brutal und blutig. Während die Proteste tobten und die Demonstranten sich mit der Polizei und Spezialeinheiten die blutigen Straßenschlachten lieferten, wagte sich keiner aus der Wohnung. Wir beobachteten das schreckliche Geschehen und als die Polizei abzog, lief meine Mutter runter, um die Verletzten zu versorgen...die Ärzte fühlen sich ihrem Eid verpflichtet, du weißt. Kaum war sie draußen, da kamen noch mehr Demonstranten und die Polizei kam zurück. Sie schlugen zu, jeden einzelnen von ihnen...mit den Kolben ihrer Gewehre auf den Kopf. Meine Mutter bekam einen gewaltigen Schlag auf die Schläfe und sie fiel. Ich rannte raus und hob ihren Kopf, sie blutete stark. Mir schien, als würde sie das Bewusstsein verlieren. Dann sah ich meine Schwester aus der Tür rennen, gerade in die Arme der Polizei. Sie haben sie abgeschleppt, sie schrie, das werde ich nie vergessen. Ich saß auf dem Boden und hielt den Kopf meiner Mutter. Ich bekam auch ein paar Schläge auf die Beine, aber die waren nicht tödlich. Ich sah, dass meine Mutter sterben würde, sie schaute mich an und sagte...verlasse dieses Land, jetzt sofort...gehe zu meiner Familie..und dann sah ich das Leben aus ihren Augen weichen. Sie starb in meinen Armen..." Er fasste sein Nasenrücken mit zwei Fingern und schien, als ob er weinen würde... „ ...ich ließ sie liegen, rannte ins Haus, nahm das ganze Geld, Schmuck, den ich fand und meine Geburtsurkunde und lief durch die Seitenstraßen zu der amerikanischen Botschaft, ich hatte keinen Pass. Sie ließen mich dort bleiben bis zum nächsten Morgen und schickten mich dann zum Konsulat. Ich bekam so einen provisorischen Pass, sodass ich ausreisen könnte. Bei einem Juwelier in der Nähe vom Bahnhof verkaufte ich den Schmuck meiner Mutter und bekam gerade so viel, dass ich ein Ticket nach L.A. kaufen konnte. Zum Flughafen kam ich per Anhalter. Ja, so kam ich zu meinen Verwandten, hier in Westwood. Meine Großeltern lebten zu diesem Zeitpunkt nicht mehr, aber die zwei Schwestern meiner Mutter. Sie waren entsetzt und am Boden zerstört. Die haben mich unterstützt, aber es war schwer am Anfang, ich nahm jeden Job an, den ich finden konnte. Ich war Maschinenbaustudent im zweiten Semester, ich wusste nicht so viel. Also entschied ich mich, diese Garage zu übernehmen, als der Mann meiner Tante starb. Ich suchte später nach meiner Schwester und erfuhr, dass sie im Gefängnis an Lungenentzündung starb...eher an Misshandlungen. Mein Vater hat sich das Leben genommen. Er verlor seine Frau, Tochter und wusste nicht, wo ich war, wahrscheinlich hatte er angenommen, dass ich verschwand...wie viele in diesen unruhigen Tagen. Wie du siehst, Anakin, mir geht es finanziell gut, ich habe ein kleines Haus, diese Garage, aber sonst nichts. Alles was ich liebte, habe ich verloren und wäre ich nicht ein gläubiger Katholik, wäre ich längst den Weg meines Vaters gegangen."

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