Adeline - POV
Mein Kopf dröhnt und schmerzt an meinem Hinterkopf. Mein Mund ist trocken und versuche langsam meine Augen zu öffnen. Was zur Hölle ist passiert? Das letzte Mal hatte Seth mich und sein starker Arm drückte meine Kehle zu. Langsam bekam ich keine Luft und danach...ich kann mich nicht erinnern. Aber da mein Hinterkopf schmerzt, befürchte ich, dass Seth mich am Kopf geschlagen hat, so hart, dass ich ohnmächtig geworden bin.
Meine Augen sind offen und ich bin gefesselt. An den Fußgelenken spüre ich Seile und um meine Brust sind ebenfalls Seile um mich. Da das nicht reicht wurden meine Handgelenke ebenfalls zugeschnürt. Ich sitze in der Falle. Scheiße. Die gute Nachricht ist, ich bin immernoch in meiner Wohnung. Der Wichser hat mich mitten im Wohnzimmer auf einen Stuhl hingesetzt und gefesselt. Ich sitze genau vor der Aussicht, sodass einige mich sehen können.
Ich drehe mein Kopf herum um zu sehen wo er ist. Ich entdecke ihn wie er mein Whiteboard betrachtet, auf dem alle Informationen über Ryan stehen. Scheiße. Scheiße. Scheiße. Ich hatte eine große Decke über das Whiteboard gegeben. Ich sehe nur sein Rücken der zu mir gedreht ist, er hat seine Anzugsjacke ausgezogen und liegt auf dem Küchentresen. Ich habe mit Vorsicht die Informationen über Ryan auf dem Whiteboard angepinnt und geschrieben. Es sind Sachen über ihn, die Seth eigentlich schon wissen sollte. Daher habe ich keine Angst davor, dass ich aufgeflogen bin. Ich besitze nichts, was mich meiner Vergangenheit in Verbindung setzt. Als wäre ich eine neue Person. Keine Vorgeschichte. Nur ich. Nur Adeline.
„Echt interessant wie du das ganze strukturierst. Habe eine klare Übersicht bekommen. Nur sind die Information für jeden bekannt." Ich weiß nicht wie er wusste, dass ich aufgewacht bin, aber er dreht sich zu mir um und verschränkt seine Arme.
„Und? Konntest du etwas brauchbares in meiner Wohnung finden?", frage ich und ignoriere seine Aussagen.
Sein intensiver Blick ruht auf mich und ich balle meine Hände zu Fäusten. Er kommt näher und steht vor mir. Ich muss auf ihn hinauf schauen.
„Das ist echt verdächtig Adeline. Du hast gar keine privaten Gegenstände hier. Du versteckst deine Identität. Als hättest du keine Seele, nur dein Körper ist am Leben.", seine Stimme ist kratzig und leise. Es ist so still hier, dass ich mein Herzklopfen hören kann. Mein Atem beschleunigt sich, weil ich langsam Angst bekomme. Ich habe nichts in der Nähe, das ich zugreifen könnte um mich zu verteidigen. Ich bin so fest gefesselt worden, dass ich mich kein Millimeter bewegen kann.
„Ist das nicht komisch?", er nimmt mein Kinn zwischen seinen Daumen und Zeigefinger und zwingt mich ihn anzusehen. „Vielen Menschen geht es auch so. Man denkt man würde leben, doch manchmal realisiert man, dass die Seele in einem schon längst tot ist. Der Körper ist es, der lebt. Nicht die Seele. Und in dem Moment wenn man es realisiert, entsteht diese Leere in deinem Inneren. In deinem Herzen. Und alles um dich wird plötzlich so still. Und du denkst nur daran, wie es so kommen konnte." Er benimmt sich langsam wie ein Psychopath.
„Wer steckt in dir Adeline?", fragt er mich. Und plötzlich verstehe ich die Frage die er mir stellt. Mein ganzes Leben, habe ich mich dafür vorbereitet diesen Auftrag zu erledigen. Mein Vater hat mich vor der ganzen Welt versteckt, wodurch ich nie die Welt sehen konnte. Öffentliche Schule? Nie im Leben, ich wurde privat unterrichtet. Studium? Privat studiert, Professoren waren jeden Tag bei mir zuhause und haben mich unterrichtet. Und wenn ich mal raus wollte, dann mit ungefähr 10 Arbeiter von meinem Dad. Ich konnte nie das tun was anderen taten. Alles was ich wusste war, dass ich Dad dabei helfen musste, die Welt zu retten. Ich habe jedoch vergessen, wer ich war oder sein wollte. Meine Bedürfnisse zur Seite geschoben und alles getan was Dad wollte. Und ich würde trotzdem alles für mein Dad tun, aber dabei habe ich mich selbst vergessen. Wer war ich eigentlich? Wer bin ich? Wer wollte ich sein?

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Adeline.
Teen FictionSie hat einen Auftrag - doch dieser ist weit mehr als nur eine Mission. Nach Jahren der gnadenlosen Ausbildung durch ihren Vater steht sie nun allein in den dunklen Gassen von New York, bereit, alles zu opfern. Ihr Ziel: die Welt zu retten. Doch um...