1. Kapitel: Angekommen ...

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"Morgen geht's los!", sagte ich innerlich zu mir selbst mit einem breiten Lächeln auf den Lippen. Ich konnte es kaum erwarten und war so aufgeregt, dass ich kaum schlafen konnte. Es war der Beginn eines neuen Lebensabschnitts. Der Schritt ins Arbeitsleben und damit auch der Schritt ins "Erwachsenseins". Wie schnell die Zeit verging. Drei Jahre Studium vergingen wie im Flug und schon lange freute ich mich darauf endlich die Uni hinter mir zu lassen. Mein Leben hätte bis jetzt kaum besser laufen können. Mit dem Kopf voller Gedanken schlief ich ein.

5:30 Uhr: "Drrrrrrrrrrrrrrr!". Den Wecker, der gerade unerträgliche Geräusche von sich gab, hätte ich nicht gebraucht. Ich war vor ihm wach und stand, währenddessen dieser munter vor sich hin klingelte, schon im Bad, um mich für meinen ersten Arbeitstag vorzubereiten. Ich sah mich im Spiegel an. Eigentlich war ich relativ zufrieden mit meinem Aussehen. Ich hatte dicke, dunkle Haare, die durch die Wellen mein Gesicht umspielten . Okay, zugegeben, ich hatte hier und da auch ein paar Fettpölsterchen, eine zu breite Hüfte und einen leichten Ansatz von X-Beinen, kaum zu sehen aber dennoch da. Mit meinen 1,60m Größe war ich nun auch nicht der Riese in Person und wirkte eben doch etwas pummelig. Ein paar Kilo konnte man aber ja mit der richtigen Kleidung verstecken, redete ich mir ein, lief die Treppe hinab und stieg ins Auto. Auf dem Weg zur Arbeit drehte ich die Musik laut. Ich sang freudig mit, da ich mich vor allem auf meine ganzen Kollegen freute, die ich schon aus meinem dreimonatigen Praktikum kannte. Auf dem Parkplatz angekommen, schaltete ich mein Auto ab, lehnte mich zurück und genoss den Moment angekommen zu sein. Nicht nur angekommen auf dem Parkplatz, an meiner Arbeitsstelle, sondern auch angekommen im Leben. Ich nahm meine Tasche vom Beifahrersitz, stieg aus dem Auto aus, schloss es ab und begab mich auf den Weg in die Einrichtung. Alles war so bekannt, so vertraut. Der schmale Weg durch das Tor, die Wendeschleife der Busse, die liebevoll angelegten Beete am Fuße der Einrichtung, die Gerüche der Frühblüher, das Zwitschern der Vögel, der Sonnenschein, der mich sanft anstrahlte und der Eingang, über dem groß und breit willkommen stand. "Willkommen", las ich und grinste. Ich war früher, schon immer, mindestens eine halbe Stunde vor Beginn der Arbeitszeit da. Ich loggte mich an der Stechuhr ein, brachte meine Tasche ins Büro, holte einen Kaffee am Automaten und setzte mich auf den Innenhof, um eine Zigarette zu rauchen. Das war mein Ritual am Morgen. Schon immer.

Ich war die Erste. Nur ein Kollege der Frühschicht war vor mir da und brachte die Maschinen in Gang. Langsam fanden sich auch die anderen Kollegen ein, gesellten sich zu mir auf den Innenhof - zumindest die Raucher unter ihnen - und begrüßten mich mit den Worten "Schön, dass du da bist!" und einer herzlichen Umarmung.

Ich war anerkannt. Trotz der kurzen Zeit, die ich bisher dort im Praktikum verbrachte, wurde ich für meine Freundlichkeit, meine Ruhe und meine Zuverlässigkeit geschätzt. Ich hatte ein sehr gutes Verhältnis zu meinen Kollegen und darauf war ich stolz.

Auf dem Weg in mein Büro, welches ich mir schon am letzten Tag meines Praktika liebevoll eingerichtet hatte, traf ich einige Kollegen. Die meisten noch müde und verpeilt - zum Montag Morgen um 7 Uhr verständlich - aber dennoch freudig mich zu sehen. Und wie ich mich erst freute. Ich war angekommen, angekommen beruflich, angekommen privat, angekommen im Leben. Zumindest dachte ich das....

Der JokerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt